Heute ist Weltfrauentag. Auch wenn ich mich jedes Jahr aufs neue frage, warum wir eigentlich einen bestimmten Tag brauchen, um uns daran zu erinnern, dass wir Frauen die gleichen Rechte wie Männer haben sollten und uns gegenseitig mehr unterstützten sollten, so hat dieser Tag schon aufgrund seines geschichtlichen Hintergrunds natürlich seine vollkommene Berechtigung. Auf diese will ich hier gar nicht konkret eingehen, da ihr das an anderer Stelle (zum Beispiel hier oder hier) besser nachlesen könnt. Worum es mir heute geht, ist meine eigene Vorstellung von Girlpower, Frauenrechten und Gleichberechtigung aufzuzeigen. Beziehungsweise einen Aspekt davon.
Von Girlpower, Frauenrechten & Gleichberechtigung
Diese drei Schlagworte strahlten mir gestern von einer Pressemitteilung entgegen, die vor mir auf meinem Schreibtisch lag. Kurz ließen sie mich in meinen Gedanken davon schweifen, weshalb ich kurzerhand beschloss ihnen einen Platz zu geben. Also tippte ich mir die Finger wund, schrieb mir alles von der Seele und war der festen Überzeugung einen soliden Text zu Papier gebracht zu haben. Fatal war nur, dass mein Backend den Text nicht speicherte, sondern komplett löschte und alles weg war. Ich hoffe also, ich kann meine spontanen Gedankenblasen noch einmal für euch festhalten, so wie das eben ursprünglich der Plan war. Falls es hier und da holprig sein sollte – verzeiht es mir. Ich habe einfach nicht mehr alles flüssig abtippen können.
Also, zurück zu den Schlagworten. Girlpower! Frauenrechte! Gleichberechtigung! Alle drei Begriffe sind so wahnsinnig kraftvoll, irgendwie motivierend und auch so herrlich aufstrebend. Wenn ich sie in Zeitungen oder aufs Blogs lese, strömt in mir immer ein positives, ermutigendes Gefühl auf. Ja, wir schaffen das, denke ich dann. Oder auch: yeeeeeheeessss, Girlpower! Mich persönlich bestärken sie ungemein, auch weil hier einfach so viel voran gegangen ist. Ich habe auch das Gefühl, dass wir in punkto Feminismus in den letzten Jahren gesellschaftlich noch einmal einen riesigen Satz nach vorne gemacht haben. Da tut sich was, das spürt man ganz deutlich. Gerade das Wort Girlpower ist dank Büchern wie ‚Girlboss‘ und übererfolgreichen, weiblichen Gründerinnen wie Emily Weiss (Gründerin und CEO von GLOSSIER & Into The Gloss) oder Whitney Wolfe (gründete die Dating-App Bumble) gerade bei jüngeren Frauen mega populär geworden. Auf der einen Seite ist das super, weil der Begriff für eine jüngere Variante von Feminismus steht, der gerade jungen Mädels einen einfacheren Zugang zu dem Thema ermöglicht. So zumindest mein Eindruck. Auf der anderen Seite kommt es mir so vor als wäre das Wort ‚girlpower‘ fast schon inflationär verwendet worden.
Ein Beispiel: öffnet man Instagram und tippt #girlpower im Suchfeld ein, so spuckt Instagram knappe 10 Millionen Treffer aus (Stand: 7.3.2018, 14 Uhr). Bereits das fünfte Bild zeigt ein Motiv, das einfach gar nichts mit dem Thema zu tun hat: ein Pferd vor einem Hubschrauber. Okay, das Bild an sich ist schon verrückt. Es dann aber noch mit dem Hashtag #girlpower zu betiteln, ist einfach noch viel verrückter.
Aber okay; je öfter das Wort auftaucht, desto mehr Bewusstsein schafft es. Desto häufiger werden Frauen daran erinnert, dass in ihnen jede Menge (manchmal ungenutzte) Kraft steckt. Aber, und nun kommt ein großes Aber, so richtig gelebte Girlpower ist das ja irgendwie nicht, oder?! Das Wort Girlpower strotzt doch geschrieben wie ausgesprochen schon vor so viel Kraft, dass es einen fast schon anschreit und man sich gezwungen fühlt, es in die Realität zu transportieren und wirklich etwas zu tun. Wie fantastisch wäre es also, wenn wir alle unsere Girlpower-Gedanken nicht nur posten (was trotzdem von Notwendigkeit ist, versteht mich nicht falsch!), sondern sie dann auch wirklich noch in die Tat umsetzen.
Und da denke ich mir so oft:
es könnte doch so einfach sein!
Ich mag bestimmt kein Paradebeispiel sein, aber dennoch will ich euch ein paar Situationen schildern, in denen ich immer wieder festgestellt habe wie einfach es doch sein kann diese Girlpower zu leben, von der alle immer sprechen. Lasst mich euch also einfach ein paar Situationen schildern, die mich nachhaltig geprägt wie bestätigt haben, dass gerade Girlpower ganz einfach in die Tat umzusetzen ist und Frauen sich wirklich herrlich unkompliziert gegenseitig bestärken können.
Da wäre zum Beispiel eine U-Bahn Fahrt vor einigen Wochen, in der ich in der Ecke ein junges, mit Pickeln übersähtes Teenie-Mädchen sah, das völlig verschüchtert war. Die Haare hingen vor ihrem Gesicht, wie eine Art Vorhang, um ihr Gesicht zu schützen. Schon ein einziges winzig kleines Entgegen-Lächeln meinerseits signalisierte ihr, dass sie sich nicht schämen muss. Dass sie sich nicht unsichtbar machen muss. Die erste Reaktion, die ich zurück bekam, war ein verunsicherter Blick. Die zweite war ein vorsichtiges hinter die Ohren klemmen ihrer Haare und das dritte war ein Lächeln. Ich denke ihr wisst alle selbst, wie aufmunternd und positiv es auf einen abfärbt, wenn einem eine wildfremde Person einfach entgegenlächelt. Einfach so, ohne etwas zu wollen. Ein Lächeln sagt hier mehr als tausend Worte. Als ich die U-Bahn verließ waren die Haare immer noch aus dem Gesicht. Ich weiß nicht, ob es nur das eine Lächeln von mir war, aber das Mädchen strahlte und ich meine behaupten zu können, meinen Teil dazu beigetragen zu haben.
Dann wären da auch noch die Bäckerin, der ich neulich kurz vor Ladenschluss noch durch die Tür gehuscht bin, oder die Discounter-Kassiererin, die seit acht Stunden Lebensmittel gescannt hat, die sich beide wahnsinnig gefreut haben, als ich sie nicht wie einen Roboter, sondern wie einen echten Mensch behandelt habe. Ein freundliches ‚Hallo, wie geht’s? Wie lange müssen Sie noch? Einen schönen Feierabend wünsche ich dir!‘ tut keinem weh. Es signalisiert viel mehr, dass man sich für sein Gegenüber interessiert, sich gegenseitig ermutigt und man nicht in der Masse untergeht.
Das Schöne daran: es ist umsonst. Das einzige, was es bedarf, ist eine Portion Aufmerksamkeit und ein Mini-Stückchen meiner Zeit. Wie kraftvoll so eine kurze Unterhaltung ist, weiß ich selbst viel zu gut. Nach meinem Studium habe ich übergangsweise bei Burger King gejobbt. Wie sehr habe ich mich gefreut, wenn mich die Leute beim Aufgeben ihrer Bestellung überhaupt einmal angeschaut haben…
Und dann, zu guter letzt, wären da noch die Frauen, die sich in unserem direkten Umfeld befinden. Freundinnen, Kolleginnen, Mamas, Mitbewohnerinnen – wieso schaffen wir es hier eigentlich so selten uns gegenseitig den Rücken zu stärken, ein Kompliment zu machen oder einfach zu supporten?! Mit Sicherheit sind wir alle vielbeschäftigt mit ultra wichtigen To-Dos, die uns schon morgens den letzten Nerv rauben und uns voll und ganz einnehmen, sodass wir vergessen nach links und rechts zu schauen. Da bleibt eben keine Zeit, kein Platz für Komplimente und Zuspruch. Pff, wie dumm.
Da sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Schade eigentlich.
Meine Befürchtung geht aber noch darüber hinaus: ich glaube wir sind alle zu sehr damit beschäftigt, neidisch zu sein, nicht zu gönnen oder schlichtweg hinterher zu eifern. Missgunst unter Frauen ist, gerade auch in meiner Branche, das Schlimmste was passieren kann. Tritt das ein, gibt es gar keinen Platz mehr für gegenseitigen Support. Super schade, denn all diese negativen Gefühle haben noch nie zu etwas geführt; daraus hätte man lernen können. Auch die Tatsache, dass für jede von uns ein anderer Weg bestimmt ist und es nicht ein Fünkchen an Grund gibt auf jemand anderen neidisch zu sein, ist keine neue Erkenntnis. Wir alle haben selbst in der Hand was wir tun (oder eben auch nicht), da kann auch die freundliche Kollegin nichts dafür.
Mir ist vor ein paar Jahren eine Sache bewusst geworden: wenn man es schafft, sich diesen Gedanken einmal zu verinnerlichen, fallen alle negativen Gefühle von einem ab. Dann ist es leichter, sein Zeil zu verfolgen. Hinterher eifern ist ja vollkommen okay, aber nicht missgönnen und vergleichen. Zu oft auf die ‚Konkurrenz‘ zu blicken, macht stumpf. Wenn man es schafft, sich auf sein Ziel zu fokussieren und dabei nicht vergisst, dass es neben einem auch noch Platz für und mit anderen gibt (auf die man übrigens auch immer angewiesen ist), erreicht man sein Ziel nicht nur schneller, sondern auch ‚besser‘. Da gehört es eben dazu, dass man sich gegenseitig unter die Arme greift und man mit anschiebt, wenn es nötig ist. Dabei hilft es auch immer, sich in die Situation der anderen hineinzuversetzen und zu überlegen: wie würde ich mich fühlen? Wie wäre es, wenn ich nun in dieser Lage wäre und mir niemand hilft? Mega scheiße fühlt sich das an, das weiß jede von uns.
Es gilt also sich schon in kleineren Angelegenheiten gegenseitig zu unterstützen. Es kann sein, dass ihr mit einem kleinen Lächeln, einem kurzen Schnack oder einfach dem Signal, dass ihr eure eigenen Bedürfnisse mal eben hinten an stellt, einer anderen Frau den ganzen Tag versüßt. So klein die Tat auch ist, sie ist immer für etwas gut. Ich glaube fest daran, dass diese kleinen Aufmerksamkeiten speziell bei Frauen abfärben und größeres bewirken. Dass eine gewisse Summe von ihnen Menschen nachhaltig positiv verändert und diese diesen Spirit dann weitertragen. Solche Gesten ziehen große Kreise, auch wenn sie am Anfang noch ganz klein erscheinen.
Ich bin mir natürlich bewusst, dass Feminismus, Frauenrechte und Gleichberechtigung noch viel weiter gehen, anders diskutiert werden können und manchmal auch schwieriger auszulegen sind als auf die Weise wie ich das hier gemacht habe. Für mich war es aber von Bedeutung meine Erfahrungen, die ich unter und mit Frauen gemacht habe und die eine große Auswirkung auf mein Handeln hatten, mit euch zu teilen.
Irgendwo muss man ja schließlich auch mal anfangen!
Ich bin ein großer Verfechter von gegenseitigem Komplimente machen, gerade unter Frauen. Bestärkt euch gegenseitig, egal ob es die beste Freundin ist, die euren Zuspruch braucht, oder die fremde Frau an der Supermarkt-Kasse, der gerade der ganze Einkauf durch die Tüte geflutscht ist. Geht nicht einfach vorbei, sondern opfert eure Zeit und helft. Ich verspreche euch bzw. bin mir hundertprozentig sicher, dass das, was ihr da gebt, in irgendeiner, aber auf jeden Fall in positiver Art und Weise wieder zu euch zurückkommt – und zwar immer!
x, S