Als ich letztens über der ersten Sexkolumne brütete, dachte ich, dass ich gerne mal eine männliche Stimme hören würde. Zu Sex, Beziehungen und Beauty. Ein Blog, das sich mit denselben Themen beschäftigt wie wir aus Männersicht. Und das nicht im GQ Style. Lustigerweise fand ich ein paar Tage später aus purem Zufall ebendiese Plattform. Nach näherer Betrachtung möchte ich euch nun Very Good Light vorstellen, da ich das Konzept, den Inhalt sowie die Message ziemlich überzeugend finde.
Kaum ein halbes Jahr alt und schon in sämtlichen namenhaften Medien gefeatured. Von der New York Times, über Allure bis hin zur Vogue, David Yi, Gründer der Website, scheint mit seinem Projekt einen Nerv getroffen zu haben. Sein Ansatz, die Wahrnehmung von Maskulinität und Femininität zu hinterfragen und Männern eine Plattform in diesem Diskurs zu bieten, klingt als ob es längst ein vergleichbares Medium hätte geben müsste. Das tat es aber im Herbst 2016 nicht. Deshalb entschied sich der ehemalige Observer-Redakteur im vergangenen Jahr dazu diese offensichtliche Lücke zu füllen – mit einer überwältigenden Resonanz. Seither beleuchtet Yi in persönlichen Kolumnen, How-to Beiträgen sowie Videos alles rund um den Bereich Beauty – dabei geht er über den standardmäßigen Rasur-Guide hinaus. Mit Humor, hochwertigen Fotoproduktionen und einer gehörigen Dosis Gesellschaftskritik bildet Very Good Light die männliche Schnittstelle zwischen Into The Gloss, Man Repeller und Refinery 29.
So blöd es klingt, das umfassende Verständnis für Pflegerituale und dekorative Kosmetik wurde dem Gründer in die Wiege gelegt. 1983 ziehen seine Eltern von Südkorea in die USA uns so durfte Yi schon als Kind das Haus nicht ohne Lichtschutzfaktor verlassen. Dabei waren unter dem Beauty-Regime seiner Mutter Facials ebenso an der Tagesordnung wie Hausaufgaben. Heute zelebriert der 29-Jährige eine siebenstufige Routine und verrät Familiengeheimnisse, wie diese, auf seinem Blog.
Nicht nur die Leser fahren auf Yis Konzept ab, auch Marken reagieren auf den Content, der sich zwischen I love donuts so much I glazed my face like one–Ironie und 6 powerful men on redefining masculinity–Ernsthaftigkeit bewegt. Marken, die bisher sehr limitiert in ihren Kooperationsmöglichkeiten waren und selbst nach einer Plattform suchten, auf denen sie sich platzieren und der ständig steigenden Nachfrage ihrer Kunden gerecht werden konnten. In einem Interview bringt der Koreaner diese Bedürfnisse auf den Punkt:
„I think that now more than ever, it’s so important to have empowering places for men and women to celebrate who they are and want to become.“
Amen, sag ich dazu nur. Ich kann Very Good Light sehr empfehlen, da es spannend zu beobachten ist wie ähnlich unsere „offenbar unterschiedlichen Perspektiven“ auf das Beautygeschehen sind. Das machen auch meine abschließenden drei Lieblingsbeiträge deutlich:
I shaved my ass for Valentine’s Day using GQ’s guide