Schon seit längerem brennt mir ein Thema unter den Nägeln, das ich super gern mit euch diskutieren will. Es geht um unser aller viel gefeiertes US-Beautyblog-Beautylabel Glossier. Ihr erinnert euch sicherlich alle daran, dass ich seit Stunde Null ein großer Fan war oder besser gesagt: bin. Emily Weiss mochte ich schon, als sie ’nur‘ ihre Beautyplattform ‚Into The Gloss‘ betrieb und noch kein weiblicher Superhero in der Start-Up-Welt war. Sie hat es binnen weniger Saisons geschafft, quasi aus dem Nichts eine weltweit gefeierte Beauty-Marke zu kreieren und im Gegensatz zu anderen Kosmetikmarken war ihre Message schon immer: ihr seht wunderschön aus – aber mit Glossier könnt ihr diese Schönheit nochmal unterstreichen. Dieses Motto traf nicht nur den Geschmack vieler Millennials, sondern erreichte auch ältere Frauen oder sogar Mädels, die sonst eigentlich gar nichts mit Beauty am Hut haben. Was in den letzten Jahren also passierte, war nur eine logische Konsequenz: die Markenbekanntheit von Glossier stieg, das Team wuchs zusehends, ein Produkt nach dem anderen wurde lanciert und der Hype rund um den Globus nahm konstant zu. Durch die vielleicht auch künstliche Verknappung beziehungsweise die Tatsache, dass man die Glossier Produkte anfangs nur in den USA bekam, stieg der Wahnsinn um die pinke Pouch, in der die unglaublich schön designten Beautyprodukte immer verschickt wurden, ins Unermessliche. Und dann folgte eine Ankündigung, die die europäischen Mädchenherzen höher schlugen ließ: Glossier kommt nach Europa! Nach einem Pop-Up in Paris und 24h Lieferservice in UK, Irland und inzwischen auch Frankreich sind die Produkte nun also auch auf europäischem Boden gelandet. Was macht so etwas mit einer Marke, habe ich mich gefragt?
ACCESS EVERYWHERE.
So gut wie alle haben also nun Zugang zu Glossier’s Beautycosmos. Einerseits ist das toll, weil die Social Media Marke sehr Verbraucherfreundlich lanciert, Zielgruppen erreicht und bedient, die von den klassischen Marken nicht abgeholt beziehungsweise bedient werden und weil Produkte wie ‚Boy Brow‘ ja wirklich wahre Heroes sind und das Leben vieler bereichern. Auf der anderen Seite verliert eine Marke so aber auch ganz schnell ihren Reiz. Denn genau die Rarität der Produkte war Glossier’s Währung in Europa, zumindest für mich. Der Haben-Wollen-Faktor bei Produktreleases, die üblicherweise auf dem schönen Glossier Instagram-Account angekündigt wurden, hat einem – oder zumindest mir – oft fast den Atem stocken lassen. Alle Kaufhungrigen zapften sofort ihre Kontakt an, machten alles startklar und die Minuten bis das heiß ersehnte Produkt sich über tausend Umwege endlich in den eigenen Händen befand, waren angezählt.
Nun ja, das war einmal. Denn wie schon gesagt: jedes Mädel in meinem Freundeskreis nennt inzwischen mindestens ein Glossier Produkt ihr Eigen. Die Tatsache an sich stört mich gar nicht, versteht mich hier bitte nicht falsch, aber der kaum messbare Reiz, den ein selten gespottetes Glossier Produkt einmal versprüht hat, ist für mich dahin. Einziger positiver Effekt: der Meinungsaustausch über die Qualität der Produkte steigt an! Wenn ich meine Glossier-Gespräche mit Freundinnen Revue passieren lasse, erinnere ich mich aber vor allem auch an folgende Berichte:
‚Mein Generation G Lipstick ist schon zum dritten Mal einfach abgebrochen!‘ Oder: ‚Der Concealer brennt mir in den Augen.“ Oder auch: ‚Ich kaufe nie wieder Pflegeprodukte von Glossier – da steckt ja nur Mist drin‘.
Auch ich habe schon diverse negative Erfahrungen mit Glossier Produkten gemacht, hatte aber auch viele sehr positive Erlebnisse. Wenn ich alle Kontaktpunkte mit Glossier und seinen Beauties zusammenfassen müsste, würde ich sagen: die Hautpflege ist ganz nett, wobei die Inhaltsstoffe teilweise besser sein könnten. Die Seren und Masken habe ich allesamt noch nicht persönlich ausprobiert, weiß aber von Freundinnen, dass die Seren nicht besonders ergiebig sind und es vor allem ärgert, dass man – sobald sich der Inhalt der Mitte des Fläschchens nähert – das eigentliche Produkt nicht vollständig aufbrauchen kann, weil die Pipette das Produkt anscheinend nicht mehr aufnehmen kann. Zudem soll die Wirkung eher mäßig sein. Den ‚Milky Jelly Cleanser‘ (ca. 18 $) fand ich effektiv, wobei ich hier immer mit einem Mizellenwasser nachgearbeitet habe, um wirklich allen Schmutz und Make-up entfernen zu können. Und die ‚Solution‘ hatte ich bestellt, nachdem sie als ‚exfoliating skin perfector‘ angepriesen wurde. Am Ende ist sie ein stark austrocknendes Akne-Treatment, das bei Problemhaut hilft. Also nichts für mich, weshalb ich das Produkt weitergeschenkt habe.
In punkto Make-up war ich grundsätzlich happy mit meinem ‚Generation G Lipstick‘ (ca. 18 $), meinem ‚Perfecting Skin Tint‘ (ca. 26 $), und mit meinem ‚Boy Brow‘ (ca. 16 $) und – bis vor kurzem – auch mit meinem ‚Stretch Concealer‘ (ca. 18 $). Der hat sich dann irgendwann dazu entschlossen, mir Tränen in die Augen zu treiben und sie so sehr zu reizen, dass ich ihn nach einem Jahr wegschmeißen musste. Wobei hier auch ganz klar ist: das wäre bei jedem anderen Töpfchen-Concealer auch so gewesen. Der viele Luftkontakt und die so befeuerte Möglichkeit für Bakterien sich festzusetzen, ist einfach schon durch die Verpackung gegeben.
Der Sonnenschutz ‚Invisible Shield‘ (ca. 25 $) hat mir leider gar nichts gegeben und war dank seiner Mini-Größe (Mini zumindest für Leute wie mich, die jeden Tag Sonnenschutz verwenden) sowieso in kürzester Zeit aufgebraucht. Auf das letzte dekorative Produkt, dem Creme-Eyeshadow-Stick ‚Lidstar‘ (ca. 18 $), hatte ich mich sehr gefreut, war aber nach den ersten Anwendungen nur mittelmäßig zufrieden. Die Farbe ist super sheer (was auch so sein soll), aber sie verflüchtigt sich bei mir innerhalb von ein bis zwei Stunden und kriecht in die Lidfalte. Das Produkt ist nicht vollkommen zu verachten, aber es sich extra mitbringen zu lassen? Auch nicht von Nöten. Die Bodyprodukte habe ich ehrlicherweise weder selbst ausprobiert noch irgendjemand in real life davon berichten hören. Wunderhübsch sind sie aber definitiv, keine Frage.
Was mich zuletzt aber wirklich begeistert hat, war das ‚Glossier You Perfume Solid‘ (ca. 22 $), ein Duft im cremigen Pocketformat, und die gut performende ‚Lash Slick Mascara‘ (ca. 16 $)!
Von der Marketing-Seite hat Glossier mich immer zu 100% abgeholt. Die Bildsprache, das Wording, der Insta-Channel, die Auswahl der Models, die Looks – das gut durchdachte Konzept hat sich in allen Dingen, die diese Marke nach außen kommuniziert, schon immer super stringent durchgezogen und wer auf Make-up mit natürlichem, aber modernen Finish setzt, der ist bei Glossier genau richtig. Sie haben es in meinen Augen als erste Marke auf dem Markt verstanden, dass man die Crowd, die die Produkte am Ende kauft und anwendet, in den gesamten Prozess miteinbeziehen muss/kann/soll. Fakt ist: wenn die Mehrheit sagt, dass ihnen im Concealer-Sortiment dieses und jenes fehlt oder 5 Nuancen einfach reichen. dann kann man sich das als Marke definitiv einmal zu Herzen nehmen statt auf die altertümlichen Marktforschungsergebnisse zu setzen. Dass der Plan aufgegangen ist, ist nicht zu von der Hand zu weisen.
Und so wundert es mich nicht, dass die Produkte genau ihre Zielgruppe gefunden haben: Frauen allen Alters, die auf einfach zu handhabendes, nicht zu deckendes Make-up und hübsch aussehende, durchschnittliche Skincare stehen. Die pinke Bubble-Pouch war in meinen Augen die genialste Erfindung an allem. Sie ist so unglaublich universell einsetzbar (als Kamera-Tasche, als Travel-Beautycase und in die große Version passt sogar ein IPad), dass sie zum Erkennungszeichen der Glossier-Jünger mutiert ist und als Symbol für ‚Ich weiß was beautytechnisch abgeht‘ gilt. Kurzum: sie ist ein wahres Lifestyle-Produkt geworden, das ihre Besitzer mit Stolz tragen. Auch ich liebe liebe liebe die pinke Bubble-Tasche, aber inzwischen ist sie dermaßen flächendeckend zu sehen, dass ich so langsam die Lust auf sie verliere.
Die Frage, um die ich nicht herumkomme, sie zu stellen, lautet: bleibt Glossier nun eine coole Social Media-Marke von der man unbedingt ein Teil besitzen will? Oder wird das US-Label durch seine globale Expansion zur Massenmarke, die eventuell an Qualität einbüßt und durch ihre globale Verfügbarkeit an Reiz verliert?
Ich habe gemerkt, dass mich Produktlancierungen immer weniger interessieren, die Instagram-Motive mich manchmal langweilen, weil sie sich ständig wiederholen und mir zu wenig neuen Input liefern, und die Qualität der Produkte, wahrscheinlich durch eine sich steigernde Produktionsspanne, nachlässt (oder war sie schon immer auf diesem Level und wir haben es anfangs einfach ausgeblendet!?). Ich weiß, dass dieser Text eine Momentaufnahme aus meiner Perspektive ist. Aber ich wäre dennoch brennend daran interessiert, was ihr dazu denkt.
Seid ihr froh, dass Glossier dieses Jahr nach Deutschland kommen soll oder habt ihr eh schon alles ausprobiert? Lösen die Produkte bei euch einen wahren Haben-Wollen-Faktor aus? Oder seid ihr eh schon bedient und wartet auf das nächste Social Media Label? Wie nehmt ihr Glossier aktuell wahr? Ich würde mit Euch super gerne zu diesem Thema diskutierten und freue mich auf all eure Meinungen – natürlich auch, wenn ihr hier anders denkt!
x, S