Oh boy, was habe ich diesen Beitrag vor mir hergeschoben. Aber die Prokrastination hatte einen einfachen Grund: das Thema ‚Hautpflege‘ ist so speziell und so weitreichend, dass ich eigentlich gar nicht weiß wo ich anfangen und aufhören soll. Da das Thema aber so viele von euch interessiert und ich immer wieder nach der Wunder-Produkt-Kombination für meine gute Haut gefragt werde, musste ich das Thema der individuellen Hautpflege einfach mal anbrechen. Seht diesen Beitrag also keinesfalls als one-shot, sondern eher als Beginn einer Hautpflege-Serie, in der ich meine Erkenntnisse für eine individuell abgestimmte Skincare-Routine immer mal wieder für euch festhalten und zusammenschreiben will. Eine ganz wichtige Sache, die ich eingangs einmal groß rausposaunen muss, ist folgende: Hautpflege ist Typsache und nicht alles, was bei mir funktioniert, funktioniert auch bei euch. Jede Haut hat andere Ansprüche und reagiert unterschiedlich auf Inhaltsstoffe. Dieser Beitrag ist also kein Freifahrtschein direkt alles nachzukaufen, sondern soll euch als Hilfe auf dem Weg zu dem für euch geeigneten Produkt helfen. 3, 2, 1 – los geht’s!
Tipp N°1 – kenne deinen Hauttyp!
Was sich zunächst relativ stupide anhört, hält manchmal doch noch die ein oder andere Überraschung parat. Viel zu oft habe ich schon mitbekommen wie Frauen sich dem falschen Hauttyp zugeordnet haben und somit auch die falschen Hautpflegeprodukte gekauft haben. Die Frage lautet also zunächst: weißt du was Mischhaut, sensible Haut oder auch fettige Haut ist? Und welcher Hauttyp du bist? So ganz klar ist das nämlich nicht immer – auch wenn man denkt, man weiß Bescheid. Daher noch einmal kurz erklärt: es gibt im Grunde 4 Hauttypen, nach denen sich Produkte bzw. Empfehlungen ausrichten:
Hauttyp #1 – NORMALE HAUT. Die Haut ist ausgeglichen, ebenmäßig, hat keine besonderen Ansprüche und reagiert nicht übermäßig auf Sensorik, bestimmte Inhaltsstoffe und lässt so gut wie alles mit sich machen.
Hauttyp #2 – TROCKENE HAUT. Trockene Haut produziert klassischerweiße weniger Talg als ‚Normale Haut‘. Ihr fehlen Lipide, die den Feuchtigkeitsverlust verhindern, und die Haut vor äußeren Einflüssen schützen. Sie wirkt daher sowohl optisch trocken bzw. porös, fühlt sicher aber auch für den Betroffenen trocken an.
Hauttyp #3 – FETTIGE HAUT. Dieser Hauttyp produziert zu viel Talk und scheint daher oft ölig bzw. speckig. Das gesamte Gesicht glänzt oft schon kurz nach dem Mattieren, was durch die Seborräh (bzw. übermäßige Talgproduktion) hervorgerufen wird.
Hauttyp #4 – MISCHHAUT. Als ‚Mischhaut‘ wird eine Haut bezeichnet, die sich aus diversen Hauttypen zusammensetzt und die unterschiedlichen Gesichtszonen also auch verschiedene Ansprüche haben. In den meisten Fällen wird gerade in der T-Zone, also an der Stirn, um die Nase und um Kinn verstärkt Talg produziert, was zu vermehrtem Glanz im Gesicht führt, während die restliche Gesichtshaut normal bis trocken ist.
Na, habt ihr euch richtig eingeordnet? Falls nicht, könnt ihr euch hier noch mehr Informationen holen und auch einen Test machen, der euren Hauttyp bestimmt. Ich empfehle euch: manchmal ist es von Vorteil, doch noch die Extrameile zu gehen, sich noch etwas in das Thema ‚Hauttypen‘ einzulesen und sich hier einfach sicher zu sein, was die eigene Haut an Bedürfnissen hat. Denn auf eurer Analyse basiert alles, was ihr an Produkten aussucht. Falls ihr euch mit eurer Analyse nicht sicher seid, geht zu einer guten Kosmetikerin und lasst eine Hautanalyse machen. Eine richtig gute Kosmetikerin bestimmt nicht nur euern Hauttyp, sondern liest von eurer Haut auch ab, was sie braucht. Womit wir auch schon beim nächsten Punkt wären…
Tipp N°2 – kenne deine Haut & entscheide dich für maximal zwei Wirkungen!
Diesen Tipp habe ich von einer sehr guten Kosmetikerin aus München bekommen und bin damit bis dato sehr, sehr gut gefahren! Es war während einer Ausreinigung, als wir eine Diskussion um die richtige Hautpflege anfingen. Was ich benutzen würde, fragte sie. Und wie es wirken würde und ob ich zufrieden sei. Meine Antwort lautete: ‚joa, passt schon, nä?!‘ Ihre Antwort war: ‚Ich glaube, du setzt auf die falschen Wirkstoffe! Deine Haut braucht einfach nur geballte Feuchtigkeit und ist noch nicht ready für komplexe Anti-Aging-Wirkstoffe!‘ Ich mache es kurz: anschließend ging ich meinen Topshelf durch, studierte alle Incis, schmiss die Hälfte meiner Seren in den Müll und verwendete nur noch Produkte, die mir täglich Feuchtigkeit spendeten.
Zu diesem Zeitpunkt war das der größte Need meiner Haut und sie dankte es mir mit praller Frische und die Hautunreinheiten, die ich damals hatte, waren innerhalb weniger Tage verschwunden. Ich hatte meine Haut damals mit zu vielen, aber vor allem auch mit Wirkstoffen, die ich gar nicht brauchte, überfordert. Die Konsequenz: sie wehrte sich mit Pickeln & Co. Seitdem setze ich bei meiner Seren-Creme-Kombination immer nur auf zwei Haupt-Effekte: Feuchtigkeit plus einen saisonabhängigen Wirkstoff. Aktuell greife ich zu Vitamin C-Seren, um meine Pigmentflecken in Schach zu halten. Alles andere hat Frühlingsferien und muss warten, bis ich damit durch bin. Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass ihr euren Hauttyp und die Bedürfnisse eurer Haut kennt. Solltet ihr euch da unsicher sein, bucht euch eine gute Kosmetikerin, recherchiert im Internet und tastet euch Stück für Stück ran. Habt ihr einmal ausgemacht, was eure Haut wirklich braucht, wird eure Haut es euch schnell danken. Ich fahre mit dieser Faustregel bis heute wirklich sehr gut!
Tipp N°3 – kaufe niemals die ganze Linie (zumindest nicht direkt!)
Marketing- und abverkaufstechnisch ist das, was sich hier schreibe, natürlich der absolute Supergau für alle Beautymarken. Denn die hätten es natürlich sehr sehr gerne, dass wir uns die gesamte Mannschaft ihrer neuesten Pflege-Linie in unser Badezimmer stellen. Ich halte das jedoch nur in Teilen für sinnvoll. Meine Meinung dazu ist logisch und schnell erklärt: Jede Linie hat einen Hero-Wirkstoff, der ein oder mehrere Bedürfnisse abdeckt. Und jede Linie hat passend dazu auch ein Hero-Produkt, das genau diesen Wirkstoff(-komplex) konzentriert in sich trägt und der absolute Star der versammelten Mannschaft ist. Dieses Produkt – oftmals ein Serum oder eine Creme – würde ich mir immer vor allen anderen anschauen, weil es den größten Mehrwert für deine Haut verspricht und es sich mehr lohnt, in ein derart kraftvolles Produkt zu investieren.
Lasst mich euch ein kurzes Beispiel aus der Duftbranche geben: nach einer Duftlancierung kommen oft noch Bodylotion, Badeöl und Haarparfum auf den Markt. Warum? Weil sie sich gut verkaufen. Leider haben diese Produkte – bis auf ein paar Ausnahmen, versteht sich – oftmals keinen Mehrwert für die Haut, sondern versprühen lediglich ein paar Minuten den Lieblingsduft. Der Star ist und bleibt das Parfum und eigentlich werden die Line Extensions oftmals nur für den Geschenkemarkt produziert. Das soll nun an dieser Stelle nicht heißen, dass man diese Produkte nicht kaufen darf oder sie von Grund auf schlecht sind. Aber der wahre Held ist der Duft, während sich der Rest hinten anstellt.
Für mich gibt es hier nur zwei Ausnahmen. Erstens: dieser eine Wirkstoff in besagtem Hero-Produkt wirkt Wunder für euch und eure Haut! Sollte das der Fall sein, dann go for it! Vielleicht unterstützen die anderen Produkte der Linie den Effekt noch zusätzlich. Hier gilt dann: kauft nicht direkt alles, sondern tastet euch Produkt für Produkt heran.
Die andere Ausnahme sind für mich medizinische bzw. Spezial-Pflege-Serien, die für sehr ausdrückliche Hautbedürfnisse ausgelegt sind. Da gibt es zum Beispiel die ‚Dermapure‘ Linie von Eucerin, die Akne-Patienten bei stringenter Anwendung zu besserer Haut verhilft. Solche Serien können in vollem Umfang besser wirken – so meine Erfahrung. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass man als Akne-Patient seinen Lieblings-Toner wegwerfen und austauschen muss, obwohl der für einen super Ergebnisse erzielt. Ich für mich suche mir also die Heroprodukte einer Serie aus, damit meine Haut bestmöglich davon profitiert, und Produkte, sie sich bewiesen haben, müssen nicht gleich weichen, nur weil ich mein Serum gewechselt habe.
Tipp N°4 – höre nicht auf deine Freundinnen – außer sie haben genau das gleiche Haut-Problem bzw. den gleichen Hauttyp!
Der Klassiker: eine Freundin erzählt der anderen, wie toll die neue Creme von XY bei ihr gewirkt hat. All ihre Pickel seien verschwunden und ihre Haut quasi über Nacht prall, frisch und ebenmäßiger geworden. Skincare-Heaven! Man muss sagen: die Freundin mit der Instant-guten-Haut hat den Sechser im Lotto gezogen, denn anscheinend hat sie die perfekte Creme für ihre Haut gefunden. Und genau hier liegt die Crux begraben: für ihre Haut! Was bei ihr funktioniert, wird bei ihrer BFF höchstwahrscheinlich nicht zum gleichen Ergebnis führen. Wenn’s ganz schlecht läuft, kauft die Freundin sich die Creme direkt nach, switcht ihre gesamte Pflege-Routine um, bekommt erst Hautunreinheiten, reizt ihre Haut dann mit einer Selbst-Ausreinigung und hat am Ende schlechtere Haut als zuvor. Das hört sich nun alles wie ein schlechter Witz an, ist aber absolut keine Seltenheit. Ich bekomme ständig Nachrichten, die derartige Geschichten schildern. Dabei muss man nur verstehen: jede von uns ist anders und somit auch ihre Haut. Tauscht euch ruhig untereinander aus und schwärmt über gute und neu entdeckte Produkte, auf jeden Fall! Aber vertraue niemals blind einer Empfehlung, sondern schau dir zuerst die Inhaltsstoffe und Wirkung an (siehe Tipp N°2) und entscheide dann, ob das Produkt für dich und deine Ansprüche überhaupt in Frage kommt. Stimmt hier alles, dann go for it!
Tipp N°5 – Pflege ist kein Wundermittel! Gib Produkten keinen Laufpass, nur weil sie nach 3 Tagen noch nicht wirken
Und noch ein Klassiker, von dem ich persönlich berichten kann. In meine mPostfach landen oft Mails wie diese: ‚Hi Swantje, ich benutze jetzt seit 14 Tagen die neue Creme von XY und muss sagen: ich bin wirklich enttäuscht. Ich habe Pickel bekommen und sehe nichts von diesem Glow, von dem alle schwärmen!‘ Meine Antwort hierauf ist immer die gleiche: hab Geduld! Der Hauterneuerungsprozess dauert durchschnittlich 28 Tage, innerhalb derer sich neue Zellen bilden und die alten ’nach oben‘ schieben. Dort trocknen sie langsam aus, verhornen und bilden die oberste Hornschicht der Haut, die irgendwann auf natürliche Weise abfällt. Und mindestens genauso einen Zyklus, beziehungsweise eigentlich eher sechs Wochen, müsst ihr warten, um den Effekt eines neuen Produkts sehen zu können. Klar, es gibt Produkte mit Soforteffekt und wenn der nicht wie versprochen eintritt, hat das Produkt seinen Nutzen verfehlt. Aber im Grunde müsst ihr euch eben doch 4-6 Wochen gedulden, bis die volle Wirkung eines Pflege-Produkts sichtbar wird.
Stay tuned – morgens geht’s weiter mit Teil #2!
x, S