Es gärt mal wieder in mir. Seit ich das NaturkosmetikCamp besucht habe, bin ich plötzlich für Dinge sensibilisiert, die ich zuvor sicherlich auch wahrnahm, die mir nun aber regelrecht ins Auge springen. Kaum eine Woche vergeht, an dem ich nicht auf eine neue Marke aufmerksam werde, die verspricht zu 100 % natürlich zu sein. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass eine neue Kampagne gelauncht wird, die damit wirbt eine politische Bewegung zu unterstützen. Ist das bloß Green,- Pink- oder Bluewashing? Bloß ein Trend, der morgen wieder vorbei sein könnte? Alles für den „quick sell“? Oder steckt tatsächlich ein nachhaltiger Gedanke dahinter? Schwierige Fragen, die sicher keine schnelle oder eindeutige Antwort zu Tage fördern. Dennoch möchte ich meinen Gedanken hier einmal Platz schaffen, da ich glaube, das dieses Thema viele von euch beschäftigt – das geht zumindest aus euren Rückmeldungen und Kommentaren zu Naturkosmetikthemen hervor. Dabei möchte ich nicht nur in einen leeren Raum philosophieren, sondern würde wirklich gerne auch eure Meinungen dazu hören. Let’s go.
Naturkosmetik vs. konventionelle Kosmetik?
Groß gegen klein?
Das erste, was ich im NaturkosmetikCamp gelernt habe, war, dass es Naturkosmetik und „konventionelle“ Kosmetik gibt. „Die“ und „uns“. Nachdem über Konzerne gesprochen wurde, war ich zunächst froh, in meiner Vita nicht angegeben zu haben, dass ich mal für Estée Lauder Companies gearbeitet habe. Auch meine Lippen traute ich mich nicht zwischen den Seminaren mit ‚Velvet Teddy‘ von MAC nachzuziehen, als ich die anderen Teilnehmer mit ihren Alverde Lip Balms hantieren sah. Da bin ich wohl etwas zu blauäugig an die ganze Sache herangegangen. Es gab eindeutig verhärtete Fronten:
„Und was machst du hier?“
Eine Frage, die mir während der zwei Tage des Öfteren gestellt wurde. Kurze Zeit fühlte ich mich, das muss ich zugeben, wie ein Fremdkörper. Ein bisschen wie damals an der Uni Bremen, als ich mit Blümchenkleid und Perlenohrringen an Gender Studies Seminaren teilnahm. Wie der Feind in ihrem Bett. Aber auch jetzt fünf Jahre später in einem völlig anderen Kontext verstand ich das eigentliche Problem nicht. Deshalb hakte ich nach, beteiligte mich an Diskussionen und brachte meine Sichtweise mit ein. Spätestens aber am Abend, beim zweiten Glas Wein, war die Neugierde doch zu groß und es entstanden wirklich spannende Unterhaltungen verschiedenster Generationen mit unterschiedlichen kosmetischen Hintergründen. Der Tenor: Was bedeutet es, wenn die Großen nachziehen in Sachen Nachhaltigkeit? Während einige der Auffassung waren, dass es sich bei dieser Kommunikation nach Außen lediglich um ein Marketingtool handeln würde, erkannten wiederum andere diese Bemühungen als authentisch an. Spannend. Noch spannender für mich war allerdings der Gedanke, was mit den kleinen Unternehmen passiert, wenn Konzerne auf den Zug aufspringen.
Wird Naturkosmetik zu Mainstream? Werden Nischenmarken auf Dauer verdrängt werden, wenn ihr, auf den ersten Blick, „Alleinstellungsmerkmal“ zur Gänze kommerzialisiert wurde? Wird es überhaupt jemals dazu kommen?
Fragen über Fragen, auf die auch Brancheninsider keine klare Antwort finden konnten und um die ich mir zugegebenermaßen zuvor noch keine wirklichen Gedanken gemacht habe. Stark vereinfacht: In meiner Vorstellung einer idealen Welt, war es durchaus etwas Gutes, wenn große Unternehmen wirkliche Verantwortung übernehmen. In der Realität scheint es dann aber doch nicht so einfach zu sein.
Ich persönlich glaube und das klingt jetzt furchtbar dramatisch, dass Feindbilder niemanden weiterbringen. Mit der Einstellung ‚Ökos sind doof und Konventionelle geldgeil‘ kommt langfristig gesehen keiner vom Fleck. Ich denke, beide Seiten sollten sich noch mehr öffnen und neue Perspektiven und Ansätze zulassen. Auch dem Letzten, der sich ein bisschen informiert, sollte mittlerweile klar sein, dass unser Konsumverhalten Konsequenzen hat. Nicht nur für die Umwelt auch für uns Menschen, für einen jeden von uns und unsere Gesundheit. Dass das bei vielen bereits angekommen ist, beweisen coole Kosmetik-Brands wie Make Beauty, Nui Cosmetics oder auch Herbivore Botanicals. Sie haben in meinen Augen den Spagat zwischen beiden Welten geschafft haben. Und dafür verdienen sie ein dickes Lob und Anerkennung, denn wie ich feststellen musste, ist das gar nicht so einfach.
So. Nun aber genug von meinem Brain-Bla. Ich würde mich über eure Meinungen zu diesem Thema freuen.