New York Fashion Week Backstage Report #2 – TANYA TAYLOR

New York Fashion Week Backstage Report #2 – Tanya Taylor. Die zweite Show, bei der ich vergangenen Freitag in New York hinter die Kulissen schauen konnte, war die von Parsons Absolventin Tanya Taylor. Ihre Kollektionen hängen inzwischen in renommierten Häusern wie Saks Fifth Avenue, Bergdorf Goodman oder Neiman Marcus und zu ihren Fans gehört mitunter First Lady Michelle Obama. Ihr Stil ist geprägt von floralen Prints und Musterkombinationen, was sich auch in den Beautylooks wiederspiegelt. Grund genug, sich die Nägel, für die wieder Madeline Poole von Sally Hansen verantwortlich war, genauer anzuschauen.


Ich bin in Soho, denn hier findet die Show von Tanya Taylor statt. Anders als die großen Designer, die im Skylight at Moynihan Station zeigen, handelt es sich hierbei um eine Off-Location. Das schöne an diesen Locations ist, dass man in Räumlichkeiten und an Orte kommt, an die man sonst nie kommen würde. Während ich als Tourist einfach an der Location vorbeiziehen würde, schlupfe ich dieses Mal durch einen kleinen Hintereingang und finde mich keine 15 Schritte weiter mitten drin im Model-Visagisten-Gewusel.

Die Atmosphäre hier ist ähnlich wie bei Adam Selman: Models, die von A nach B geschickt werden, Menschen mit Headsets, die mich mehrmals fast über den Haufen rennen, und mitten drin wieder Madeline Poole, die seltsamerweise jedes Mal die Ruhe selbst ist. Als Profi und nach zig Shows hat sie den Dreh raus, auch in den hektischsten Situationen den Überblick über alle zu lackierenden Hände zu behalten und mir in dieser hektischen Phase noch in aller Ruhe ein Interview zu geben.


Liebe Madeline, wie sieht der Look für Tanya Taylor aus?
Was macht ihn aus?
Für Tanya Taylor habe ich vier verschiedene, gestreifte Looks kreiert, die auf die einzelnen Models und die Looks, die sie während der Show tragen, angepasst sind. Das Design orientiert sich wieder am Negative Space Design. Das heißt: der flächige Nagel bleibt farblos und ich lackiere nur einzelne Linien in verschiedenen Farben und Stärken. Ich habe mich hier für Töne in grau, rot, orange und schwarz entschieden, weil sie super zur Kollektion passen.

Der Pinsel bzw. Nagellackdeckel, mit dem du die Streifen aufträgst,
sieht nicht wie ein gewöhnlicher Nagellackpinsel aus.
Ja, ich weiß (lacht). Statt den normalen Pinsel zu verwenden, benutze ich einen Deckel, der einen sehr feinen Pinsel hat und zufällig auf die Fläschchen der Sally Hansen Lacke passt. Ich habe ihnen bei Amazon entdeckt und gleich hundertfach bestellt. Das ist meine Geheimwaffe, wenn es um akkurate, feine Linien geht. Das praktische daran ist, dass ich nicht einen Pinsel habe, den ich nach jeder Farbe reinigen oder ein großes Pinselsortiment mit mir herumschleppen muss, sondern einfach jeden Lack direkt applizieren kann. Cool, oder?

Ja, ziemlich cool. Und gibt es einen Trick, wie man die Linien so schön gerade von einer Seite des Nagels zur anderen zieht?
Ich fange immer auf der einen Seite an und ziehe die Linie bis zur Mitte. Dann setze ich auf der anderen Seite in der gleichen Höhe neu an und verbinde einfach beide Linien. So klappt das eigentlich ganz einfach. Wer mit zittrigen Händen zu kämpfen hat, der kann auch schmale Plastikstreifen aufkleben und diese anschließend abziehen. Wenn ich das hier aber bei jedem Model machen müsste, würde das zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Für den Fall, dass ich patze, habe ich einen Nagellackkorrekturstift oder einen mit Nagellack getränkten Pinsel einstecken, mit dem ich kleine Fehler sofort korrigieren kann. Zudem habe ich die Nägel vorab mit einem Base Coat und später mit einem Top Coat (Insta-Dry von Sally Hansen) lackiert, damit das Design besser hält. Der Base Coat wirkt quasi wie ein Instagram-Filter: er bessert kleine Unebenheiten auf dem Nagel aus (lacht).

Die Nägel für Tanya Taylor’s Show sind in Grau-, Rot-, Orange- und Schwarztönen gehalten. Warum hast du dich für diese Farben entschieden?
Tanya war dieses Jahr in Marokko und war sehr inspiriert von den vielen gewebten Kleidern und aufwendigen Schmuckstücken, die dort übereinander getragen werden. Ihre Kollektion ist eine Hommage an handgefertigte Textilien, Flechtkunst und lebendige Stofffärbungen aus Afrika und diese Ästhetik wollte ich fortführen. Also habe ich einen gestreiften Look entworfen, der die bunten, vielschichtigen und aufwendig gelayerten Schmuckstücke der Massai Kultur widerspiegelt. Entstanden sind die vier Designs, die quasi als einzelne Schmuckstücke auf dem Nagel getragen werden. Dadurch, dass jedes Model seinen eigenen Look samt unterschiedlicher Streifenstärke bekommt, erhält jede Hand so eine einzigartige Kombination aus Farbe und Struktur. Ursprünglich wollten wir eine Swarovski Perle auf dem Nagel platzieren, aber das sah seltsam und übertrieben aus. Also haben wir uns für diese vier Farb-Kombinationen entschieden.

Wann und wie ist der Look überhaupt entstanden?
Ich habe mich dreimal mit Tanya getroffen, wobei die Termine ziemlich nah beieinander lagen, um die kreative Zusammenarbeit bestmöglich zu gestalten. Wir hatten beide grobe Vorstellungen, wie der Look am Ende aussehen soll und haben dann gemeinsam mit der Farbauswahl begonnen. Als die Entwürfe standen, haben wir uns mit dem Stylist getroffen und alle Looks an einem Testmodel durchprobiert. Finalisiert haben wir alles vor zwei Tagen (lacht).

Die Nägel sind kurz und gerade gefeilt. Warum? Man könnte ja auch einen längeren Nagel in Streifen hüllen?
Ja, das stimmt, aber durch die Negative Space Technik sieht man ziemlich viel Nagel und eben auch viel Nagelspitze. Die ist nicht besonders ästhetisch, wenn sie unlackiert ist, da man jeden kleinen Makel und Schmutz direkt sieht. Das finale Ergebnis sieht dadurch meistens nicht besonders hübsch aus. Ich würde aus diesem Grund eigentlich jedem, der im Negative Space Nail Design lackieren möchte, raten die Nägel kurz zu feilen.

Feilst bzw. lackierst du dir eigentlich selbst die Nägel oder gehst du zur Maniküre?
Wenn ich die Zeit finde gehe ich eigentlich immer zur Maniküre. Klar helfe ich hier und da selbst nach, aber ich genieße es total, mich auch mal verwöhnen zu lassen. Dafür gehe ich eigentlich immer in einen x-beliebigen Nagelsalon, da kann im Prinzip nicht so viel falsch machen. Gerade in New York hat fast jeder Nagelsalon irgendeine Person, die besonders gut lackieren kann und dir für circa 20 Dollar super hübsch die Nägel macht.

Was steht für dich nach New York an?
Ich fliege noch zur Fashion Week nach Paris, um die Stella McCartney zu betreuen. Danach geht es für einige Presseevents und Photoshootings weiter nach Irland und Moskau. Anschließend fliege ich direkt nach Jamaica, um Urlaub zu machen. Das mache ich eigentlich nach jeder Fashion Week (lacht). Es ist mein Lieblingsspot neben Miami, wo ich mich super erholen kann. Zu wissen, dass ich nach der Fashion Week direkt in den Urlaub fliege, motiviert mich jeden Tag (lacht).

Vielen Dank, liebe Madeline.


Und mit diesen Farben von SALLY HANSEN wurde gearbeitet (je ca. 8 €):


Mein Fazit: Ein cooler Look, der mit vielen Farben, unterschiedlichen Linienstärken und wenig Aufwand umzusetzen ist. Und mit ein wenig Übung schafft man es bestimmt auch irgendwann, die Linien so schön gerade zu ziehen wie Madeline. In gedeckteren Farben wie nude, softem Rosa oder mint stelle ich mir die Streifen super schön zu dicken Pullis vor, die wir ja jetzt leider wieder verstärkt rauskramen müssen. Nächsten Sommer werde ich mir meine Nägel dann auf jeden Fall in alle Trendfarben einstreifen und zu Shorts & Shirt kombinieren.

Hier gibt es jetzt noch weitere Backstage Eindrücke aus meiner Perspektive und dann kommt diese Woche natürlich noch der dritte Trendreport von Prabal Gurung online!

Credit: The Original Copy, Instagram/TanyaTaylor, PR