Okay, ich habe ein Problem und zwar mit meinem Kopf. Ja, ich weiß, dass ich auch ordentlich einen an der Waffel habe. Aber darum geht es heute ausnahmsweise nicht – also nicht um das, was drin ist, sondern eher um das, was drauf ist. Kurz: Ich bin unzufrieden mit meinem Look. Vor ein paar Tagen bin ich bereits in dem Style Envy Beitrag über Zoe Kravitz Bleached Buzz Cut steil, die Wände rauf und runter, gegangen. Mein derzeitiger Eindruck ist, dass mein Äußeres mit meinem Inneren kollidiert. Dass ich nicht mehr optisch das verkörpere, was in mir vorgeht. Es ist nicht so, dass ich lange Haare doof finde. Gar nicht. Es gefällt mir nur nicht mehr an mir. Ist es an der Zeit für ein neues Kapitel? Ich realisiere übrigens gerade, dass während ich diesen Text schreibe Buzzcut Season von Lorde in meinem Mix der Woche läuft. WTF. Das ist ein Zeichen.
Egal was ich mache, ob ich einen High Ponytail binde, die Haare offen, glatt oder gewellt trage, ich sehe immer aus wie ein Babe. Wie Schwiegermutters Liebling, das nette Ding von nebenan oder eine Moderatorin. Again, ich sage nicht, dass das schlecht ist. Mir persönlich fehlt einfach der Edge. Ein markantes Element, mit dem ich nicht mehr so glatt und wasserabweisend aussehe.
Weniger cute, mehr cool.
Den perfekten In-Your-Face-Haarschnitt habe ich gefunden. Es wäre kein richtiger Buzz Cut, würde aber schon in Richtung super kurz gehen. Was ich hier so rumheule? Warum ich es nicht einfach mache? Wo das Problem liegt? Das frage ich mich auch. Immerhin wachsen Haare nach. Sollte es total Banane aussehen, müsste ich also nur ein halbes Jahr so rumlaufen (fooar). Und eigentlich ist es ja nichts Besonderes, oder? Auf der einen Seite stimmt das, denn kurze Haare sind im Trend. Also in der Theorie im Mainstream abgekommen. Auf der anderen Seite glaube ich, dass, in der Praxis, dieser Style bei Frauen eben noch nicht als selbstverständlich in den Köpfen vieler Leute angekommen ist, wenn ich mir anschaue, was und wie aktuell in den Medien darüber berichtet wird. Aufgrund dieser Unsicherheit habe ich verschiedene Meinungen eingeholt. Meine Mama sagt: machen. Meine beste Freundin Nele sagt: lassen, obwohl sie glaubt, dass es „mega“ aussehen würde. Swantje meint: Do dis, aber wäge vorher gründlich die Pros & Cons ab. Natürlich haben mich diese Aussagen in meinem Entscheidungsprozess kein Stück weitergebracht. Letzten Endes kann nur ich einen Entschluss fassen. Ich müsste schließlich oben ohne rumlaufen. Deshalb habe ich mir den guten Rat vom Girls Boss zu Herzen genommen und eine Liste mit Vor- und Nachteilen angelegt. Vielleicht hadert ja eine von euch mit derselben Idee, dann findet sie sich möglicherweise hierin wieder.
Vollendete Tatsachen / PRO
Ich bin chronisch unentschlossen. Mich morgens für eine Frise zu entscheiden, bockt ungefähr so doll, wie Zahnseide zu benutzen. Es stellt mich vor allem vor meinem dritten bis vierten Kaffee vor ein gefühlt unüberwindbares Hindernis. Zu ungewaschen, zu platt, zu glatt – am Ende sieht es eh gleich aus: boring. Das Problem würde sich ohne Haare von alleine lösen. Cool.
Vollendete Tatsachen / KONTRA
Nur weil die Haare kürzer sind, heißt das nicht, dass sie weniger Aufmerksamkeit brauchen. Ich hatte schon einmal kurze Haare und erinnere mich, dass ich jeden Morgen duschen, bzw. Haare waschen musste, weil sie nach der Nacht in alle Himmelsrichtungen abstanden und sich nicht von alleine wieder legen wollten. Das wäre schon hart für mich, da ich ein zu 100 Prozent überzeugter Abendduscher bin. Mich morgens unters Wasser stellen zu müssen, würde bedeuten, dass ich meine Kaffeetasse entweder wegstellen oder einen Arm aus der Dusche halten müsste. Uncool.
Raus aus der Komfortzone / PRO
Sich selbst aus seiner Komfortzone hinaus zu bewegen, ist eine gute Sache. Da gibt es in meinen Augen kein Kontra. Nur wenn man sich regelmäßig in Richtungen pusht, die einem vom Bauchgefühl „unangenehm“ sind, kann man sich weiterentwickeln. Mir die Haare abzuschneiden, würde bedeuten, dass ich nichts mehr habe, wohinter ich mich verstecken kann. Das ist eine Tatsache, der ich mir durchaus bewusst bin und vermutlich ist das auch der Punkt, an dem ich am meisten hadere. So groß meine Klappe ist, so klein fühle ich mich an manchen Tagen. Haare bieten da durchaus einen Schutz gegen die mentale Nacktheit. Es wäre also eine ganz neue Erfahrung, was mich wiederum reizt: Wie fühlt es sich an als Frau ganz kurze Haare zu haben? Ich glaube, befreiend.
Ciao Süßheit / PRO
Er: „Hab einen schönen Tag, Süße (Einhorn-und verzückt guckender Smiley)!“
Ich: „Please don’t call me Süße, because I am not.“
Er: „Aber du BIST süß…(Smiley mit den komischen Händen unter dem Kinn)“
In der Zwischenzeit: Sarah bekommt Herpes.
Ich: „You wish!“
Sarah hat das Match aufgelöst.
Das hätte ich dir gar nicht zugetraut. Du sieht nicht so aus. Ich hätte nicht gedacht, dass du… Unsere äußere Erscheinung ist Ausdruck unserer Persönlichkeit. Manchmal auch die Idee von etwas, das wir anstreben zu sein, es aber noch nicht sind. In dem vergangenen Jahr hat sich viel bei mir verändert. Vor allem innerlich. Lange habe ich über die Welt, die Gesellschaft und die Menschen darin nachgedacht sowie alles, was um mich herum passiert gründlich beobachtet und ausgewertet. Ich will dieses Leben nicht leben ohne Spuren darin zu hinterlassen. Ich will für meine Überzeugungen eintreten und es den Menschen nicht zu einfach machen, das tun sie nämlich schon von ganz alleine. Das sollte auch mein Look verkörpern. Sonst muss ich es mir irgendwann auf die Stirn tätowieren lassen:„Ich mag harmlos aussehen, aber ICH.BIN.NICHT.SÜß.“ Positiver side effect: Mit einem radikalen Kurzhaarschnitt würde ich männertechnisch gleich alles aussortieren, was ich eh nicht gebrauchen kann.
Ciao Süßheit / KONTRA
Eine gute Freundin äußerte die Bedenken, ich könnte insgesamt zu hart wirken und somit noch den letzten Mann vergraulen. Sie kommt selber aus München und denkt, die Buam hier haben Angst vor haarlosen Femen in Lederhosen. Ihr Freund selbst fürchtet mich. Dabei mag ich den Sebastian wirklich gerne. Ich werde ihn das nächste Mal, wenn wir uns sehen, in den Arm nehmen. Danach könne wir uns beide über den Kopf, bzw. die Stoppeln streicheln. Also danke mein Schatz, dass du so besorgt um mein Sexleben bist. Allerdings glaube ich, dass es ein veraltetes Klischee ist, dass Männer Frauen mit kurzen Haaren per se unattraktiv finden. Zudem sollte das nicht meinen Entscheidungsprozess beeinflussen. Und wenn überhaupt, würde dieser Punkt wieder für das Pro-Lager spielen. (Dieses Argument ist in freundlicher Zusammenarbeit mit einer Flasche Wein entstanden und enthält Ironie.)
Also. Machen oder bleiben lassen?!
Mein Fazit hiernach ist, dass ich es sehr wahrscheinlich tun werde. Ich denke seit mittlerweile einem Jahr darüber nach. Es ist Zeit und ja auch nicht so, als würde ich das Rad neu erfinden. Ich finde diese Look einfach super, super schön und interessant. Allerdings werde ich nichts überstürzen und mir einen wirklich guten Friseur suchen. Einer, der nicht eine Egonummer an mir durchziehen will. Dafür ist das ein zu wichtiger und sensibler Schritt für mich. Ich möchte mich hinsichtlich Kopf- und Gesichtsform sowie Farbe beraten lassen und am besten in Photoshop einmal zusammenschnippeln, wie das Ganze ausschauen könnte. Wenn es soweit ist, werde ich selbstverständlich alles dokumentieren. I think it’s buzzcut season, babes…