Hype oder Fail? Der MAKE-UP ERASER im Test

Als ich vor ein paar Wochen durch die Beauty Stores von New York City gezogen bin, fiel mir ein pinkes Multi Faser Tuch namens The Make-up Eraser in die Hände. Das hätte zwar kaum eine hässlichere Farbe haben können, aber seine vielversprechende Wirkung hat mich dann doch zum Kauf bewegt. 22 US Dollar habe ich in das kleine Tüchlein gesteckt. Mit der Hoffnung, dass es meine Beauty-Routine bereichert. Im Endeffekt war es ein Jackpot.


Okay, okay. Nüchtern betrachtet passt hier eigentlich nix. Die Farbe, der Schriftzug, die ach so witzige Umverpackung in Form eines riesigen Radiergummis sind alles Dinge, die mich als Beautyfan eigentlich weniger ansprechen. Ich stehe eher auf schlichte, minimalistische Entwürfe. Hier ist zu viel Pink und zu viel Schnörckelei im Spiel. Aber egal, denn The Original Make-up Eraser verspricht etwas, das mir bisher noch nicht untergekommen ist:

Removes Your Make-up
with just water!

Ein derart hoch gegriffener Marketing-Satz erweckt dann doch die ein oder andere Hoffnung, dass man in Zukunft an den so hautreizenden Abschminktüchern und kostspieligen Cleansern vorbeikommt. Und das schreibt sich der Hersteller auch groß auf die Nase: Spar dir hunderte von Dollars und investiere einmal in einen Make-up Eraser. Also hab ich’s getan.

Der Make-up Eraser

Der Make-up Eraser kommt mit zwei unterschiedlichen Seiten. Die kurzfaserige entfernt das Make-up, die langfaserige exfoliert anschließend. Man sagt, die beiden Seiten ziehen wie ein Staubtuch oder Magnet Make-up an. Aber bevor es los geht, kommt das angebliche Wundertüchlein erstmal in die Waschmaschine. Empfehlung vom Hersteller. Gesagt, getan. Anschließend unterziehe ich es direkt dem Härtetest: ich trage wasserfeste Mascara, Foundation, cremigen Highlighter und pudrigen Rouge. Dazu kommt stark pigmentierter Lippenstift, der nach dem Abschminken in der Regel noch mindestens 12 Stunden leicht zu sehen ist, so sehr setzen sich die roten Farbpigmente oft in meinen Lippen ab. Und das muss alles runter. Am besten so porentief, dass ich danach weder zum Reinigungsschaum noch zum Abschminktuch greifen muss. Tutto completti alles runter, bitte.

Ich lege los. Tränke den Make-up Eraser in lauwarmes Wasser, fringe ihn aus und starte bei den Augen. Vorsichtig rubbel ich mit der super flauschigen Seite für 20 bis 30 Sekunden hin und her, wische dann einmal über die gesamte linke Gesichtshälfte, entlang des Halses hoch zur Stirn und wieder zurück. Zweimal wiederhole ich das. Ein Blick in den Spiegel und ich bin platt: alles weg. Ich sehe in etwa so aus, als würde ich ein Tutorial mit halb geschminkter und halb ungeschminkter Gesichtshälfte drehen wollen. Da, wo kein Make-up mehr sein soll, ist weit und breit keine Spur mehr davon. Das beste bisher: nichts brennt, nichts ziept, nichts spannt. Das sonst übliche Trockenheitsgefühl, das Remover Wipes & Co. verursachen, lässt sich dank Multi Faser nicht blicken. Ebenso brennen mir weder die Augen noch färbt sich die Gegend um meine Lippen rot, wozu normale Make-up Entferner neigen. Wozu auch den Lippenstift entfernen, wenn man ihn praktischerweise auch im Gesicht verteilen kann?!

Nachdem ich auch den Rest „weggewischt“ habe, wird klar, warum der Hersteller sagt: hält bis zu 1000 Wäschen. Das gesamte Tuch ist übersät mit schwarzen, roten und hautfarbenen Flecken. Logisch, Mascara und Foundation haben sich ja nicht in Luft aufgelöst. So sieht die pinke Multi Faser ehrlich gesagt noch blöder aus. Fleckig, abgenutzt und schmutzig. Also direkt wieder in die Wäsche damit.

Wieder zurück am Spiegel stelle ich fest: absolut kein Make-up mehr zu sehen. Ich brauche im Grunde weder mit einer Reinigungsbürste noch sonst einem Entferner nacharbeiten. Ok, überzeugt, ich mach’s aber trotzdem, weil ich ein Sauberkeitsfanatiker in Sachen Hautpflege bin und beinahe täglich ein Peeling, Scrub oder eine Mini-Maske mache (immer mit dem O-Ton von Liz Taylor: You have to exfoliate E-VERY-DAY!). Also ziehe ich noch eine Runde mit der Clarisonic durchs Gesicht und spüle mit lauwarmen Wasser alles ab. Abtrocknen, Serum, Feuchtigkeitscreme und Augencreme drauf und meine Haut ist super gepampert.

Ich find’s cool und bin aufrichtig überrascht, dass die Kombination von Wasser und Multi Faser besser wirken als das ein oder andere teure Reinigungsprodukt. Aber was sagen die anderen? Die zig Beautyforen? Die Ratings bei Sephora? Ich kann mir kaum vorstellen, dass es negative Meinungen zum Wundertuch gibt. Aber schnell wird klar, dass der Make-up Eraser die weltweite Beautygemeinde spaltet. Während die einen von der Einfachheit, Effektivität und der Wiederverwendbarkeit schwärmen, meinen die anderen: „Das Ding ist eine schimmelnde Bakterienschleuder, wenn du es nicht täglich wäschst!“, „Gesichtwaschen kann nichts ersetzen, auch kein Multi Faser Tuch!“  Oder „Save your money and buy a clarisonic!“

Ich muss sagen, die Kritik ist nicht ganz unrichtig. Der Lappen beginnt nach diversen Anwendungen leicht zu riechen, wobei alles andere völlig unnatürlich wäre. Die Größe lässt es darüber hinaus gar nicht zu, ihn mehr als 3-5 Mal zu verwenden. Und nach ein paar Tagen hat man den Dreh schnell raus. Den frisch gewaschenen Make-up Eraser benutze ich nun streckenweise. Heißt im Klartext: ich beginne an einem Ende und arbeite mich bei jedem Abschminken ein Schritt weiter nach vorn. So hält er einige Tage, bis ich ihn wieder mit anderen Dingen wie Handtüchern oder Klamotten zusammen wasche.

Der zweite Kritikpunkt („Gesichtwaschen kann nichts ersetzen, auch kein Multi Faser Tuch!“) stimmt in meinen Augen völlig. Ich würde jedem empfehlen, das Gesicht nach der Anwendung mit Wasser zu waschen. Schließlich kann kein Tuch dieser Welt zu 100% alles aufnehmen und ein kleiner Rest Make-up, Schmutz oder Bakterien bleibt wohl oder übel immer zurück. Auf Reisen wiederum ist der Make-up Eraser dann doch unschlagbar: klein, quasi gewichtslos und nervenzehrendes Auslaufen ist schlichtweg unmöglich. Das macht ihm erstmal jemand nach.

In meinen Augen der Waschlappen 2.0, den ich nicht mehr missen möchte. Nur, dass ich ihn mir das nächste Mal dann doch in schwarz oder blau kaufen werde. Unbedingt.

Und dann wäre da noch der USP, den bisher noch kein anderes Beautyprodukt hatte: der Make-up Eraser nimmt alles auf, was zu viel ist. Soll heißen, dass ich ihn in Fällen, wo ich an der ein oder anderen Stelle zu viel Foundation, Lidschatten oder Bronzer aufgetragen habe, einsetze. Dann wische oder tupfe ich vorsichtig über die Stelle, ohne die Produkte, die darunter liegen, abzutragen und punktuell erneut verschiedene Produkte auftragen zu müssen. Reicht dir das als Argument? Gut, mir nämlich auch.


The Original Make-up Eraser shippt übrigens international (Gebühren nach Deutschland: ca. 6 €) und inzwischen auch Exemplare in schwarz, blau oder – wer sich von mir nicht die Laune hat vermiesen lassen – pink!

Credit: The Original Copy