MODERN MUSE MADNESS – unsere Beauty-Ikonen & wie sie uns den Weg weisen

Grace war Queen. Ginger Rogers tanzte sich um Kopf und Kragen. Janet Leigh spielte (e)in Psycho, Marilyn mochte es gerne heiß. Dorothy Dandrigde war alles, was Amerika wollte, außer weiß. Audrey war mehr als nur ein süßer Fratz und Linda Evangelista verließ für weniger als 10.000 Dollar gar nicht erst das Bett.


Sie sind die Heiligen der Popkultur, Silverscreen Sirenen, der Stoff aus dem unsere Träume sind. Ob in Schwarz-Weiß oder Kolorit, ob 20, 50, 70 Jahre oder schon lange tot – wir beten sie an, sind verzaubert von ihrer Aura. Von der heiligen Madonna bis Sankt Gaga, ihr Vermächtnis ist unsterblich, ihre Heiligsprechung in Beauty-Kreisen unangefochten.

Ikonen sind mehr als eine Konfektionsgröße, mehr als eine Nase. Mehr als Pamelas Brüste und J.Lo’s Arsch.

Und auf keinen Fall gleichzusetzen mit ihren Billo-Pendants, Werbegesichtern, wie der Kommerz-Klum. Sie sind Musen, setzen Trends und das nicht aufgrund ihrer Maße, sondern durch Charisma. Auch wenn jenes heute von billigen Geschenkartikeln gelutscht wird, besitzt der Geist, die Idee hinter dem Abziehbild den einstigen Tiefgang, der der Souvenirtasse fehlt.

Der Hype spielt sich häufiger um ihre Imperfektion ab, denn um ihre Perfektion. Zu verstehen, dass die großen Beauty-Ikonen aus Fleisch und Blut sind oder waren, ist entscheidend. Es geht nicht darum wie sie aussehen, sondern um das, was diese Frauen in uns auslösen: Bewunderung, Solidarität, Inspiration. Ich eifere meinen Vorbildern nicht nach, sondern orientiere mich an ihrer Ausstrahlung, ihrer Stärke und ihren Makeln. Meine Musen habe ich erwählt und halte ihnen die Treue.

Mit sechs Jahren war ich das erste Mal schockverliebt. Dieser Moment, in dem sie ihre Perücke aufsetzt, in den Spiegel schaut und sich wunderschön fühlt, verursacht bei mir immer wieder Gänsehaut: Ms. Vida Bohème ist in meinen Augen Liebreiz pur. Die Drag Queen besitzt all die aus der Mode gekommenen Eigenschaften, wie Charme, Höflichkeit und Anstand. Obwohl sie ein von Patrick Swayze gespielter fiktiver Charakter ist, war sie meine erste Beauty-Ikone – damals habe ich allerdings noch nicht verstanden, dass beim Laufen nicht nur ihre Pettycoats hin und her schwingen. Vidas eigene Heldin ist die unvergleichliche Diana Vreeland (Du kennst sie nicht? Du googelst sie!), New Yorker Szenegröße und einstmalige Chefredakteurin der amerikanischen Vogue. Ihre Memoiren pflastern den Roadtrip der drei Queens im Kultfilm To Wong Foo und pflasterten meine Kindheit.

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Mica Arganaraz ist mein Girlcrush bis in den Tod. Wenn ich Kampagnenbilder mit ihr sehe, kann ich nicht anders als stehen zu bleiben und sie anzustarren. Ich weiß, dass da für mich keine Chance besteht, aber ich wäre gerne so cool wie sie. Wie können Naturlocken derart sexy sein und obendrein auch noch perfekt fallen – wo gibt es so etwas?

     

Je öfter ich sie anschmachte, desto sicherer bin ich mir: Mica ist ein Wesen aus der Zukunft. Charisma würde aus jeder ihrer Poren triefen, wenn sie welche hätte. Sie praktiziert Coolness. Ich kann nicht ergründen was es ist und finde keine Worte menschlicher Sprache, die beschreiben könnten was ich empfinde, wenn ich sie ansehe. Ich schätze dieses Gefühl erhebt eine Frau in den Ikonenstand, das sowie das Gesabber und undeutliche Gestammel ihrer Jünger.

Mica ich liebe Dich,
ich will Kinder von Dir!

Die Filme meiner letzten Ikone nehme ich nur in Zeitlupe wahr. Cate Blanchett ist mit 46 Jahren die Grande Dame des Films und hätte in meinen Augen für jede ihrer Rollen einen Oscar verdient. Bob Dylan, Neurotikerinnen am Rande einer Psychose oder die größte Königin der Welt, sie vereint sie alle in sich und leiht ihnen ihr einzigartiges Gesicht. Ihre Besonderheit bedarf einem eigenen Bewertungssystem. Wie könnte sonst dieser Mund beschrieben werden, diese übermenschlichen Wangenknochen oder der awkward Blick? Sie kann nicht von dieser Welt sein.

Unsere Vorbilder formen uns mehr, als und bewusst sein mag. Die Bewunderung für sie reicht über eine bloße Schwärmerei weit hinaus. Ich würde sogar die These aufstellen, dass dies ein weibliches Phänomen ist. Frauen verbindet untereinander eine besondere Energie und eine ebensolche Solidarität, ganz gleich, ob die eine ein Weltstar ist und die andere Grundschullehrerin. Unsere Ikonen inspirieren uns zu mehr als einem ausgefallenen Look. Es ist ihre Attitude, die uns gefangen nimmt und ein Stück auf uns abfärbt. Amen! ?

Credit: Sarah Thiele