Busenfreundinnen – jedes A Körbchen hat ein Bestie D, E oder F Körbchen

Möpse, Boobies, Titten. Seit dem Ende der Pubertät ist die Aufmerksamkeit für den eigenen Vorbau massiv gesunken. Sie hängen ja auch den ganzen Tag nur rum. Manche mehr, manche weniger. Sie sind ausgewachsen und mit Größe, Form und Farbe machen Frauen ab einem gewissen Alter auch ihren inneren Frieden. Insgesamt sind die eigenen Brüste langweilige Hautsäcke, an denen beim Sex gekonnt, die meiste Zeit aber ungekonnt gedrückt, geleckt oder sporadisch angetitscht wird, weil eventuell der Hintern interessanter ist. Die Vorderseite hat abgedankt. Mit dem Beginn der Zehner bricht im Okzident das mediale Zeitalter der Rückansicht an. Das weibliche Interesse für das Unbekannte bleibt dennoch unerschüttert. Jede Frau hat eine Freundin, von deren Busen sie sich magisch angezogen fühlt. Diejenige, die noch nie in die Brüste ihrer besseren Hälfte piksen wollte, um danach schelmisch wegzulaufen, möge den ersten Stein werfen. Je größer der offensichtlich physische Unterschied dabei zur eigenen Anatomie ist, desto gewaltiger ist die Faszination. Sie provozieren, wie zwei rote Knöpfe. Sollte jemals die Frage gestellt worden sein, woher der Begriff der Busenfreundin rührt, dies ist der inoffizielle, aber wahre Ursprung.

Am Anfang einer solchen Schwesternschaft steht die Initiationszeremonie: das Stöbern in der Unterwäscheschublade und das rituelle Aufsetzen eines BHs. Bisher war es immer so, dass meine engsten Freundinnen durchschnittlich zwei bis drei Körbchen über mir lagen. Die Schalen erscheinen mir so absurd riesig, dass ich mich dazu entscheide sie wie einen Helm zu tragen. Als A-Körbchen ist es unvorstellbar Brüste so groß wie Köpfe zu haben. Mit meiner Ausrüstung würde niemand einen Verkehrsunfall überleben, so viel ist sicher. Dafür eignet sich meine Unterwäsche als Augenklappe. Die Fantasie heterosexueller Männer, in denen Mädels hinter geschlossenen Türen aneinander rumfummeln, ist also gar nicht so abwegig. Mit Schweinereien hat die Realität allerdings herzlich wenig zu tun.

Wenn die eine, wie Calimero und die andere, wie Barbossa durch das Zimmer laufen, ist das nicht sexy, sondern saulustig.

Busenfreundschaft ist mit exklusiven Privilegien verbunden. Zum Beispiel darf sich nur innerhalb einer solchen Verbindung über die Oberweite des anderen lustig gemacht werden. Abfällige Sprüche von Außenstehenden werden mit dem Todesurteil abgehandelt. Der sofortige Vollzug erfolgt durch vernichtende Blicke und einen gehässigen Kommentar. Als ich vor ein paar Tagen keinen BH trug, meinte eine meiner Mitbewohnerinnen beiläufig: „Du schielst.“ Damit spielte sie auf die Tatsache an, dass meine Brüste nicht nur mikro-klein, sondern darüber hinaus auch ungleich groß sind, ergo unterschiedlich tief hängen. Dieser Spruch befand sich innerhalb der klar definierten Grenzen, war somit völlig in Ordnung und auch ziemlich witzig.

Gar nicht zum Lachen war mir, als meine Schwester von ihrem letzten Date berichtete. Es war die erste Verabredung, die ihrer Aussage nach gut verlief. Bis zu dem Zeitpunkt, als der Typ meiner Sis erklärte, dass ihm ihre Brüste viel zu groß seien. Am Abend versuchte ich sie zu trösten, während die Schlagader auf meiner Stirn gefährlich zu pochen begann. In diesem Moment stellte ich mir vor, wie ich mir im Wahn, plötzlich flächendeckend behaart das Hemd vom Leib reiße, auf allen Vieren losstürme und den Schadenverursacher beseitige.

Das Einzige, das von ihm übrig geblieben wäre, wäre sein viel zu kleiner Penis gewesen.

Eine Busenfreundin versteht dass eine große Oberweite kein Segen sein muss. Sie erfindet dumme Obst-äquivalent-Spitznamen, wie Melonen, Weintrauben oder, wenn sie besonders fies sein will, Rosinen. Sie kennt keine Schamgrenzen, ist uns am nächsten, bauet auf und Schaden ab. Ohne sie kann man keinen Bikini kaufen. Mit ihr meistens auch nicht. Jammern macht mit ihr aber doppelt so viel Spaß. Sie ist, wie ein perfekt sitzender BH, sie hält alles zusammen, stützt und lässt einen immer gut aussehen. Der einzige Unterschied: Die alte Zippe kann man nicht in die Schublade stopfen, wenn sie nervt.