Jetzt isses raus. Endlich. Denn manchmal ist das einfach so – ja, geb‘ ich zu. Da komme ich nach einem Tag „8h-ins-Laptop-Gestarre“ nach Hause und will nur eins: meine Augenbrauen bürsten. Da werfe ich Tasche und Einkäufe in die Ecke, renne schnurstracks ins Bad und zücke mein kleines Augenbrauenbürstchen von Jacks Beauty Departement, das ich dann ziemlich genüsslich erst links dann rechts durch meine Brauen ziehe. Komisch, ich weiß, aber was soll ich machen?! Ich habe mehrmals versucht mir diesen komischen Move abzugewöhnen, schaff es aber nur kläglich. Ich versage hier genauso wie bei anderen Vorhaben. Ich kann nicht dran rütteln:
Die Brauen wollen gebürstet werden.
So schaut’s aus. Meine erste Vermutung, warum mich dieser Wunsch tagtäglich verfolgt, könnten (verrückte Welt!) meine Beautyprodukte sein. Stifte, farbige Pomaden, Gels – da landet morgens schonmal eine ganze Produktpalette in den Brows, damit da ja auch alles sitzt und farblich passt. Ob das überhaupt notwendig ist? Nein, vielleicht nicht. Aber es fühlt sich gut an und das ein oder andere Produkt will ja auch auf seine Power getestet werden (für euch, versteht sich). Was ich sagen will: Produkte, vor allem in den Brauen, setzen sich nach ein paar stunden Getrage einfach ab. Ich spüre das. Das Gefühl, das dabei entsteht, kann man vielleicht mit damit vergleichen, wie sich Lippenstift nach einer verschlungenen Pizza auf den Lippen anfühlt. Er ist zwar irgendwie noch da, aber #onfleek ist etwas anderes. In solchen Situationen muss ich dann auch mal eben auf die Toilette huschen, alle farblichen Reste von den Lippen kratzen und den Lippenstift neu ansetzen. Vielleicht geht es mir mit meinen Augenbrauen einfach genauso?
Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass meine Augenbrauen so etwas wie ein Holy Grail für mich sind. Nach frühpubertären Anfällen, bei denen ich mir zwei dünne, fast schon abstoßend geschwungene Balken über meine Augen gemalt habe, gehöre ich nämlich zu der beneidenswerten Gruppe Frauen, deren Augenbrauenhärchen rechtzeitig zum Cara Delevingne Augenbrauentrend nicht den Geist aufgegeben haben, sondern eher ein beeindruckendes Revival hingelegt haben. Als ich nämlich beschlossen hatte, sie wachsen zu lassen, sind sie wie selbstverständlich nachgesprossen. Wie kleine unschöne Rasierstoppel sind sie auf einmal da gewesen.
Oh hey, ihr seid ja noch alle da – wie schöhööön!
Seitdem trimme, zupfe, male UND kämme (!!!) ich sie jeden Tag. Hier ein Härchen weg, da mit der Augenbrauenschere etwas nachgeschnitten und kleine Lücken verschwinden inzwischen schon im Handumdrehen mit zwei, drei Strichen. Außer den Mädels von der Browery lasse ich da auch niemanden mehr ran. Zu viel ist schief gegangen, zu viele unschöne Formen musste ich schon rauswachsen lassen. Ne, ne. Das mach ich nicht mehr mit.
Aber gut, zurück zur Ursachensuche.
Eine weitere Vermutung meinerseits ist folgende: Ich lieeebe, liebe, liebe Ordnung. Bevor ich das Büro verlasse, wird einmal der gesamte Tisch aufgeräumt. Bevor ich das Haus verlasse, checke ich Fenster, Türen und den Herd (könnte ja sein, dass jemand den Herd wieder volle Pulle angemacht hat, nachdem ich ihn vor 5 Minuten erst höchstpersönlich ausgeschaltet habe). Bevor ich schlafen gehe, räume ich noch mal eben das Wohnzimmer auf. Und wenn ich nach Hause komme, bürste ich mir eben meine Augenbrauen. Ordnung muss eben sein – auch im Gesicht.
Ich bin mir immer noch nicht sicher, woher mein Tick rührt. Vielleicht ist es eine Kombination aus meinen beiden Thesen und noch ein paar weiteren Needs, die ich nur bisher nicht ergründet habe. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur: ohne Augenbrauenbürstchen sieht mein Feierabend leider nicht so rosig aus.
Wenn ich mir meine eigenen letzten Zeilen kurz Revue passieren lasse, dann wäre heute ein ziemlich guter Tag, um mir selbst zu sagen: „Swantje, du hast echt einen Knall.“ Aber irgendwie gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass es da draußen vielleicht doch noch ein paar Mädels gibt, die den selben Drang zum Brauenbürsten haben wie ich?! Dann lasst mal von euch hören. Falls nicht, war das Lesen dieses Textstücks leider verschwendete Lebenszeit und ihr könnt alles sofort wieder vergessen, was ihr in den letzten fünf Minuten gelesen habt. Ooooder aber ihr legt euch auch ein solches Sahnestück an Brauenbürstchen zu, wie ich es besitze, und probiert es einfach mal aus…