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    Categories: Feelings

Tabuthema FEHLGEBURT – meine persönliche Geschichte & was ich Euch mit auf den Weg geben möchte

Es hat mich rückblickend nun drei Monate gekostet, die Kraft, innere Ruhe und Muse zu finden, diesen Artikel zu schreiben. Denn das heutige Thema ist kein leichtes, das sei gleich mal vorneweg genommen. Dieser Artikel wird wohl der persönlichste sein, den ihr hier jemals lesen werdet, denn die Geschichte, die ich Euch heute erzähle, ist schwerer zu verdauen als die unterhaltsamen Beautystories, die ich hier sonst veröffentliche. Aber: ich kann nicht anders als die Plattform, die mir zur Verfügung steht, für eine Botschaft zu nutzen, die ich gerade rund um den Weltfrauentag für gut platziert halte. Und die mir einfach persönlich am Herzen liegt. Mir war es hier auf dem Blog schon immer – und wir des auch in der Zukunft – wichtig sein, meine Erfahrungen hinsichtlich bestimmter Themen weiterzugeben. Denn nur so, so zumindest meine Denke, kann man sich untereinander austauschen, Diskussionen anstoßen und fühlt sich trotz eines gewissen digitalen Abstands vielleicht doch nicht mehr so alleine. Alleine sein, das war nämlich der schlimmste Takeaway meiner Erfahrung, die ich Anfang Dezember letzten Jahres gemacht habe, und mir damals so sehr gewünscht hätte, dass meine Situation in unserer heutigen Gesellschaft und vor allem unter uns Frauen nicht dieses absolute Tabuthema ist. Meine Situation, das war eine Fehlgeburt.

Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass der folgende Artikel emotional und inhaltlich schwerer zu konsumieren ist als die anderen Inhalte auf diesem Blog. Es ist meine Geschichte und ich möchte sie teilen, will aber niemanden, der psychisch oder physisch angeschlagen oder vorbelastet ist, zu negativen Gedanken anregen. Denkt also ein, zwei Minuten nach und wenn ihr Euch wohl fühlt, lest diesen Text. Vielleicht hilft er Euch oder einer Freundin weiter, who knows.

….

Wie beginnt man so einen persönlichen Text? Diese Frage habe ich mir in den letzten Wochen öfters gestellt als ich darüber nachdachte diesen Artikel zu schreiben. Irgendwann kam ich zu dem Entschluss, dass es keinen guten Einstieg in solch ein Thema gibt, weshalb ich nun einfach mit einem kleinen Rückblick beginne. Fast vier Jahre bin ich nun online. In meiner bisherigen Blogger-Karriere habe ich Euch hier an diversen Lebenslagen teilhaben lassen: an meinem Heiratsantrag, an meinem Übergewicht, an Beautytalks jeglicher Art, an meiner ersten Botox-Erfahrung, meinen Reisen und auch an meiner Hochzeit. Schon immer habe ich gerne Inhalte aus meinen Leben mit Euch geteilt, seien es die positiven oder die negativen. Gerade bei den negativen Erfahrungen habe ich im Laufe der Jahre festgestellt, dass ich besser damit fahre, klar und ehrlich mit meinem Umfeld, also auch Euch, zu kommunizieren, denn mal ehrlich: was bringt es schon sie zu verheimlichen? Meiner Ansicht nach nichts und so habe ich immer versucht Euch nicht immer nur die heile Welt zu zeigen, sondern euch auch an den wahren Lektionen in meinem Leben partizipieren zu lassen.

Fakt ist: In meinem Beruf sieht alles meist ziemlich rosig aus und Blogger*innen, gerade in der Beautyindustrie, lassen sich gerne mal dazu hinreißen alles nur in Blush-Tönen darzustellen. Alles ist immer nur toll, glatt und glowy – so die Außenwirkung gegenüber Follower*innen und Leser*innen. Dass die echte Welt oftmals ohne #flawless Filter auskommen muss, wird hierbei oft vergessen. Zu groß ist einerseits die Sehnsucht nach einem Dreamsetting, andererseits will man sich online nicht auch noch die Probleme einer anderen Person aufhalsen.

Irgendwie verständlich, aber irgendwie eben auch nicht.

Denn in meinen Augen sind es gerade die negativen Erfahrungen, die Menschen zusammenschweißen, sie untereinander emotional connecten und zeigen: wir sind am Ende alle nur menschlich, haben alle ähnliche Probleme und keine von uns lebt wunschlos glücklich, egal wie es vielleicht nach außen hin scheint. Was mir hier oft fehlt, ist eine gewisse Transparenz und mehr Ehrlichkeit.

Ehrlichkeit und Offenheit, das hätte auch ich mir im Dezember gewünscht. Um diesen Punkt für Euch verständlich zu machen, muss ich nun etwas ausholen. Timo, mein Mann, und ich sind nun seit elf Jahren glücklich zusammen, seit fast zwei Jahren noch glücklicher verheiratet und hatten beide schon immer den Wunsch irgendwann, wenn es mal passt, Kinder zu bekommen. Mitte letzten Jahres war dieser Zeitpunkt gekommen und wir dachten: wenn nicht jetzt, wann dann. Dass ich nach drei Monaten schon schwanger war, kam dann doch überraschend, war aber natürlich ein grandioses, unbeschreiblich herzerwärmendes Gefühl. Eltern werden, das muss man erstmal verarbeiten. Der Ausblick, sich in einigen Monaten zwischen Windeln, mit Augenringen bis zum Kinn und in einem definitiv komplett anderen Alltag wiederzufinden, überforderte uns kurz, wurde dann aber doch immer von einer unfassbaren Vorfreude übertroffen.

Rückblickend stelle ich fest: ab dem Moment, in dem ich den positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielt, veränderte sich mein komplettes Leben. Essen, Sport, Körper, Partnerschaft – alle Prioritäten und Beziehungen verschieben sich und nichts ist mehr wie zu vor.

Denn auf einmal ist da dieses eine dritte Glied in deiner Beziehung, Stimmungsschwankungen machten mich zu einer anderen Person, einfach mal Sushi essen gehen ist nicht mehr und sowieso: man geht einfach anders durchs Leben. Ich meine behaupten zu können, dass ich als Frau, die das erste Mal Mutter werden sollte, noch relativ ruhig blieb. Das lag nicht nur an Timo, dem wohl einfühlsamsten Partner, den ich mir wünschen könnte, sondern auch an dem Fakt, dass ich das große Glück hatte weder Übelkeit noch Müdigkeit zu verspüren. Einzig und allein meine Haut spielte vollkommen verrückt, denn sie pickelte und pigmentierte vor sich hin, was mich aber – mit Aussicht auf den populären Schwangerschafts-Glow – nicht weiter störte.

Ich machte also einfach weiter wie bisher: ich flog nach London und traf Rosie Huntington-Whiteley zum Beauty-Talk und düste mit meiner Freundin fröhlich und erwartungsvoll die amerikanische Westküste entlang.

So far, so good – bis ich Anfang Dezember für einen ganz normalen Ultraschall gemeinsam mit Timo zum Frauenarzt fuhr – und nichts mehr da war. Leere. Da wo unser Baby hätte sein sollen, war einfach nichts. Ich starrte auf den Bildschirm und blickte auf ein schwarzes Loch. Die Fruchthöhle war leer. An die darauf folgenden Worte unserer Ärztin kann ich mich nicht mehr erinnern, nur an Timos Blick, meine Tränen und ein Gefühl, was ich im Nachhinein als reinen Herzschmerz beschreiben würde.

Die Nachricht doch nicht Eltern zu werden, entriss mir den Boden unter den Füßen. Ich verstand nicht, wie der Herzschlag unseres Kindes, den wir vor ein paar Wochen noch gesehen hatten, nicht mehr da sein konnte. Den Überweisungsschein, den mir unsere Ärztin in die Hand drückte, nahm ich wortlos entgegen und verlies mit Timo Hand in Hand die Praxis. Die darauffolgenden Stunden und Tage waren mit Gewissheit die schlimmsten, die ich in den vergangenen Jahren erlebt hatte, denn das Prozedere, das als Frau mit einer Fehlgeburt auf mich wartete, war in dieser prekären Situation wie Benzin auf Feuer. Jede Stunde, jeder erneute Weg zum Arzt und auch die finale OP sind nicht nur seelisch, sondern auch physisch das Anspruchvollste, was ich jemals erlebt habe. Mit Sicherheit auch, weil das alles auch noch auf den Todestage meiner Vaters fiel, der mir eh schon immer schwer fällt – egal wie viel Jahre er nun schon fort sein mag.

Mich überrollte alles. In manchen Situationen hatte ich wirklich Angst, meinen Verstand zu verlieren. Tag, Nacht, Regen, Sonnenschein, alles gleich. Null Motivation, keine Lebensfreude. Und das trotz der Tatsache, dass wir uns in den ersten Wochen der Schwangerschaft und auch schon zuvor sehr realistisch mit der Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt und ihren Konsequenzen auseinander gesetzt hatten. Die Realität war komplett anders:

Mein Kopf verstand, mein Herz überhaupt nicht.

Es schmerzte so sehr.

Die Tage nach der Diagnose und der OP versank ich in einem Tief, weinte von morgens bis abends und wusste nicht, was mit mir geschah. Ich hatte noch nie solch einen Herzschmerz verspürt und wusste einfach nicht wohin damit. Denn, und das musste ich erst einmal verstehen, man ist als Frau komplett alleine mit dem Schmerz. Natürlich half mir Timo so gut er konnte, aber mit den körperlichen Schmerzen und der spürbar physischen Leere dealt man dann eben doch ganz für sich. Der Körper geht zurück auf ‚Los‘ und alles wird als wäre einfach nichts gewesen. Und das spürt man als Frau voll und ganz alleine.

So verstrichen einige triste Dezember-Tage, ich brach immer wieder in Tränen aus und frage mich rückblickend ehrlicherweise, wie ich meine Situation überhaupt ausgehalten habe. Ich probierte einfach nur durch den Tag zu kommen und mich irgendwie mit meiner Situation auseinander zu setzen. Stück für Stück fand ich eine für mich passende Lösung: ehrlich mit anderen darüber zu sprechen. Das mag sich nun einfach anhören, gestaltet sich aber – vor allem wenn man nur wenigen von der eigenen Schwangerschaft erzählt hat – als sehr schwierig. Denn wie sieht so eine Kommunikation zu diesem Thema aus? Jemand fragt: Wie geht es dir? Ich sage: Gut, und weine dennoch. Jemand sagt: Du siehst nicht gut aus. Was ist los? Ich sage: Ich war mal schwanger, bin es aber nicht mehr. Die Wahrheit auf diese Frage muss nicht nur ich erstmal über die Lippen bringen, sondern auch mein Gesprächspartner verkraften. Über derartige Unterhaltungen macht man sich im Vornherein keine Gedanken, warum auch. Man weiß ja gar nicht, in welche Sphäre einen diese Wahnsinns-Hiobsbotschaft katapultiert. Der Ort, an dem man landet, ist einmalig, erstmalig. Genau wie das erste Mal schwanger sein eben auch und damit umzugehen, überforderte nicht nur mich selbst, sondern auch oft mein Gegenüber.

Die Lektion, die ich für mich daraus auch lernte, war: niemals wieder werde ich jemanden nach seinem Kinderwunsch fragen, es sei denn ich bin mit der Person sehr, sehr gut befreundet. Bei allen anderen hält man einfach die Klappe und begräbt die eigene Neugierde.

Im Laufe der ersten Tage merkte ich also, dass Offenheit bei diesem Thema anfangs ziemlich überfordert, am Ende aber weiterhilft. Und zwar nicht nur mir, sondern auch anderen. In unzähligen Gesprächen und Telefonaten stellte ich nämlich fest, dass jede Person, mit der ich mich über meine Fehlgeburt unterhielt, selbst schon eine erlebt hatte oder zahlreiche Personen kannte, die bereits das gleiche durchgemacht hatten. Es mag sich nun vielleicht komisch anhören, dass das Wissen, dass diese Misere nicht nur mir passiert war, sondern auch das Mitgefühl, das meine Freunde und Familie mir mit ihren warmen Worten entgegenbrachten, uns den Schmerz erleichterte. Ich merkte auch, wie da ein ganz besonderer Bund zwischen mir und den vielen anderen Frauen mit gleicher Vergangenheit entstand und dass jede einzelne von Ihnen dankbar war, dass ich dieses Thema so offen ansprach. Am Ende war nämlich eine Sachen vollkommen klar: circa jede fünfte Frau erlebt eine Fehlgeburt, aber das Thema war und ist ein unfassbar großes Tabu über das niemand so richtig reden will und alle lieber schweigen.

So viele Frauen samt ihrer Männer erleben das Gleiche wie ich, aber niemand spricht.

Auch hierüber dachte ich lange nach und fragte mich, warum wir Frauen über so etwas Einschneidendes, so etwas Leben veränderndes in Zeiten, wo die Begriffe Feminismus und Female Empowerment so oft verwendet werden, nicht offen sprechen. Denn was gibt es bitte bestärkenderes als sich als Frau in dieser außerordentlichen Situation bei einer anderen Frau Hilfe zu suchen? In meinen Augen: nicht viel. Als ich weiter darüber nachdachte fiel mir auf, dass der Grund hierfür folgender sein musste: es fehlt die Plattform. Niemand postet so ein Erlebnis einfach auf Instagram, setzt einen entsprechenden Facebook-Status ab oder erzählt so eine bewegende Geschichte mal eben beim Kaffeeklatsch.

Und dennoch passiert es täglich so vielen Frauen, die den Schmerz dann still und heimlich ertragen – und einfach nicht wissen wohin damit.

Nach längerem Grübeln kam ich zu folgendem Entschluss, weshalb ich mich zu eben diesem persönlichen Artikel entschieden habe: ich für mich kann meine Fehlgeburt nicht einfach so im Stillen verblassen lassen. Dafür habe ich diesen Blog, diese Plattform – auch wenn das Thema vielleicht etwas aus der Reihe tanzt. Ich will mein Erlebtes und meine Erkenntnis daraus mit anderen Frauen teilen. Am Weltfrauentag diesen Freitag war ich kurz davor, auch einen passenden Post auf Instagram abzusetzen, empfand diese Art des gegenseitigen Female Empowerments aufgrund meiner persönlichen Erfahrung aber als sinnvoller. Ich setzte mich an mein Laptop, schrieb diesen Text und hoffte hiermit ein Thema geöffnet und enttabuisiert zu haben, das so viele Frauen betrifft und denen ich sagen möchte: ihr seid nicht alleine. Es gibt hunderttausende Frauen wie mich da draußen, bei denen alles immer rosarot scheint, die aber das Gleiche wie ihr durchgemacht haben. Ich möchte Euch sagen: versucht Euch zu öffnen und dieses allgegenwärtige Thema ein Stück transparenter, echter, ’normaler‘ zu machen. Sprecht ehrlich darüber und tauscht Euch dazu aus. Ehrlichkeit und Offenheit in diesem Moment helfen ungemein, den Schmerz zu verarbeiten und diese unbegreifliche Situation erträglicher zu machen. Und zwar für alle. Glaubt mir, mit jedem Gespräch wird Euch das Erlebte leichter fallen, euer Herz wird heilen und ihr werdet neue Kraft finden in euer altes Leben zurück zu finden. Irgendwann, beim hundertsten Austausch, werdet ihr Euch selbst stolz auf die Schulter klopfen und nachvollziehen können, wie jeder Moment des gegenseitigen Supports den seelischen Schmerz gelindert hat. Denn wenn ich eine Sache in den letzten drei Monaten verstanden habe, dann ist es diese:

Geteiltes Leid ist nicht halbes Leid, aber die Empathie anderer schmälert den eigenen Schmerz.

Timo, my love, vielen Dank an dieser Stelle auch für all deine Liebe und deine Unterstützung. Du warst grandios! x, Swantje

P.S: Natürlich bin ich mir darüber bewusst, dass ich hier eine Geschichte erzählt habe, die dazu führen wird, dass mir in Zukunft alle auf den Bauch starren werden. Aber wisst ihr was? Es ist mir egal. Der Informationsgehalt und die Plattform, die ich anderen hier möglicherweise schaffe, stehen für mich über allem. Daher freue ich mich auch, wenn ihr kommentiert, eure Gedanken teilt und ein Austausch hierzu dieses Tabuthema etwas öffnet.

P.P.S.: wenn ihr mehr Informationen oder einen Austausch zu der Behandlung nach der Diagnose haben möchtet, schreibt mir eine Email an swantje@theoriginalcopy.de. Das Thema ist zu komplex und intim, um es hier in der Tiefe zu besprechen. Ich freue mich aber auf diskreterem Weg von Euch zu lesen.

Swantje Bernsmann: Hey! Mein Name ist Swantje und ich bin Beautyjunkie, Instagram Heavy User und horte Augenbrauenstifte. Okay, eigentlich auch Bronzer, Haarprodukte und jeden soften Highlighter, den ich auftreiben kann. Ich like vor allem edgy Beautythemen, die mit einem Augenzwinkern geschrieben sind. Welcome to theOC!

View Comments (27)

  • Liebe Swantje, liebe Leserinnen,

    DANKE für deinen mutigen, ehrlichen Artikel und für eure mutigen, ehrlichen Kommentare.

    Ich stimme euch zu, es ist so wichtig, darüber zu reden und zu wissen, dass man nicht alleine ist.

    Im Mai musste ich meine Erfahrung mit einer Fehlgeburt, einer "missed abortion", machen.
    Mir haben viele Artikel, Posts, Erfahrungsberichte auf verschiedensten Plattformen sehr geholfen und deshalb möchte ich auch etwas beitragen.

    Eine Fehlgeburt kommt häufig vor und kaum jemand redet darüber. Wenn ich von meiner Fehlgeburt erzähle, kennt zumindest fast jeder jemanden mit einer ähnlichen Erfahrung. Dadurch fühle ich mich dann immer nicht mehr ganz alleine damit, jedoch habe ich noch mit keiner Frau sprechen können, die selbst und aktuell betroffen ist. Für Partner, Familie und Freunde ist es, glaube ich, wirklich schwierig richtig nachzuvollziehen, dass es mich derart aus der Bahn geworfen hat, dass die Verarbeitung dauert und dass die gut gemeinten Worte (siehe WHO-Artikel) nur bedingt helfen. Ich hadere auch sehr damit, dass ich mich durch meinen Beruf einerseits gut ablenken kann, dort aber andererseits täglich auf mehrere schwangere Kolleginnen treffe und gefühlt wird es jede Woche eine mehr (das ist jetzt etwas überspitzt, aber beschreibt meine Gefühlslage....) und da scheint immer alles okay zu sein. Fühlt sich in meinen schlechten Momenten so an, als ob mir das Leben zeigen will, wie einfach das Schwangerwerden und Schwangerbleiben doch ist und dass es "alle" hinbekommen...ich aus irgendwelchen Gründen zunächst einmal nicht.

    Ausschabbung, oder......?!
    Alle Betroffenen, die sich für eine Behandlung nach der Diagnose entscheiden müssen, möchte ich ermutigen, sich gut zu informieren und somit eine eigene Entscheidung treffen zu können. Bei mir wurde eine leere Fruchthöhle (Windei, Abortivei) entdeckt, die bis dahin nicht auf natürlichem Wege abgegangen war. Meine Frauenärztin wollte mich direkt zur Ausschabung schicken. Durch eigene Recherche und einen anderen Arzt wurde ich darüber aufgeklärt, dass es neben der Ausschabung die Möglichkeit gibt, abzuwarten (allerdings nicht zu lange) oder den Abgang medikamentös herbeizuführen. Ich habe mich für das Medikament entschieden (Cytotec), wodurch mir ein operativer Eingriff erspart blieb.

    Ich drücke uns allen die Daumen für zukünftige Versuche und Pläne!!

    • Liebe Cori,

      danke für deinen tollen Kommentar und das schöne Feedback.
      Ich kann auch dir nur zustimmen: darüber reden hilft nicht nur dir, sondern auch anderen und öffnet das Thema. Es ist nunmal wie es ist: viele Frauen erleben diese traumatische Erlebnis und bleiben irgendwie alleine damit zurück. Umso wichtiger ist es, dass wir uns austauschen und zu diesem Thema von unseren eigenen Erfahrungen berichten – so wie du es nun eben auch hier in Form deines Kommentars getan hast. DANKE DAFÜR!

      Ich kann dein Gefühl in den Wochen und Monaten danach nur bestätigen: man sieht nur noch Schwangere und Kleinkinder. Das macht das alles natürlich nicht einfacher. Wenn man aber weiß, dass das halt eben auch das natürliche Echo nach einer Fehlgeburt ist, fällt es einem leichter damit umzugehen. So geht es mir zumindest. Timo, mein Mann, meinte neulich: die Situation ist wie wenn du dir ein Auto kaufen willst und dich am Ende für einen VW Gold entscheidest . Ab diesem Moment siehst du überall nur noch VW Golfs, egal ob du willst oder nicht. Ich denke, damit hat er recht. Und an dieser Stelle kann auch niemand etwas dafür oder dagegen, es ist einfach so und diese geschärfte Blickweise wird sich auch wieder entspannen. Das braucht alles eben auch seine Zeit, wie alles andere im Leben auch.

      Und ja, das Thema der Ausschabung ist krass. Als Frau wird man in diese drastische Situation katapultiert und soll sich dann noch mit den Möglichkeiten des natürlichen Abgangs und der OP beschäftigen. Ich kann mir bis heute nicht erklären, warum der bio-Unterricht in der schule einfach beim 'Nach dem Sex kann eine Frau schwanger werden und bekommt ein Kind' aufhört und man im jungen Erwachsenen-Alter, in dem man in der Oberstufe ja definitiv ist, nicht über Fehlgeburten und die möglichen Konsequenzen für den eigenen Körper aufgeklärt wird. Meiner Meinung nach fehlt hier ein riesiges Stück 'Bildung', was Frauen ermöglicht, die ganze Sache besser durchzustehen.

      Ich wünsche dir und deinem Partner, dass ihr das Erlebt gut verarbeiten könnt und du dir selbst keine Vorwürfe machst. Es spielen so viele Sachen mit rein und am Ende glaube ich fest an den Satz: jedes Kind sucht sich seine Eltern zur richtigen Zeit selbst aus. Dieses Mal hat es aus irgendwelchen Gründen nicht sollen sein und dafür kannst du nichts. Ich wünsche euch ganz viel Kraft und hoffe euer Kinderwunsch geht bei Zeit in Erfüllung

  • Meine liebe Swantje.
    Ich hab gerade erst von Deinem Verlust gelesen und ich möchte so gern ein paar Dinge loswerden, auch wenn ich nicht weiß, ob sie angemessen sind oder whatever. Genau das ist das Problem: wir haben so viel Angst, das Falsche zu sagen, dass wir lieber gar nichts sagen, und das ist in meinen Augen das Allerfalscheste.
    1. Mein Beileid. Ein kleines neues Leben zu verlieren, das muss grausam und unendlich traurig sein. Ich finde keine Worte außer: ich empfinde tiefes Mitleid.
    2. Danke für Deine Offenheit. Genau das zeichnet Deinen Blog aus und macht ihn wertvoll. Du bist Mensch, Frau, Ehefrau, Freundin und eben keine Redaktion ohne Namen und eigenes Leben. Und dass Du deine Plattform nutzt, um anderen Frauen mit dieser Erfahrung zu helfen, ist das Beste, was Du tun kannst.
    3. Dein Mann muss wirklich ein ziemlich guter Typ sein. Nicht jeder hat soviel Rückgrat und Ego, mit so einem Artikel der eigenen Frau umgehen zu können.
    Ihr habt meinen tiefsten Respekt.
    Ich schick Euch wirklich aus ganzem Herzen Kraft und Zuversicht.
    Fühl Dich gedrückt, tall fellow swantje 💙

    • Hi meine Liebe,
      vielen herzlichen Dank für dein Mitgefühl, dein Beileid und deine schönen Worte, die mich gerade erreicht haben.
      Angemessen, tja, das ist immer so die Frage. Die WHO hat dazu einen ganz guten Artikel (https://www.who.int/maternal-health/why-we-need-to-talk-about-losing-a-baby) verfasst, der folgende Dinge vorschlägt:

      1. Rather than saying "Everything happens for a reason, this wasn’t meant to be”, try saying something like “I’m so sorry. I can imagine this is very sad for you.”
      2. Rather than saying “At least you know you can get pregnant”, try just to listen. You may ask “How are you?”
      3. Rather than saying “At least you have a healthy child already", perhaps say "I'm deeply sorry for your loss”.

      Ich finde, man kann eigentlich kaum etwas falsches sagen, solange es mit Mitgefühl verbunden ist und die aussage nicht versucht, die Situation herunterzuspielen. Dennoch sind diese drei Antworten wohl sehr hilfreich für alle, die nicht die richtigen Worte finden oder sich dabei schwer tun.

      Danke auch für das schöne Feedback zu meiner Offenheit. Das weiß ich sehr zu schätzen. Wirklich

  • Liebe Swantje,
    Mit Tränen in den Augen habe ich deinen Artikel gelesen und an mein eigenes Schicksal gedacht. Seit 3 Jahren versuchen mein Partner und ich schwanger zu werden und erlebten dabei 2 Fehlgeburten. Du sprichst mir tief aus der Seele und ich habe Hochachtung vor jeder Frau, die so etwas durchmachen musste, die sich wieder zurück in den Alltag traut und lacht, wenn sie eigentlich weinen möchte.
    Es sollte mehr Artikel wie deinen geben, denn ich empfinde jedes Mal, wenn ich sowas lese, das Gefühl nicht komplett alleine zu sein, das Gefühl nicht ein Alien unter einer Horde von Menschen zu sein.
    Deshalb: Danke für diese Worte.
    Ich wünsche dir und deinem Mann nur das Beste und das eure Wünsche in Erfüllung gehen.

    • Hi liebe Karina,

      hab vielen Dank für deine Kommentar – ich fühle so sehr mit Dir bzw. Euch! Eine solche Erfahrung prägt einen sehr und wenn sich das dann noch wiederholt, dann fühlt sich das einfach nur furchtbar und ungerecht an. Ich verstehe deinen Schmerz sehr gut und weiß, was du durchgemacht hast. Du hast mein Mitgefühl

  • Danke für deinen ehrlichen, ausführlichen und sensiblen Post. Du hast mir mit deiner Entscheidung, es öffentlich zu machen, sehr viel gegeben! Besonders viel Zuversicht, Sicherheit, und das Wissen, dass das eher mehr, als weniger oft vorkommt. Das Thema ist, finde ich, gar kein Tabu - man spricht nur einfach nicht darüber. So geht viel verloren - auch von gegenseitiger Unterstützung, die wir uns alle geben könnten. Darüber reden ist der richtige Weg! Ich finde es schön, dass wir Frauen englich beginnen, unser ureigenes Territorium (nämlich alles, was unseren Körper angeht) durch darüber-reden zurückzuerobern.

    Bei dem Thema (auch eine Freudin ist betroffen) ist mir wieder aufgefallen, wie wenig wir eigentlich über unseren Körper und die Vorgänge darin wissen. Schon beim Thema Menstruation hatte ich das Gefühl, vom Wissen nicht einmal die Spitze des Eisberges zu haben, sondern eher bloß eine einzelne Schneeflocke. Bei Schwangerschaften habe ich wieder so ein Schneeflockengefühl.

    Wir hatten zwar alle mal vor eher längerer Zeit diesen sogenannten "Aufklärungsunterricht" erhalten, der meistens eher verschämt und möglichst schnell über die Bühne gebracht wird, und mit dem Satz "den Rest lernt ihr alle aus dem Buch" endete - aber wirkliches Wissen hatte ich dadurch gefühlt nicht. Dass bei Weitem nicht jede Schwangerschaft "hält", nachdem der Test positiv ist - ich glaube, das hat uns gar nie jemand erzählt. (Vielleicht auch nur, um Teenagerschwangerschaften vorzubeugen.)
    Diese Dinge habe ich alles von Freundinnen erfahren, insbesondere von denen, die schon länger, oder bislang erfolglos mit künstlicher Befruchtung versuchten, ein Kind zu bekommen.

    Ich hätte eigentlich gerne mehr Vermittlung von diesen Dingen, auch mit 20, oder mit 25, oder mit 30. Ich hätte gerne, dass es da einen Tag gibt, oder ein Event, oder eine "Kaffeerunde" zum Thema, die sich z.B. immer mal wieder auf einen Kaffee in einem Séparee trifft und darüber spricht, mit Frauen darunter, die wirklich gut Bescheid wissen.
    Du hast auch dazu einen ersten Anstoß dazu gegeben. Vielen, vielen Dank dafür.

    Fühl dich gedrückt! Ich wünsche dir, dass alles so wird, dass es für dich und euch gut ist - wie auch immer das aussehen mag.

    • Hi du Liebe,

      vielen Dank, dass du uns hier deine Gedanken hinterlassen hast, die ich sehr gut nachvollziehen kann.
      Einerseits weiß ich von einigen Freundinnen ebenfalls, dass ihnen mein Artikel dezent die Augen geöffnet hat und ihnen auch die Angst vor einer möglichen Fehlgeburt genommen hat. Das Thema schwirrt ja dann doch über allen Frauen, die noch nie schwanger waren, es aber irgendwann werden möchten. Eine gute Freundin meinte neulich, sie hätte nun viel mehr Zuversicht, dass es, falls ihr auch passieren würde, an mir gesehen hat wie man das überstehen kann und es einem auch nach einigen Wochen wieder gut gehen kann. Das fand ich einen sehr schönen Aspekt, den du ja auch angesprochen hattest. Danke, dass du das hier nochmal deutlich gemacht hast!

      Andererseits stimme ich dir hier nochmals zu 100% zu! Es ist unfassbar, dass der Bio-Unterricht in der Schule mit ein paar wenigen simplen Erklärungen zur Sexualität aufhört. Auch mir ist kurz nach meiner Fehlgeburt aufgefallen, dass das Thema Fehlgeburt in der Schule einfach NIE angesprochen wurde. Wie krass ist das denn bitte?! Spätestens in der Oberstufe sollte es doch mal eine Infostunde oder eine Art Infoabend für alle geben, wo über solche Themen gesprochen und aufgeklärt wird. Ich sage hier bewusst 'für alle', weil es die Männer zwar nicht körperlich, aber dennoch psychisch auch betrifft und alle über die Risiken einer Schwangerschaft Bescheid wissen sollten. Auch ich hätte mir im Nachhinein eine Art 'Kaffeerunde' zum Thema 'Schwanger werden und sein' gewünscht – auch in meinen 20ern oder 30ern. Dafür ist es nie zu spät und es wäre so wichtig, gerade weil es so vielen passiert.

      Danke nochmals für die Zeit, die du dir für deinen Kommentar genommen hast, und für deine lieben Wünsche.
      Ich glaube auch: es wird alles so, wie es für uns bestimmt ist

  • Liebe Swantje,

    erst einmal vielen vielen Dank für deinen Mut, die ehrlichen Worte und diese sehr intimen, schmerzlichen Einblicke. Auch jetzt wünsche ich dir weiterhin viel Kraft das Erlebte gemeinsam mit deinem Liebsten und deinen Liebsten zu verarbeiten. Ich finde es großartig, dass du dieses Thema ansprichst, denn leider werden solche Themen trotz Female Empowerment noch viel zu selten thematisiert und es ist genau richtig auch hierüber zu sprechen.

    Bleib stark und so großartig, wie du bist!

    Elisa

    • Hi liebe Elisa,

      dein Nachname ist raus, keine Sorge :)
      Und vielen herzlichen Dank für dein liebes Mitgefühl und dass du mich darin bestätigst, diesen Artikel veröffentlicht zu haben. Es tut gut zu hören, dass andere Frauen wie du hier gleich denken und mir so schöne, motivierende Rückmeldung auf meine Offenheit geben. Vielen Dank dafür! Alles Liebe für dich

    • Oh, mein Nachname ist mit drin. Kannst du den netterweise entfernen? Danke! :)

  • Ich bin selbst nicht betroffen. Aber eine gute Freundin. Und das war eine sehr schwierige Zeit für sie, das kann man mit Gewissheit sagen.

    Ich denke deine folgenden Worte „niemals wieder werde ich jemanden nach seinem Kinderwunsch fragen, es sei denn ich bin mit der Person sehr, sehr gut befreundet.“ trifft es nur zu gut!
    Wie oft wurde ich das schon direkt nach unseren Plänen gefragt?? Auch von Kollegen. Dabei weiss doch niemand wie es um die Person gestellt ist. Es gibt viele Gründe warum man mit >30 noch kein Kind hat und das sollte finde ich viel mehr respektiert werden...

    Es tut mir leid, dass ihr beide und du diese Erfahrung machen musstet. Wünsche euch ganz viel Glück für alles was kommt 🖤

    • Hi liebe Stefanie,

      ja, das stimmt. Es ist ein einschneidendes Erlebnis, das auf keinen Fall spurlos an einem vorüber geht. Wenn man dann noch dem Kinderwunsch gefragt wird, ist alles rum. Umso wichtiger fand ich es, dieses ewige Gefrage nach Kindern mal zu thematisieren und zu sagen: LASST ES EINFACH! Schön, dass du es auch so siehst. Das bestärkt mich sehr, denn am Ende geht es auch einfach niemanden etwas an – NIEMANDEN. Leider überwiegt hier oft die eigene Neugierde, das müssen die Leute erst noch lernen.

      Danke für dein Mitgefühl, tut sehr gut das zu lesen. Am Ende wird alles gut, daran glaube ich auch fest. x, Swantje

  • Für mich bist Du seit lange die beste Bloggerin, die ich kenne. Du machst keine halbe Sache, deine Texte und Fotos Sindbad immer professionell, man sieht,dass Du alles mit Herzen machst und nicht nur 3 irgendwelche Sätze schreibst, weil die Firma xxx € für den post bezahlt...ab jetzt bist Du auch noch dazu die mutigste und stärkste Bloggerin😘🙌🏻 Ich schicke dir viel Liebe! Und hoffe, es wird alles wieder mal besser sein ❤️

    • Hi liebe Sandra,

      ich habe immer wieder Gänsehaut, wenn ich deinen Kommentar lese, und kann gar nicht glauben, was du mir da Tolles geschrieben hast. Hab tausend Dank für diese bestärkenden, so lieben Worte, die mich wirklich so sehr berührt haben

  • Liebe Swantje
    Danke, für's erzählen Deiner ganz persönlichen Geschichte! Verstehe Dich vollkommen da ich auch ein so einschneidendes Erlebnis hatte ich aber durch Medikamente und fast keine Hilfe damals Depressionen, Angst und Panikattaken bekam die auch teilweise noch ab und an kommen. Die Zeit heilt keine Wunden aber man kann mit Ihnen umgehen. Ich war mit Zwillingsmädchen schwanger, Ultraschall noch kein 3D aber alles so weit in Ordnung... nur hat keiner gesehen das es Siamesische Babys waren. Brachte sie per Kaiserschnitt auf die Welt da es anders nicht ging... obwohl die Ärzte lange warteten. Sie waren zwischen Brustbein und Nabel zusammengewachsen und haben sich immer umarmt❤️Habe Sie als ich nach Hause durfte immer in Spital besucht und gewickelt und gefüttert... Bis nach sieben Wochen der anruf kam...
    den Rest kann man sich denken...
    Habe heute ein ganz tolles Mädchen und zwei Engel im Himmel... ❤️
    Ja, ich war eine Sensation... stand in der Zeitung... aber Hilfe zu verarbeiten leider nicht
    Alles erdenklich Gute für Euch
    Susanne aus Wien

    • Hallo liebe Susanne,

      danke für deinen lieben Kommentar, der mich zu Tränen gerührt hat. Du hast mein herzliches Beileid und Mitgefühl

  • Liebe Swantje! Es ist ganz stark von dir und wichtig, über das Thema Fehlgeburt zu schreiben. Nicht nur, weil es mich persönlich mehrmals betroffen hat und ich mich so allein gefühlt habe, dass ich in die Depression gefallen Zwillingsmär waren mehrere Faktoren und auch meine Disposition verantwortlich. Wie du schreibst, möchte man anderen nichts aufbürden und schweigt und weint alleine zu Hause. Irgendwann bin ich nach der harmlosen Frage einer Verwandten nach meinem Kinderwunsch zusammengebrochen. Letztendlich war das gut, denn ich habe eine Therapie gemacht und konnte endlich über alles sprechen. Es waren nicht nur die Fehlgeburten, sondern auch der jahrelange Missbrauch vom Stiefvater. Ich spreche das jetzt nur an, weil auch Vergewaltigung ein großes Tabuthema ist. Als ob das Opfer jemals etwas dafür konnte. Über das Erlebte sprechen zu können, ist so wichtig und wenn du da in deiner Community etwas bewegen kannst, würde mich das echt freuen. Genau aus dem Grund verschweige ich meine Geschichte auch nicht mehr. Natürlich ist das kein Partythema, aber wenn ich das Gefühl habe, jemand könnte betroffen sein, spreche ich das an..
    Alles Gute für dich und Timo! Ob mit oder ohne Kinder, doch ich bin mir sicher, das nächste Baby bleibt. Mir hat der Gedanke geholfen, dass es aus einem nicht erklärbarem Grund einfach nicht der richtige Zeitpunkt war. Meine Zwillingsmädchen sind heute 21 und putzmunter. Nochmals alles Liebe!

    • Hi liebe Stefanie,

      tausend Dank für deine ehrlichen Worte, die mich sehr berührt haben.
      Es tut mir leid, dass du so viel Leid erfahren musstest. Im gleichen Atemzug freut es mich aber, dass du anscheinend einen Wendepunkt erleben durftest, der dich zu einer Therapie gebracht hat, innerhalb derer du so viele, wichtige Themen für dich behandeln und diskutieren konntest. Ich bin dir sehr dankbar, dass du deine Traumata hier so offen schilderst und auch das Thema Missbrauch angesprochen hast, denn auch dieses Erlebnis führt – ähnlich einer Fehlgeburt – oft zu Schweigen und Scham. Und das muss nicht sein, denn keiner (oder zumindest ein sehr großer Teil) der betroffenen kann absolut nichts dafür. Wenn das Gefühl der Schuld auf den unfassbaren seelischen Schmerz trifft und man dann auch ganz alleine versucht das alles zu verarbeiten, entsteht eine furchtbare Kombination, die ich niemandem wünsche und die mich auch dazu bewegt hat, diesen Artikel zu schreiben. Niemand muss das aushalten, sich dafür schämen! Sich zu öffnen, mit anderen auszutauschen und 'Gleichgesinnte' zu finden, hat mir persönlich so sehr geholfen und ich wüsste ehrlicherweise nicht, was ich mit meinem Schmerz gemacht hätte, wenn ich nicht hätte teilen können.

      Und ja, auch ich glaube fest daran, dass unsere Zeit noch kommen wird

  • Liebe Swantje,
    Vielen Dank fürs Teilen deiner sehr persönlichen Geschichte!
    Ich habe mir zu diesem Thema auch schon sehr viele Gedanken gemacht. Ich weiß auch nicht, ob man es mittlerweile immer noch als Tabuthema bezeichnen kann. Ich glaube eher, dass es sich um mangelnde Empathiefähigkeit - möglicherweise aufgrund mangelnder Erfahrungen - handelt. Für viele Frauen und Paare ist es - wie schön!!! - das normalste der Welt, schwanger zu werden und ein gesundes Kind zur Welt zu bringen. Für viele andere aber eben auch nicht. Ist es nicht aber auch menschlich, dass wir (Frauen/Paare, die ungewollt kinderlos sind und Frauen/Paare, die die schmerzhafte Erfahrung einer Fehlgeburt verarbeiten müssen) nicht mit jedem darüber reden. Mein Eindruck ist es, dass immer mehr Menschen wenige enge Freundschaften pflegen und sich diesem Kreis auch anvertrauen; alle anderen, die keinerlei Berührungspunkte damit haben, behandeln das Thema weiterhin wie das Normalste der Welt und fragen einfach nach. Kann man ihnen das vorwerfen? Ich (aktuell ungewollt kinderlos) tue das manchmal und werde dann wütend, neidisch und traurig. Das hilft mir aber nicht. Manchmal antworte ich dann sehr direkt und mache klar, dass das Thema für mich schwierig ist; ganz oft, z. B. im Kolleg*innenkreis aber auch nicht, weil das Umfeld für dieses Thema einfach unpassend ist. Meine engsten Freunde und ein kleiner Teil meiner Familie ist informiert und auch da ist es manchmal schwierig, weil ich mir so sehr wünschte, jemand könnte mich verstehen, das tut aber keiner. Alle Freundinnen, die auch schwanger werden wollten und länger probiert haben, sind mittlerweile Mutter oder schwanger geworden und ich fühle mich damit oft schmerzlich allein gelassen. Unterm Strich bleibt wohl, den Schmerz muss man alleine tragen und bestenfalls hat man dabei menschliche und liebende Unterstützung! Das wünsche ich dir in jedem Fall von ganzem Herzen! Alles Liebe, Lena.

    • Liebe Lena,

      danke für deinen Kommentar, dem ich direkt zustimmen muss. An mancher Stelle sind Fehlgeburten mit Sicherheit noch ein Tabu, aber an vielen anderen Stellen ist es auch mangelnde Empathie, da hast du vollkommen recht. Das ist ja leider nicht nur beim Thema Fehlgeburt ein Problem, sondern auch in vielen anderen Bereichen – aber das ist ein anderes Thema. Und ja, es ist nachvollziehbar, dass man dieses Thema nicht mit jedem diskutieren muss, aber dich wenigstens mit ein paar Freunden oder jemandem aus der Familie?! Ich weiß von einigen Fällen, wo ich die einzige bin, die Bescheid weiß, was mir das Herz bricht, denn die Frauen schlucken ihren Schmerz oft aus Scham herunter und sind vollkommen überfordert damit. Daher mein Rat: öffnet euch!

      Deine Frage, ob man denen, die auf Anhieb gesunde Kinder zur Welt bringen, einen Vorwurf machen kann, dass sie sich nicht mit Fehlgeburten auseinander setzen, will ich auch gerne diskutieren. Ich finde schon, dass man, wenn man sich entscheidet, ein Lebewesen in die Welt zu setzen, mit allen möglichen Konsequenzen und Risiken auseinander setzen sollte. Man übernimmt schließlich lebenslange Verantwortung für einen Menschen und ich finde, sich darüber zu informieren, ist man doch auch sich selbst schuldig, oder nicht?! Ich habe schon mitbekommen, wie Frauen es zu tiefst bereut haben isch mit den Risiken überhaupt nicht befasst zu haben. Es endet meist viel schlimmer als erwartet...leider. Deswegen aber wütend zu sein, ist natürlich auch die falsche Reaktion, denn – wie du schon sagst – hilft es nichts. Ich würde es niemandem vorwerfen, sondern eher versuchen eine gewisse Awareness dafür zu schaffen, was ich mit diesem Artikel bezwecken wollte.

      Dein Gefühl oftmals allein mit dem Schmerz zu sein, kann ich sehr gut nachvollziehen. Mir geht es auch oft so, dass ich denke: Cool, alle sind schwanger – in meinem Freundeskreis, auf Instagram, im TV. Überall wo ich hinschaue, sehe ich nur nackte Babybäuche. Dann kommen die Erinnerungen wieder und es schmerzt. Aber: ich MUSS diesen Schmerz nicht alleine aushalten. Ich kann mir Hilfe bei Freundinnen, Therapeuten oder bei meinem Partner holen. Natürlich können sie oft nicht nachempfinden wie es sich anfühlt (Wie auch?!), aber sie können mir beistehen, was mir schon sehr hilft. Ich hoffe, dass auch du in deinem Umfeld Menschen hast, die empathisch genug sind, dir zu helfen. Ich kann nur nochmal betonen: je mehr ich mich geöffnet habe, desto besser ging es mir. Vielleicht kommt es auch auf das an, was man mitteilt, nicht nur dass man es tut!? Ich wünsche dir alles alles Gute und drück dich, Swantje