Egal mit welcher Person aus meinem Umfeld ich mich in den letzten Wochen unterhalten habe, alle sind nur noch fertig. Fertig von der Arbeit, fertig vom vielen Stress, fertig mit der ellenlangen to-Do Liste, die darauf wartet noch vor Weihnachten abgearbeitet zu werden. Wie das gehen soll, wissen die meisten selbst nicht. Das Schlimme daran: die einzige spürbare Veränderung an diesem Zustand ist nicht das Wegstreichen einer ach-so-dringlichen Aufgabe, sondern schlichtweg der Stress und die Panik, die schon allein beim Drandenken in die Knochen kriecht. Ich muss muss muss dieses Thema, was mich doch schon sehr beschäftigt, hier aufgreifen, weil ich a) selbst ähnlich empfinde und b) diesen Blog schon immer für Gedankensammlungen meinerseits genutzt habe. Ich liebe den Austausch mit euch Lesern und freue mich immer über Diskussionen und einen Meinungsaustausch. Solltet ihr also das Bedürfnis haben, hier mitzureden – bitte tut es!
Es ist nun ungefähr so gute zwei Monate her, dass ich immer wieder wellenartige Schmerzschübe in meinem Kopf verspürt habe. Meine Stirn pochte und der bisher nur ab und an spürbare Schmerz verwandelte sich in Kopfweh, das mal hier und mal da in meinem Kopf herum wanderte. Auf einer Autofahrt meinte ich irgendwann zu Timo: „Wenn ich einfach irgendwann spontan umkippe, dann will ich, dass du weißt: ich hatte schon seit Tagen Kopfschmerzen.“ Wie verrückt sich diese Situation im Nachhinein anfühlt, kann ich gar nicht richtig beschreiben. Irgendwie richtig, aber irgendwie halt auch total falsch. Was muss mein Mann gedacht haben? Ist sie jetzt irre? Beziehungsweiße: noch irrer als zuvor? Seine Antwort: du fährst jetzt mal in den Urlaub nach Bali und danach gehts dir bestimmt besser.
Recht hat er. Eigentlich. Aber eigentlich nur eigentlich, denn Bali war auch nur ein Stück Erholung.
Aber dazu gleich mehr. Was ich da überhaupt vor mich hingefaselt hatte, ist mir erst heute bewusst. Mir ging es nicht gut, ich war körperlich auf Anschlag und habe überhaupt nicht umrissen, dass es höchste Zeit war mich zu schonen. Stattdessen suchte ich nach Lösungen. Die Krankheitsgeschichte meines Vaters, der zuerst jahrelang an Krebs erkrankt war und dann an einem Gehirntumor verstarb, kam mir in den Sinn und ich bekam Angst. Richtig Angst. War er es nicht gewesen, der Kopfschmerzen hatte, nichts sagte oder unternahm und nur kurz später weg war? So eine Erfahrung sitzt einem für immer in den Knochen. Ich lief also los zu meinem Hausarzt, gab ein großes Blutbild in Auftrag, Nasenabstrich, Urin-Probe – einmal alles bitte. Ein MRT vom Kopf hätte ich dann auch noch gerne. Irgendwas muss bzw. kann mit mir nicht stimmen. Dieser Tatsache war ich mir beinahe 100% sicher.
Der MRT-Termin kam, ich rollte mit dem Kopf voraus in die Röhre, zitterte mich durch den Warteraum und finalemente in das Zimmer des Oberarzts. Sie haben: nichts! Kopf, Nasennebenhöhlen, Augen. Die drei untersuchten Partien hätten sich nicht von ihrer besseren Seite zeigen können. Gott sei Dank.
Das Kopfweh blieb. Es kamen Schwindel und Sehstörungen hin zu. Nasenabstrich und Urin-Probe zeigten keinerlei positive Ergebnisse, also auch hier alles in Butter. Ein HNO-Besuch untermauerte das Fehlen eines Befunds. Lediglich ein Besuch beim Physiotherapeuten brachte eine Erkenntnis: seit Jahren halte ich meinen Kopf falsch, habe dadurch einen verkrampften Nacken, der der Festigkeit eines Betonbrockens gleicht, und das alles führt zu Stress. On Top zu dem Stress, den man sich so schon gibt.
‚Wieviel Stress hatten Sie dieses Jahr? fragte mich der Therapeut. ‚Ach, ging eigentlich‘, meinte ich.
Doch dann kam die Einsicht. Manchmal braucht sie bei mir etwas, um zu meinem klaren Verstand zu finden. Um es zusammenzufassen: in diesem Jahr habe ich eine Hochzeit mit 150 Gästen organisiert und geheiratet, für mehrere Monate hatten wir zuhause einen dritten Mitbewohner, ich habe ein festes Teammitglied bei theOC aufgenommen und war auf einmal Chef, bin über Monate hinweg 4 Mal pro Woche ins Gym gegangen (gerne auch um 6 Uhr morgens), war Gast auf 6 Hochzeiten, die meistens davon nicht in München, habe knackige 30 Businesstrips per Flugzeug absolviert, war auf gefühlten 100 Presse Events, habe versucht täglich Content zu kreieren, Buchhaltung, Emails, Tagesgeschäft, Consulting. In den vier Wochen Urlaub habe ich eigentlich so gut wie immer ein paar Stunden täglich gearbeitet.
‚Ging eigentlich?‘ I doubt it!
Bitte versteht mich hier jetzt nicht falsch: ich liebe was ich tue und habe große Freude an meiner Arbeit. Aber 2017 habe ich mir definitiv zu viel zugemutet. Diese Belastung konnte gar nicht spurlos an mir vorübergehen. Kopfschmerzen, Druck auf den Augen, Überfahrenheitsgefühl – es war einfach alles zu viel und mein Körper schrie förmlich nach einer Pause. Mein Abstecher nach Paris mit Weiterflug nach Bali und Seoul war da natürlich nicht förderlich. Drei Klimas, drei Zeitzonen, 7 Flüge und viel Organisation. Wie soll da bitte Erholung aufkommen? Richtig, gar nicht. Auf Bali wurde ich erstmal richtig schön krank. Gliederschmerzen, Fieber, Erkältung. Man könnte es auch als Erschöpfungszustand bezeichnen. Ich gab meinem Körper die Ruhe, die er brauchte, und schlief mich tagelang gesund. Also ich von meinem Trip jedoch nach München zurückkehrte, war alles wieder beim alten. Servus Kopfschmerzen, 24/7 Katergefühl. Spätestens hier wurde mir klar: so kann es nicht weitergehen, so kann ich nicht mit mir umgehen, das kann ich mir nicht weiter zumuten.
Aber was tun?
Die Krux an der ganzen Sache ist ja die: das alles habe ich mir selbst aufgehalst. Meine Termine und to-dos habe ich ganz allein in der Hand, was ja sowieso schon ein totaler Luxus ist. Wen ich dabei nur total vergessen hatte, war ich selbst. Thailand, Kroatien, New York, Paris, Berlin, Bali, Seoul – all die Trips, die mich 2017 an diese schönen Orte befördert haben, habe ich selbst zugesagt, selbst geplant. Dass Reisen für den Körper auch Stress bedeutet, und das nicht zu knapp, habe ich außer acht gelassen.
Ich habe mich gefragt: was kann ich tun? Trips absagen? Projekte canceln? Dinge wie Sport, Arbeiten, Beauty stoppen, die mir doch Spaß machen? Scheint mir nicht die Lösung zu sein. Die Antwort lag für mich in der Entschleunigung der 24 Stunden, die ich jeden Tag zur Verfügung habe – und zwar 7 Tage die Woche. Wenn ich meinen regulären Alltag Revue passieren lasse, fällt mir eins besonders auf: ich haste, haste, haste. Termine, Abgaben, möglichst früh ins Office. Und das führt zu was? Eigentlich nichts außer dauerhaftem Stress, Fehlern, die auf die Schnelle häufiger und einfacher passieren und ausgebessert werden wollen, und einem völligen Erschöpfungszustand pünktlich zum Wochenende. Mein klassischer Freitag Abend? Ich schlafe spätestens um 21.30 Uhr auf der Couch ein. Zu fertig um überhaupt irgendwas zu tun. Macht das Sinn? Nochmal: i doubt it!
Ich stresse mich also die gesamte Woche, um dann fix und alle ins wohlverdiente Wochenende zu starten, in den kommenden 48 Stunden dann so gut wie es geht aufzutanken, um dann wieder von vorne anzufangen. Hä? Geht’s noch? Das kann nicht mein Ernst sein. Also habe ich angefangen zu entschleunigen. Es ist für mich mein persönliches Stichwort, an dem ich versuche mich aktuell zu orientieren. Das läuft dann zum Beispiel so:
Ich laufe nicht mehr in eiligem Schritt zur U-Bahn oder zum Supermarkt, sondern versuche gemütlich zu gehen. Am Ende geht die Rechnung nämlich genau so wenig aus wie die von Autofahrern, die immer drängeln oder überholen. Laut einer Studie sind diese Menschen maximal 3 Minuten früher an ihrem Zielort. Dafür hetzen, drängeln, stressen? Nope. Auch schenke ich dem morgendlichen Kaffee seine 10 Minuten samt einem Blick in ein neues Magazin und trinke ihn nicht beiläufig beim Abarbeiten der ersten Emails. Ich räume nicht ‚mal noch eben‘ die Wohnung oder das Büro auf, sondern brauche dann eben so lange wie es eben braucht. Ob ich am Ende 10 oder 20 Minuten schneller fertig bin, interessiert doch da draußen niemand.
Dies noch, hier noch schnell hin, das noch eben kurz machen. Alles ungesund.
Im Grunde ist es nur eine Sache, die ich mir konstant vorhalte: MACH LANGSAM. Das mag sich für die ein oder andere nun dümmlich einfach anhören, aber für mich bedeutet das große Mühe. Wie viele andere bin ich immer on the run, will immer höher und weiter, möglichst viel aus meiner Zeit im Büro herausholen, maximal viel erledigen. Dass das, was ich mir vornehme, für eine Person manchmal gar nicht möglich ist, vergesse ich oft und merke gar nicht, wie sehr mir der unterschwellige wie auch bewusste Stress dabei zusetzt. Oder doch: ich merke es am Freitag Abend. Wenn ich früh einschlafe und mein Körper sich das zurückholt, was ich ihm die ganze Woche genommen habe.
Ich weiß nicht, ob ich mich gerade in einer depressiven Phase (hallo trübe Winterzeit!), einem Sinneswandel oder einfach nur am Ende eines anstrengenden Jahres befinde (oder einfach alles :)), aber mir war es ein Bedürfnis meine kleine, aber für mich feine Erkenntnis mit euch zu teilen. Auch, weil die kommenden Wochen jetzt schon laut das Wort ‚STRESS‘ rufen und sich mein Gefühl im Austausch mit so vielen anderen immer wieder bestätigt. Oft sind es der Chef oder andere Gründe, die wir für den Stress verantwortlich machen, aber am Ende liegt es dann doch auch in unserer Hand, was wir daraus machen. Wie viel Überstunden wir bereit sind von unserem Feierabend abzutreten, wie viele Events es sich lohnt zu besuchen statt Lieblingsdinge zu tun, wie viele Instagram-Follower es wert ist, noch kurz 1.028 Selfies zu schießen statt den Tag zu beenden und nach Hause zu schlendern.
Im Austausch mit Freundinnen wurde mir klar: einen großen Teil des Stresses, den wir abbekommen, schieben wir auf alle möglichen Dinge. Aber am Ende sind wir es ja auch, die sich unbewusst dun bewusst dafür entscheiden ihn zu tragen und ihn mitzumachen. Ich muss mir daher immer wieder klarmachen: keine Frist, keine Abgabe und kein Job dieser Welt sind es wert, sich für ihn zu verheizen. Und euer Chef wird sich sicherlich nicht dafür bei euch bedanken, dass ihr 30 Sekunden früher im Büro wart, weil ihr im Eilschritt ins Büro gelaufen seid. Es sind hier oft die kleinen Dinge im Alltag, die uns Stück für Stück stressen und unser Stresslevel zu Höchstform auflaufen lassen.
Ich weiß – das hier mögen nicht die krassesten Einsichten oder hilfreichsten Tipps sein, aber für mich waren sie in den letzten Tagen gold wert. Und mir lag es am Herzen, sie mit euch zu teilen, da ich auf den Strassen in so viele müde, abgeschaffte Gesichter schaue. Daher: macht langsam, Girls.
<3 S