FACE FANNING. Sollte ich mir mein Gesicht von jetzt an besser TROCKEN FÄCHERN?!

Vor ungefähr sechs Monaten war ich zu Besuch bei einer Kosmetikerin, die mir zum Abschied folgenden Satz mit nach Hause gab: ‚Swantje, bitte tu mir einen Gefallen und tupf dir dein Gesicht nach dem Waschen in Zukunft nur noch vorsichtig ab. Nicht rubbeln, sondern tupfen. Sonst strapazierst du nur zusätzlich deine Haut!‘ Die Worte sind mir die Wochen danach oft nachgeklungen und irgendwie erschien mir ihre Theorie sehr logisch. Denn je sanfter man mit seiner Haut umgeht, desto besser ist sie, so meine Logik. Bevor ich das Blatt nun für euch wende, muss ich hier vielleicht noch kurz etwas ausholen. Ich gehöre zu den wenigen Menschen, die eine Art Mechanik-Störung in ihrer Haut haben. Heißt im Klartext: wenn ich Unreinheiten ‚behandle‘ oder mich kratze, schwillt meine Haut für gute 15 Minuten überproportional an und wird rot und fleckig. Die gereizte Stelle beruhigt sich dann sichtbar Minute für Minute, wobei immer eine kleine Restschwellung für die kommenden Stunden bleibt. Das Ganze ist halb so wild wie es sich anhört (thank god!) und hindert mich im Prinzip eigentlich nur daran, mir morgens im Gesicht herumzudrücken (außer ich will den ganzen Tag mit Mini-Schwellkörpern mit der Optik von Mückenstichen in meinem Gesicht herumspazieren). Abends bin ich dafür dann oft zu müde, was in der Summe einen positiven Effekt für meine Haut bedeutet, da ich sie weniger malträtiere. Ein sanftes Abtupfen meiner Haut mit dem Handtuch wäre also schon einmal prinzipiell super für diese Störung, denn es würde weiteren Rötungen beziehungsweise unnötigem Ziehen und Reizen meiner Haut entgegenwirken. Wie ihr euch nun sicherlich denken könnt, habe ich die vergangenen Monate damit verbracht mein Gesicht sanft und mit möglichst wenig Druck trocken zu tupfen. Nach meiner allmorgendlichen  Reinigung berührte das Handtuch meine Haut schon fast gar nicht mehr und ich bildete mir ein, meine übervorsichtige Abtrocken-Art würde schon erste Effekte zeigen. Bis…..

…ich im Urlaub zum einen Paula’s Choice Lektüre ’40 Beauty Myths Busted‘ in den Händen hielt.

First of all, diese kleine Broschüre ist für alle Skincare-Interessierten sehr, sehr empfehlenswert. Ich muss an dieser Stelle keinen Hehl daraus machen, dass ich großer Fan von Paula Begoun bin, der Gründerin von Paula’s Choice. Sie ist eine der wenigen in der Branche, die kein Blatt vor den Mund nimmt, und mich auch bei unserem persönlichen Treffen dieses Jahr noch weiter von sich überzeugen konnte. Sie verfügt über eine jahrzehntelange Expertise in der Beautywelt und kann euch die Wirkungsweisen von Inhaltsstoffen & Co. im Schlaf herunterbeten und belegen. Ihre wichtigsten Take-Aways aus dieser langen Zeit im Beauty Biz hat sie kurz und knackig in einem kleinen Booklet festgehalten: ’40 Beauty Myths Busted‘.

Soweit ich informiert bin, kann man dieses Booklet nicht käuflich erwerben (damn it!). Aber: ihr könnt es euch online durchlesen (yeah!). Unter diesem Link könnt ihr genüsslich durch alle 40 Mythen der Beautywelt schmökern und so vielleicht etwas Licht ins Dunkel vieler persönlicher Beautyfragen bringen. So habe auch ich das getan, in meinem letzten Urlaub. Und dann bin bei Beautymythos N°29 stutzig geworden:

 ‚APPLYING CREAMS IN AN UPWARD MASSAGING MOTION HELPS “LIFT” SKIN.‘

Die Widerlegung dazu lautet wie folgt: „You may have seen videos of people applying their skincare products in massaging upward motions, starting from the neck up. Many do it for several minutes and some also incorporate slapping motions at the same time. This is all done with the belief that if you massage skin upward instead of downward or perhaps even sideways, you can help lift and firm your skin. This myth falls apart at the seams with very little effort. It would be wonderful if massaging your skin upwards could help lift your skin, but it can’t. If anything, when you see skin move, up or down or sideways, you are stretching the skin’s elastin and collagen fibers, and with enough repeated pulling and stretching, they begin to tear and break down eventually. Essentially, you’re helping gravity do what it is already doing to your skin. Despite this, if we saw one shred of evidence this could work, we’d start trying it on our breasts immediately. Please know that massaging your skin in any direction only helps gravity do its job of sagging your skin. When your skin doesn’t move, that’s a good thing, and you’re helping to prevent the formation of wrinkles and loss of firmness.’*

Joa, mir ging auf jeden Fall ein Licht auf. Denn ich würde mir tatsächlich meine Boobs nach oben massieren, wenn die Spannkraft meiner Haut derart beeinflussbar wäre.

So, und nun fragt ihr euch vielleicht, was das mit dem Abtrocknen meines Gesichts zu tun hat?! Verrate ich euch gerne: am Ende ist es egal, ob ich es normal abtrockne oder nur abtupfe – solange ich es nicht mit überdimensionalem Druck trocken rubbele, kann ich meine Haut so nicht wirklich beeinflussen. Wäre das möglich, würde ich nämlich direkt anfangen es in Zukunft mit leichten aufwärts Bewegungen abzutupfen. Und dass das keinen Effekt hat, wissen wir nun.

Nach diesem kleinen Ausflug in meine persönliche Gedankenwelt zum Thema ‚Gesicht Abtrocknen‘ spanne ich den Bogen nun noch weiter und werfe ein viel spannender Frage in den Raum: ist das Abtrocknen des Gesichts mit einem Handtuch – Druck und Bewegung jetzt mal dahin gestellt – überhaupt gut? Ich bin da vor kurzem über einen Artikel gestolpert, der mein Gedankenwirrwarr zum Gesicht Abtrocknen (ich weiß, #firstworldproblem) noch weiter angefacht hat. Seitdem stelle ich mir nämlich eine ganz andere Frage: 

Sollte ich mir mein Gesicht in Zukunft vielleicht besser trocken fächern?

Ja, ihr habt richtig gelesen. Hier geht es nun gar nicht mehr darum, mit, ob und wie ich mir mein Gesicht abtrockne, sondern ob ich das überhaupt noch in seiner ursprünglichen Form tun sollte. Meine Welt steht Kopf (okay, und eure nun vielleicht auch), aber lasst mich mich erst erklären, bevor ihr mich für vollkommen geisteskrank erklärt.

Es ist ja so: beim Abtrocknen der Haut mit einem Handtuch landet Feuchtigkeit auf einer Baumwolloberfläche, die anschließend folglich nass ist. Die ist am Anfang, also an Tag N°1, vielleicht noch gar nicht so schlimm, aber nun stellt euch mal vor was auf dem Handtuch Bakterientechnisch abgeht, wenn ihr es eine Woche lang morgens und abends in Gebrauch hattet. Richtig, ne richtig große Party! Ein nasses Handtuch liefert das perfekte Umfeld für Bakterien, sich still und heimlich zu vermehren. Klar, die meisten Arten dieser Bakterien sind vollkommen harmlos, sonst hätten wir alle Probleme mit unserer Gesichtshaut, aber es gibt auch zwei Arten, die da wesentlich aggressiver agieren. Sie hören auf den Namen Staphylococcus aureus und Staphylococcus epidermidis und die beiden Bösewichte fördern ein Ökosystem, dass anscheinend Aknebaktieren beim Entstehen und Vermehren hilft.

Wie genau das funktioniert? Das könnt ihr hier nachlesen. Und wenn wir ehrlich sind, landen in so einem Handtuch on top auch ganz oft eben auch noch Make-up Reste, Öle, Fette und auch gerne mal der Schmutz einer nicht gründlich gewaschenen Hand. Lecker! Es liegt auf der Hand, dass diese Kombination auch ganz leicht zu Hautunreinheiten, verstopften Poren und Reizungen führen kann. Da könnt ihr euch das Gesicht so porentief reinigen wie ihr wollt – wenn das Handtuch am Ende alles ruiniert, war alles davor für die Katz. In meinen Kopf hallt jedenfalls ein lautes ‚IGITT!‘ nach…

Aber was tun? Es gibt hier vier Optionen.

A) Handtücher nur noch einmal verwenden und anschließend heiß waschen. Diese Möglichkeit ist sowas von umweltunfreundlich, dass ich sie gleich aus meinen Optionen verbannen muss. Dann wäre da noch Variante B) ein spezielles Handtuch nur für das Gesicht verwenden. Hier traue ich mir (und Timo) ehrlicherweise selbst nicht zu, dass ich dieses eine Handtuch dann nur noch für mein Gesicht verwenden werde. Zu oft haben wir Besuch, sind morgens in Eile oder sind schon im Halbschlaf, wenn ich es abends endlich schaffe mich abzuschminken. Diese Option ist also eigentlich auch raus. Zu viel Risiko.

Nun gut, weiter zu Option C) Baumwollhandtücher gegen Papiertücher austauschen. Ich sag’s wies ist: ich mag die nicht! Jedes Mal, wenn ich mir mit einem Papiertuch das Gesicht trocken getupft habe, hatte ich danach entweder Papierfetzen im Gesicht hängen oder das Gefühl, dass ich mir mit Öko-Toilettenpapier das Gesicht zerkratzt habe. Not nice! Am Ende bleibt also eigentlich nur noch Option D) gar kein Handtuch, egal aus welchem Rohstoff, mehr verwenden. Das Gesicht trocknet dann entweder von alleine, während ich mich anziehe oder die Zähne putze. Das ist theoretisch wie praktisch dermaßen einfach, dass wir das im Grunde alle hinbekommen sollten. Agree? Gut. Alternativ könnte ich es auch einfach trocken fächern. Fächern? Ja, richtig, fächern. Good old fächern. Oder aber ich nehme mir mal wieder ein Beispiel an den Koreanerinnen, die uns bekanntermaßen ja eh Jahre voraus sind, und tupfe mein Gesicht einfach mit beiden Händen trocken.

Letzteres ist mein Favorit und wird ab sofort ausprobiert – denn günstiger, bakterienfreier und schonender wird’s nicht. Oder was meint ihr?

*Quelle: http://advice.paulaschoice.sg/40-beauty-myths-busted/
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