Auch wenn Karo und ich vielleicht nicht zu den klassischen Beautyshoppern gehören, da wir von Berufs wegen ja mit vielen Samples ausgestattet werden, so kaufen wir als beautybegeisterte Mädels natürlich dennoch hin und wieder Kosmetikartikel ein. Von ganz normalem Klopapier über den einen bunten Eyeliner oder die Lieblingsmascara landet da einiges im Warenkorb bei uns und wir haben uns für unsere heutige Beautykolumne mal wieder unabhängig voneinander gefragt: wo shoppst du eigentlich Beauty?
Swantje sagt:
Als ich Karo dieses Thema vorschlug, musste ich erst einmal selbst in mich gehen. Ich sitze in einem 10qm Zimmer, das bis obenhin vollgestopft ist mit Beautyprodukten aller Art. In meinem Office sammeln sich neben absoluten Klassikern im Body und Duft-Bereich und einem kleinen, feinen Archiv an hochwertiger Hautpflege, das ich mir für härtere Zeiten (ab August dann, nä?!) aufspare, mehrere Boxen mit dekorativer Kosmetik. Lippenstifte aller Farbnuancen, Mascaras natürlicher wie höchst technologischer Art und eine Nagellack-Sammlung von Chanel, established im Jahr 2007, befinden sich da. Darüberhinaus steht gleich daneben ein Line-up von News aus dem Beautycosmos, bestehend aus allerlei Neuheiten aus der Drogeriewelt sowie High-End Releases. Jeder logische Mensch würde mir bei der Frage also wohl den Vogel zeigen und sagen: „Das reicht ja wohl!“ Timo hat mir diesen Satz schon oft an den Kopf geworfen, als ich an der Wohnungstür sehnsüchtig Pakete angenommen habe und mich lautstark gefreut habe, dass meine Beautybestellung nun endlich da ist. Aus der Sicht von Außenstehenden kann ich diesen Gedankengang natürlich nachvollziehen, aus meiner Perspektive sieht das doch aber anders aus.
Denn Augenbrauenstift ist nicht gleich Augenbrauenstift! Und wenn ich auf mehreren ausländischen Beautyblogs den Rave über ein bestimmtes Beautyprodukt verfolge, dann brauche ich eben genau das!
Und da wären wir eigentlich auch schon bei meiner Antwort auf die Frage, die wir uns beide heute gestellt haben. Ich shoppe größtenteils im Internet bzw. auf ausländischen Beautyshops, die ein anderes Sortiment anbieten als die, die uns hier üblicherweise zur Verfügung stehen. Meine Favoriten sind definitiv Cult Beauty, Space NK, Niche Beauty und BeautyBay die mich mir ihrem sehr trendigen und breitgefächerten Sortiment immer wieder überraschen und auch nach Deutschland shippen. Und das sehr zuverlässig! Hier bekomme ich die neueste Lidschattenpalette von Huda Beauty, den Freck Pen für falsche Sommersprossen oder auch die Brow Soap, die ich in deutschen Onlineshops seit Saisons schmerzlich vermisse.
Eine einzige Ausnahme mache ich tatsächlich für Drogerieartikel, die ich durch endloses Experimentieren durch mein Archiv entweder selbst aufhype oder auf Empfehlung von Freundinnen erhalte und bei dm um die Ecke nach nur 100 Metern und nach 5 Minuten in den Händen halte. Manchmal ist die Gier nach solche einem Produkt ja so groß, dass man fuchsteufelswild aus der Tür stürmt. Ich glaube wir kennen dieses Gefühl alle, nicht wahr?! Mir ist das neulich zum Beispiel mit dem ‚Micro Precise Eyebrow Pencil‘ von ESSENCE (ca. 2 €) so gegangen. Ich habe ein schon älteres Exemplar in meinem Beautyschrank gefunden, kurz getestet, für unfassbar gut befunden und dann habe ich drei Tage später gemerkt, dass das gute Dinge schon aufgebraucht ist. In dem Moment des Feststellens habe ich fluchtartig die Tür verlassen, um einige Minuten später völlig erleichtert und stolz ein neues Exemplar in den Händen zu halten. Hätte ich mich selbst dabei beobachtet, wäre ich wahrscheinlich Kopf schüttelnd und mit offenem Mund daneben gestanden. Well, well.
Die Rettung habe ich übrigens im dm gefunden. Dieser Drogeriemarkt ist auch mein Favorit: gut sortiert, mit angenehmer Shopping-Atmosphäre und einer schönen Optik. Da können Rossmann und Müller gerne einpacken, wenn’s nach mir geht. Ich bin kein Fan dieser in die Jahre gekommenen, veralteten Drogerie-Konzepte, die auch mich meist auch sehr kühl wirken. Die einzige Ausnahme macht der Müller im Tal in München, der eine tolle Naturkosmetik-Ecke hat, die sich wirklich sehen lassen kann.
Alle anderen Filialen würde ich nicht vermissen, wenn sie über Nacht schließen würden, to be honest.
In Sachen Parfümerie bzw. High-End Kosmetik gibt es in Deutschland neben privat geführten Stores ja nur die Auswahl zwischen Douglas und Sephora. Zu beiden habe ich eine ganz klare Meinung: zu Douglas kämpfe ich mich an den Parfum-Miezen am Eingang nur vorbei, wenn ich zu Exklusivmarken wie Isadora oder Co. möchte. Als ich das letzte Mal bei Douglas war und eine Wimpernzange kaufen wollte, hat mich die Verkäuferin mit großen Augen angeschaut und mich gefragt, ob ich ihr auf die Sprünge helfen könnte, was das denn noch einmal sei. No more words needed und ich machte auf dem Absatz kehrt. Ciao und danke für nichts. Und bei Sephora tunken in der Filiale am Münchner Marienplatz meist so viele Teenies ihre ungewaschenen Patscher in Test-Paletten und Tiegel, dass mich deren Optik wirklich schon mehrmals angeekelt hat. Teils fehlten komplette Farben, die Pans waren schon sichtbar und Pigmente flogen überall in der Theke herum, sodass die Chance auf ein neues, unberührtes Produkt eigentlich gen Null war.
Vielleicht ist das nur hier in München so, aber seitdem sich diese Erfahrung dreimal wiederholte, bin ich raus bei Sephora. Nur in Frankreich würde ich noch einmal einen Fuß in eine Filiale setzen, da ist das Sephora-Game ein vollkommen anderes.
Aber es gibt in München ja Gott sie Dank noch zwei, drei weitere schöne Standalones, die mich in den letzten Jahren immer wieder abgeholt haben und auch offline überzeugen konnte, Beauty zu shoppen. Das wären die Beautyabteilungen von Ludwig Beck und Oberpollinger. Beide glänzen mit einer wundervollen Auswahl an Marken, einem unschlagbaren Design und Ambiente und einfach viel Diversität. Jeder dieser beiden Läden hat zudem seinen ganz eigenen Reiz an exklusiven Marken und einem sehr individuellen Shoppingerlebnis. Ich könnte mich stundenlang durch die Displays testen und hier kaufe ich auch einzeln Produkte, die mich auf Anhieb überzeugen: den perfekten orangen Lippenstift, die eine Palette von Charlotte Tilbury oder den einen Le Labo Duft, den’s eben nur dort gibt. Zudem befindet sich in beiden Stores eine Benefit BrowBar, in der ich eh Dauergast bin. So lässt sich das immer easy verbinden: Brow-Pflege und herrlich inspirierendes Stöbern.
Wenn ich so darüber nachdenke, geht es mir mit Beautyshopping eben wie mit vielen anderen Branchen auch: ich will nicht einfach nur abgespeist werden, sondern das Gefühl haben, dass sich hier jemand Gedanken gemacht hat. In Sachen Produktauswahl, Präsentation, Farbechtheit, Atmosphäre oder schlichtweg auch einem einfachen Checkout. Ob das nun digital oder offline ist spielt, jetzt mal unabhängig vom Produkt, eigentlich keine große Rolle. Hauptsache ich bekomme das Gefühl, dass ich nicht nur irgendein Costumer bin, sondern ein Kunde, der gerne wiederkommen darf und dem man den Einkauf angenehm gestaltet. Und dem beim Betreten nicht einfach irgendein Duft ins Gesicht gesprüht wird, das heute unbedingt beworben werden soll.
Karo sagt…
Um das Thema am besten aufzudröseln, fange ich da an, wo ich NICHT so gerne hingehe – in Drogeriemärkte nämlich. Klar, Essentials wie Zahnpasta, Make-up-Schwämme oder mein geliebtes Augenbrauengel von Essence kaufe auch ich in einer der unzähligen Drogerieketten ein, aber was mir beim Kauf von Pflege und Mega-up in Märkten wie DM oder Rossmann einfach fehlt, ist das ästhetisch ansprechende Umfeld und die selektive Präsentation der Produkte. Ist in diesem Fall natürlich auch nicht der Anspruch der Märkte und der Marken, aber eben meiner.
Zu viel auf einmal, angebrochene Produkte, verwahrloste Tester: Im Drogeriemarkt konzentriere ich mich auf das Wesentliche, kaufe was ich wirklich brauche und gehe wieder. Inspiration, Selektivität, Gefühl? Das gibt es hier für mich nicht. Und da mir das in meinem gesamten Leben, aber eben auch bei meiner Kaufentscheidung bei Mode UND bei Beauty sehr wichtig ist, bin ich kein eingefleischter Drogeriemarktkäufer. Mich findet man stationär dann schon eher mal bei Douglas oder Sephora, obwohl ich auch da eher gezielt auf die Counter meiner favorisierten Luxusbrands (YSL Beauty, Chanel, Dior) zusteuere, Farben in der Realität auschecke, die ich vorher online gespottet habe oder Lieblingsprodukte nachkaufe. Neuentdeckungen mache ich auch hier allerdings eher selten. Dennoch bieten mir die Branchenriesen schlicht und einfach ein bewährtes, zufriedenstellendes Kauferlebnis. Die Filialen sind fast alle gleich aufgebaut, ich weiß was ich wo finde und bin dann auch effizient schnell wieder draußen. Beraten lasse ich mich allerdings schon seit Jahren nicht mehr von den dort angestellten Fachberaterinnen, da ich viel zu oft schon unterirdisch schlechte und uninformierte „Tipps“ bekommen habe. Zu oft habe ich Verkäuferinnen mit einer Frage schon mal dabei gestört, wie sie selbst gerade Nagellack oder Lippenstifte testeten und mich nur genervt abfrühstückten (no offense an all die fähigen Verkäuferinnen da draußen, aber Ihr seid inzwischen gefühlt leider in der Unterzahl).
Jetzt aber mal genug mit der Kritik!
Denn natürlich habe ich auch sehr viel positive Beautyshoppingerlebnisse und die finden überraschenderweise hauptsächlich online statt! Die einzige Ausnahme ist an dieser Stelle Duft – den muss auch ich natürlich vorher schnuppern und Probe tragen. Da gehe ich in München z.B. sehr gerne ins Oberpollinger, die eine tolle Auswahl an großen, aber auch kleinen oder exklusiven Duftbrands haben. Meine ersten Adressen, wenn es um Make-up, Pflege oder Haircare geht, sind seit einigen Jahren aber selektive Onlineshops wie Niche Beauty, Savue Beauty oder Concept Stores, die ganz spezielle, ausgewählte Marken anbieten. Und wieso? Weil ich mich als Konsumentin mit Anspruch auf Hintergrundinfos, Selektivität und Ästhetik hier am besten aufgehoben fühle.
Durch Newsletter werde ich regelmäßig über Neulancierungen und Trends informiert, kann aber selbst entscheiden, worüber ich mich mehr informieren möchte. Mit einem Klick erfahre ich dann alles über die Marke, deren Konzept, Herkunft oder Inhaltsstoffe und werde dabei nicht 18 Mal pro Minute von einer Verkäuferin misstrauisch beäugt oder unzureichend beraten. Ich habe alle Zeit der Welt mich durch das Sortiment zu klicken, Wunschlisten anzulegen, Farben zu vergleichen oder mir Reviews dazu durchzulesen. Ja, ich bin ein absoluter digital native wenn es ums Beautyshopping geht, auch wenn die sensorische Erfahrung natürlich komplett flach fällt. Das aber kann ich sehr gut verkraften, wenn ich dafür auf allen anderen Ebenen abgeholt werde.
Ich bin, was den Beautykauf angeht, sicherlich sehr anspruchsvoll und lasse mir nicht einfach irgendwas andrehen.
Ich steuere selbst gerne, was ich sehen möchte und was nicht und das funktioniert online einfach besser. Bin ich mit dem Angebot eines Shops zufrieden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass mich deren neuste Brand auch interessiert, recht hoch. Ausnahmen bestätigen selbstverständlich die Regel und ich lasse mich gerne durch zufällige Entdeckungen auch stationär verführen, aber wenn wir unser Kolumnenthema hier schon so konkret formulieren, geht meine Stimme definitiv an gut sortierte, kuratierte Shops, die sich auf Nischenbrands spezialisiert haben. Denn da fühle ich mich persönlich beautytechnisch zuhause.