G-Beauty ist das große Beauty-Buzzword des Jahres 2019! Seit Monaten lese ich auf großen Magazin- und Lifestyle-Seiten wie der New York Times oder Vogue Artikel über den Boom der deutschen Beautyindustrie und den weltweiten Erfolg deutscher Hautpflegelabels. Doctorbrands, made in Germany, genießen aktuell nicht nur globale Aufmerksamkeit, sondern auch einen Boom im Absatz und expandieren am laufenden Band in die USA & Co.. Wenn man es überspitzt sagen möchte, ist G-Beauty nach K-Beauty ‚the big thing right now‘. Aber was ist dran am Hype um deutsche Pflegemarken wie Dr. Barbara Sturm, Royal Fern, Muti oder Augustinus Bader? Ich konnte nicht anders als meine Gedanken und Erfahrungen mit den Marken dazu einmal festzuhalten.
G-Beauty. So hot right now.
Nur nochmal kurz zur Erklärung, für alle, die es vielleicht nicht mitbekommen haben: G-Beauty, also German Beauty, ist aktuell in aller Munde. Hautpflegeprodukte mit dem Stempel ‚made in Germany‘ sind weltweit gerade so beliebt wie noch nie zuvor. Das liegt vor allem an den hohen Qualitätsstandards, die andere Nationen mit Produkten aus Deutschland verbinden. Was in Deutschland konzipiert und hergestellt wird, assoziieren andere Länder oft mit zuverlässiger Technik, Effizienz, nachgewiesener Wirksamkeit und herausragender Qualität. Hinzu kommt eine hohe Ehrlichkeit und Transparenz in Produktversprechen, die sich als Doctorbrand – logischerweise – natürlich noch einmal in besonderem Maße unterstreichen lässt. Deutsche Ärztebrands wie Dr. Barbara Sturm, Dr. Timm Golüke oder Dr. Duve (allesamt übrigens aus München) werden durch den Dr.-Zusatz unterbewusst oft als Traditionsmarke mit Jahre langer Expertise verbunden und werden so von Mund zu Mund gehyped. Andere deutsche Marken wie Weleda, Dr. Hauschka oder A4 Cosmetics, die für mich die wahren Urgesteine der deutschen Beautybranche sind, profitieren natürlich auch von diesem Hype und wachsen weltweit.
Aber was ist eigentlich dran?
Nach dem weltweit gefeierten Image deutscher Produkte ist nach Autos, Bier und Maschinen nun also die Kosmetikbranche dran. Dass dahinter nicht nur irgendein Blabla oder Click Bating Artikel stecken, zeigen endlose Instagram-Posts von Dr. Barbara Sturm mit Instagram Stars und bei privaten Treatment in den vier Wänden von wahren Hollywood Größen. Ein Selfie mit Chiara Ferragni, ein Treatment für Georgia Fowler, ein Vampire Facal mit Violette_Fr – für ein Foto mit Dr. Sturm posen alle gerne ungeschminkt, dafür aber mit ultra Glow. Aber nicht nur derartige Postings zeigen wie gefragt die deutschen Pflegelabels sind, sondern auch ihr. Ja, genau, ihr Leser. Denn immer wieder bekomme ich Mails und Nachrichten mit Fragen wie
‚Lohnt sich das Glow Serum von Dr. Barbara Sturm? All meine Kollegen haben es gekauft und ich bin mir noch unsicher.‘ Oder ‚Kannst du die Augustinus Bader Creme wirklich empfehlen? Ist die wirklich so gut wie alle meinen?‘
Selten habe ich so viele Fragen zu deutscher Kosmetik gestellt bekommen wie in den vergangenen Monaten. Der Hype ist also real – so empfinde ich das zumindest. Aber es liegt in der Natur eines Hypes, dass die Wahrheit irgendwo zwischen dem Image, das bewusst verbreitet, aber unbewusst wahrgenommen wird, und der nackten Realität liegt. Aber die guten News sind ja: durch meine hauptberufliche Tätigkeit als Beautybloggerin genieße ich einen gratis Zugang zu all diesen Produkten und habe mich schon durch einige Pflege-Fläschchen ‚made in Germany‘ getestet und bin auch oft auf Events der jeweiligen Marken dabei und meine dadurch behaupten zu können, mir meine ganz eigene Meinung über all die deutschen Wundercremes bilden zu können.
Meine Meinung zu G-Beauty.
Ich kann ganz klar sagen: am G-Beauty-Boom ist einiges dran! Die deutsche Ingenieurskunst, hohe Qualitätsstandards, reine Inhaltsstoffe, klare Regelungen im Kosmetikbereich und relativ ehrliche Produktversprechen treffen oft auf cleanes Packaging, was alles in allem nicht nur zu guten Hautpflege Ergebnissen führt, sondern auch einfach den Nerv der Zeit trifft. Hier kommt vieles zusammen, was dem Wachstum der deutschen Kosmetikbranche einfach zugute kommt. Einerseits stimmt das Image, andererseits das Produkt. Wer deutsche Kosmetik kauft, kauft oft das Komplettpaket: Herstellung, Effekt, Design – alles on point.
Ich habe wie bereits gesagt schon einige deutsche Pflegeprodukte ausprobiert und war teils hin und weg, teils aber auch richtig enttäuscht. Nicht alles ist worth the hype und wie bei allem kann man natürlich nicht alle Marken und alle Produkte über einen Kamm scheren und sagen: deutsche Kosmetik ist fantastisch!
Was mir richtig gut gefallen hat, war ‚The Cream‘ von Augustinus Bader (inzwischen ab ca. 75 €), dem Professor mit eigener Hautpflegelinie. Ich habe schon zwei Flaschen der allseits beliebten Wundercreme aufgebraucht und kann ehrlich sagen: meine Haut hat die Creme geliebt. Ich habe sie wie vom Hersteller vorgeschlagen komplett alleine verwendet, also ohne extra Serum oder Add-ons, und meine Haut war sehr, sehr glücklich damit. Ob das nun an der Formulierung liegt oder daran, dass ich mich durch die Creme in Sachen Hautpflege-Minimalismus geübt habe, lässt isch natürlich schwer sagen. Aber das Ergebnis war super und das habe ich auch bereits von vielen anderen gehört.
Ganz anders sieht es da mit den Produkten von Dr. Barbara Sturm aus. Die ‚Glow Drops‘ (ca. 130 €) waren wie die ‚Sun Drops‘ (ca. 130 €) ein absoluter Reinfall. Ich hätte genauso gut zu Catrice gehen und mir dort einen liquid Highlighter für 4 Euro kaufen und ihn mit einem reinen, günstigen Hyaluronserum mischen können. So hatte ich mir knackige 130 Euro sparen können und hätte den gleichen Effekt auf der Haut gehabt. Die Sun Drops machen – vor allem nachdem ich diesen Artikel hier gelesen habe – noch weniger Sinn als sie es für mich eh schon gemacht haben. Meiner Meinung nach werden Käufer mit dem Zusatz Dr. im Titel der Marke zu überteuerten Produkten verleitet – und Dr. Sturm ist übrigens keine Hautärztin, das nur mal fyi. Ich will sie gar nicht verteufeln, sondern euch lediglich meine nackten Gedanken festhalten. Am Ende sind auch nicht alle Produkte verkehrt, denn das ‚Facial Scrub‘ (ca. 55 €) aus dem Sturm Sortiment zählt Beispielsweise zu meinen liebsten Peelings all times und liegt mit seinen 55 € auch eher in dem Bereich, der für ein Pflegeprodukt vertretbar ist. Den weltweiten Hype um die Produkte der deutschen Ärztin erklärt das für mich aber auch nicht.
Und wie steht es um die Pflegeprodukte von anderen deutschen Marken wie A4 Cosmetics, Muti, Fine, Babor, Lovely Day, Dr. Hauschka und Dr. Timm Golüke? Natürlich kann und will ich hier nicht alles über einen Kamm scheren und will auch gar nicht behaupten, dass ich hier den vollen Durchblick habe. Nichtsdestotrotz habe ich oft Kontakt mit den Produkten dieser Marken, bin bei Launchveranstaltungen dabei oder habe dann eben doch schon das ein oder andere Produkt aus deren Sortiment getestet. Daher bekommt ihr hier nun meine unverblühmte Meinung zu den Marken.
Was A4 Cosmetics angeht habe ich ein sehr gutes Gefühl, denn schon zu Anfang meiner Bloggerzeiten und noch lange vor dem G-Beauty Hype habe ich die Gründerin Eva Steinmeyer zu einem spannenden Interview getroffen. Sie steckt ihr gesamtes Herzblut in diese Marke und das merkt man auch an ihrem Know-How. Sie kennt jeden Inhaltsstoff, jede Wirkung und jedes Produktversprechen. Alles hat Hand und Fuß und das ‚Red Carpet Concentrate‘ (ca. 199 €) und das ‚Enzym Peeling Powder‘ (ca. 34 €) sind jeden Cent wert. Sie halten was sie versprechen und diese Marke genießt – zumindest bei mir – höchstes Vertrauen. Die Produkte haben ihren Preis, klar, aber es steckt eben auch viel drin.
Das Münchner Label Muti gehört zu meinen Favoriten im G-Beauty Markt und ist meiner Ansicht noch völlig unterrepräsentiert im ganzen Brandhype – und das sage ich ganz unabhängig von der Tatsache, dass ich mal für das Label als Beraterin gearbeitet habe. Die Produkte sind konzipiert und made in Munich, schlicht und clean und haben ein Preis-Leistungsverhältnis, wovon sich andere Marken gerne eine Scheibe abschneiden können. Muti launcht selektiert und sinnvoll, das mag ich. Zudem holt mich das Design komplett ab. Am Ende muss aber natürlich auch die Wirkung passen und auch hier kann ich nach mehreren leeren Tiegeln sagen: die Produkte sind super und lohnen einen Kauf!
Das selbe gilt für das Deodorant Label Fine. Hier habe ich mich auch schon durch das Signature Creme-Deo aus dem Glastiegel getestet und muss gestehen: ein Deo erster Sahne. Alles ist sehr transparent, preislich fair gestaltet und ich mag das Label. Hier wird wie bei Muti oder auch A4 Cosmetics nichts medial aufgeblasen und eine Hülle geschaffen, die am Ende nur leere Luft beinhaltet. Made in Germany, aber eben im wirklich gut.
An Babor und Lovely Day scheiden sich in mir die Geister. Zum einen mag ich Babor wegen der ‚Erfindung‘ der Ampullen, die bei mir auch einen guten Effekt zeigen. Dennoch finde ich sie zu teuer. In Lovely Day sehe ich von Anfang an einen Abklatsch des erfolgreichen, amerikanischen Labels Herbivore und Copycats mag ich nicht. Designs zu kopieren, Produkte zu übernehmen und den Stil einer Marke komplett zu übernehmen, finde ich schlichtweg nicht fair und noch weniger gut. Aus diesem Grund habt ihr bis dato auch nur wenige Reviews der Lovely Day Produkte auf theOC gefunden. Ich kann sowas einfach nicht abfeiern, wenn ich diese Gedanken in meinem Kopf habe, wobei das im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass die Produkte deshalb nichts taugen.
Und um zu guter Letzt Dr. Hauschka und Dr. Timm Golüke bzw. Royal Fern nicht zu vergessen: vor einigen Jahren, noch vor Cosmopolitan und theOC, habe ich mir mal eine gesamte Hautpflegeroutine bei Dr. Hauschka zusammenstellen lassen. Das Ergebnis war super gereizte Problemhaut, weil meine Haut die ätherischen und/oder natürlichen Inhaltsstoffe (bzw. die Umstellung darauf) schlichtweg nicht vertragen hat. Danach habe ich nur noch selten Dr. Hauschka Produkte verwendet und kann gar nicht viel dazu sagen. Ich würde heute mit Sicherheit gute Produkte im Hauschka Sortiment finden und während ich diese Zeilen schreibe, setze ich einen Reminder in meinem Kopf das bei nächster Gelegenheit direkt mal nachzuholen. Das gleiche gilt für Royal Fern – auch hier habe ich noch nie einem Produkt die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt, die es für eine authentische Auseinandersetzung gebraucht hätte und werde das in naher Zukunft nachholen. Am Ende ist die Marke ja für den Royal Fern Komplex bekannt und dem will ich auf jeden Fall bald eine Chance geben.
to sum it up…
Deutsche Pflegemarken sind zu großen Teilen zu recht auf dem Vormarsch! G-Beauty bekommt in meinen Augen aktuell vollkommen zu recht eine große mediale Aufmerksamkeit, denn sie gebührt ihr schlichtweg. Im Vergleich zu K-Beauty, die mit Inhaltsstoffen wie Schneckenschleim oder Bienengift teilweise doch sehr undurchsichtig war, hat die deutsche Kosmetikindustrie höhere Standards, die man eben mitkauft und die dem Käufer ein gutes Gefühl gibt. Aber: neben sehr guten Produkten in den Sortimenten deutscher Pflegemarken gibt es eben auch Produktfails, die für mich keinen Sinn ergeben und nur aus Wachstumsgründen gelauncht werden. Natürlich ist es vollkommen nachvollziehbar, dass man als deutsche Marke ein Stück von diesem aktuell wachsenden Kuchen abhaben möchte, aber das legitimiert nicht alle Käufe bei diesen Labels. Von mir gibt’s ein ganz klares JA zu deutscher Kosmetik, nur darf man ihr bitte nicht blind vertrauen. Lasst Euch vom Hype um gewisse Labels nicht dazu verleiten, alle Produkte der Marke immer als Holy Grail anzusehen, sondern hinterfragt auch hier Preise und Wirkstoffkomplexe.
Auch G-Beauty hält schwarze Schafe bereit. Also: Augen auf beim G-Beautykauf!
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Elle.de – ‚G-Beauty: Von Anti-Aging-Creme bis Babyöl‘
Vogue.de – ‚G-Beauty: Deutsche ‚Doctor Brands‘ machen Karriere in Hollywood‘
Glamour.de – ‚K-Beauty ist out. Jetzt kommt die neue G-Beauty‘
New York Times – ‚What’s behind the rise of G-Beauty‘
Glossy – ‚Inside the rise of ‚performance-based‘ German beauty‘