Hätte Girlboss Swantje zu einer anderen Zeit eine Ansage gemacht und zur fünf Tage No-Make-up-Make-up-Challenge aufgerufen, hätte ich die Hacken zusammengeschlagen, salutiert und laut „Jawoll“ gebrüllt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist meine Begeisterung semi-groß. Meine Mitbewohnerinnen und ich stecken inmitten unserer Abschlussprüfungen. Uni würde uns töten, wenn wir nicht zu beschäftigt zum Sterben wären. Ich schlafe zu wenig, konsumiere dafür Unmengen Alkohol und Kaffee. Zu allem Überfluss bin ich mehrere Male bis zum Kinn versackt – das passiert, wenn sich der Frust über zero Privatleben hochschaukelt. Verkaterung, Tiefkühlpizza und Kinderriegel haben in den vergangenen Wochen ein Monster unter meiner Nase wachsen lassen, das einen Dreier mit meinen Augenringen hat. Um den Ernst der Lage unmissverständlich klar zu machen: Ich bin letztens ohne Unterwäsche aus dem Haus gegangen, weil ich keine Lust zum Waschen hatte.
Im Sinne der Feldforschung habe ich dennoch meinen Kosmetiksack geöffnet und streng selektiert. Dinge, die ich wirklich brauche, um die Kinder auf der Straße nicht zu erschrecken und Produkte, die ich nur benutze, weil mir ihr Gebrauch Spaß macht. Am Ende habe ich die Anzahl von acht auf drei verringert und mir stolz auf die Schulter geklopft. Um mich unter den derzeitigen Extrembedingungen wohlzufühlen, benötige ich also nicht mehr als eine Handvoll. Zum Abdecken der Augenpartien und des Nasengeschwürs habe ich, wie immer, mein geliebten ‚MAC Studio Fix Powder‘ (ca. 30 €, periorale Dermatitis und so) verwendet sowie das ‚Bronzing Powder‘ (ebenfalls von MAC, ca. 28 €) gegen fahle (Prüfungs)-gestresste Haut.
Worauf ich niemals verzichten könnte und das war mir schon vor diesem Selbsttest bewusst, ist klares Augenbrauengel. Hier greife ich momentan auf den transparenten ‚Lash Brow Designer‘ von Catrice (ca. 3 €) zurück. Meine Wolfsbehaarung ist mein ganzer Stolz und bekommt mit Abstand die größte Aufmerksamkeit. Da ich sie vor kurzem erst gefärbt habe, konnte ich auf extra Puder verzichten. Lippenstift und Lidschatten wegzulassen, war gar kein Problem. Beides sind Beautyprodukte, die ich einfach gerne benutze, um sie zu benutzen. Was ich allerdings vermisst habe, war ein kleines Oberlippenhighlight. In meinem Evakostüm und einem Zeigefinger auf dem Gesichtsfurunkel bin ich sogar zu einem spontanen Date angetreten – nicht, dass Männer den Unterschied bemerken würden, aber das Thema hatten wir ja schon.
Ich kann abschließend sagen, dass fünf Tage mit einem minimalen Make-up sehr erträglich waren, da ich durch die periorale Dermatitis zuvor schon ein Jahr gezwungen war auf wirklich alles zu verzichten. Hinzu kommt, dass ich mein Make-up von Jahr zu Jahr immer natürlicher bevorzuge. Auch die Prioritäten haben sich verschoben. Ich schlafe lieber länger, als eine halbe Stunde an mir rumzudoktern. Schminken macht mir Spaß, es ist allerdings schon lange kein Muss mehr, um mich in meiner eigenen Haut wohl zufühlen. 3 it is!