SonntagsSchnack: von Erwachsenenproblemen und Babyhaaren

Was ist das beste Mittel gegen eine ungewollte Schwangerschaft liebe Kinder? Sehr richtig, Abstinenz! Nachdem wir alle kurz in schallendes Gelächter ausgebrochen sind, uns auf die Schenkel geklopft haben und kurze Zeit dankbar waren nicht in den USA zu leben und diesen Quatsch wirklich beigebracht zu bekommen, freuen wir uns über wirksame Verhütungsmittel und sexuelle Selbstbestimmung. Im selben Augenblick sorgen wir uns allerdings auch um Nebenwirkungen und ärgern uns über die Ignoranz zu vieler Männer, die keinen Bock auf Kondome kaufen und oder benutzen haben. Ist ja auch peinlich und teuer mit Gummis bei Rossmann an der Kasse zu stehen. Früher rausziehen und hoffen, lautet die Devise – hoffen auf das Beste, besoffene Spermien oder auch nur auf einen kleinen Tripper, statt HIV. Unser Uterus, unsere Verantwortung. Deshalb nehmen laut Studien ca. sechs Millionen Frauen in Deutschland die Pille. Dazu kommen diejenigen, die sich für den Ring entscheiden, die Spirale oder auch die Kupferkette. Warum ich mich hier und heute darüber auslasse? Weil nicht nur ernste körperliche Probleme, wie Migräne und Thrombose auftreten können, sondern auch äußerliche Veränderungen, die zwar nicht unser physisches Wohlbefinden gefährden, dafür aber unser mentales.

Lange Rede, kurzer Sinn, mir sind die Haare ausgefallen. Nach der Umstellung auf ein Östrogen freies Präparat haben sie einfach einen Abgang gemacht, weil sie keine Lust auf Gelbkörperhormone hatten. Am Anfang fühlte es sich wie ein normaler Fellwechsel an, wie die Umstellung auf eine neue Jahreszeit. Wochen vergingen. Mit meinen Geheimratsecken wuchsen jedoch irgendwann meine Kumpel Sorge und Paranoia. Haare waschen wurde zur Tortur, Kämmen machte mich nervös, nach dem Föhnen musste ich fegen. Ich konnte an keinem Spiegel vorbei gehen, während meine Frauenärztin nur mit den Schultern zuckte und ihre perfekt-geföhnte, blonde Matte über die Selbige schupste.

„Thrombose oder Haarausfall? Frau Thiele, da muss man Prioritäten setzen.“

Am Anfang versicherten mir Freunde, dass ich mir alles nur einbilden würde. Drei Monate später kam auf mein besorgtes Nachfragen keine Antwort mehr. Wie sage ich jemandem einfühlsam, dass die Kopfbedeckung tatsächlich verschwindet? Ich wäre auch stumm geblieben. In dieser Zeit kam ich nicht umhin mich zu fragen, ob das wohl die Strafe für meine Schadenfreude darüber war, dass ich mich über meine Ex-Freunde lustig gemacht habe, als sie ihr Erbe antraten. Schließlich kam ich zu dem Entschluss, dass es sich nicht um Karma handelte, sondern, um ein Zeichen dafür, auf ein anderes Verhütungsmittel umzusteigen.

Auch eine gute Freundin leidet seit Jahren unter Hautproblemen, die sich rund um ihren Mund und auf ihrer Stirn angesiedelt haben. Rötungen, Knötchen und Pickel stören sie nicht nur optisch und schlagen ihr auf das Gemüt, sondern sind auch furchtbar schmerzhaft. Zahllose Dermatologen und Gynäkologen hat sie konsultiert, niemand konnte ihr bisher helfen. Bluttests ergaben lediglich, dass sie einen erhöhten Folsäurewert aufweist, ironischerweise Idealbedingungen für eine Schwangerschaft. Aber was tun? Wie bleibt man in diesen Phasen ruhig und behält einen kühlen Kopf?

Wie schluckt man Verzweiflung runter, wenn man schon wieder ein Büschel Haare in der Hand hat und wieder neue Stellen im Gesicht findet?

Mir ist schon bewusst, dass das alles sehr theatralisch klingen mag. Aber genauso fühlt es sich an. Da ist es mit Concealer nicht so einfach getan. Er betont im Zweifel alles zusätzlich. Hormone und Stress sind eine Dauerbelastung mit irren Auswüchsen. Letzteres lässt sich leider nicht so leicht minimieren, wie Ärzte empfehlen.

Die Wahrheit ist, am Ende dieses Textes kann ich leider keine Lösung, keine Bewältigungsmechanismen nach Schema F präsentieren. Ich habe mir überlegt, dass eventuell folgende Dinge helfen könnten: Sport, sich Gutes tun, Augen zu und durch, Vorzüge betonen und vor allem mit dem Wissen leben, dass man nicht alleine ist. Mir wächst mittlerweile ein Minipony. Die Babyhaare sprießen, fliegen und stehen in alles Himmelsrichtungen ab. Der Nachwuchs kam unerwartet, trotz Pille. Auch auf die Gefahr hin, noch einmal meine Haare abzustoßen, werde ich in Zukunft anders verhüten, denn mit diesem Kapitel bin ich durch.