„Die Flut der BEAUTYBLOGGER BRANDS – brauchen wir wirklich die x.te Selbstverwirklichung in gepresster Make-up-Form?“ So lange habe ich darüber nachgedacht dieser Frage hier Raum zu geben. Am Ende will ich ja nicht zu den Personen gehören, die erst großkotzig über etwas herziehen und am Ende dann dann selbst genau den gleichen Mist verzapfen. Es ist zwar nicht so, dass ich aktuell darüber nachdenke eine eigene Marke oder ähnliches zu gründen, aber das Thema beschäftigt mich schon seit meiner Gründung und ich will es einfach nicht ganz ausschließen. Irgendwann in den letzten Wochen aber kam die x-te Beautyblogger Marke auf den Markt und in meinem Hirn ist eine Minisicherung durchgebrannt. Und so habe ich Euch in exakten 73 Minuten mein Gedankengut zusammengefasst. All mein BrainBla zum Thema ‚Beautyblogger Brands – braucht die Welt das?‘ gibt’s nun hier und jetzt. Et voila!
Huscht man einmal durch die deutsche Beautyblogger Landschaft, wird schnell klar: der deutsche Influencer-Beautymarkt hat alles zu bieten. Von Stars wie Dagi Bee über sehr erfolgreiche Youtuber wie Merna Hermez bis hin zu Mikroinfluencern wie mir ist da alles dabei. Und während die einen ihre Produkte vorrangig auf Fellen, mit Glitzer oder im immer gleichen Set-up zeigen, sind die anderen in der Weltgeschichte unterwegs und berichten jeden Tag aus einem anderen Badezimmer, welche Produkte sie nun wie und warum toll finden gerade. Auch ich habe wie alle anderen meinen ganz eigenen Kosmos und eine eigene Ästhetik entwickelt. Und so hat am Ende jede/r von Euch da draußen die Wahl, von wem ihr Euch sich inspirieren lässt, welchen Meinungen ihr glaubt und auf wessen Know-How ihr setzt. Was ich sagen will, ist: wir haben alles. Alle Stile, alle Ausrichtungen und alle Altersklassen.
Wir haben die freie Wahl.
All diese Influencer – samt mir – können sich meines Erachtens sowas von glücklich schätzen, dass wir uns Tag ein, Tag aus mit einer der wortwörtlich schönsten Sache der Welt beschäftigen dürfen: BEAUTY! Jeden Tag warten Päckchen mit News auf uns, stehen Veranstaltungen im Kalender, auf denen wir neue Treatments, Tools und Tiegel exklusiv anschauen dürfen und damit auch noch Geld verdienen können. Und reisen dürfen wir auch. An schöne Orte, auf Kosten von Firmen, die uns ihre Produkte und Stories näher bringen wollen. Eigentlich ein absoluter Wahnsinn was unsere Arbeit für uns bereit hält, wenn man sich das mal so auf der Zunge zergehen lässt.
Diese ganze schöne, heile Beautywelt kann einen bei dem ganzen täglichen Tohuwabohu ganz schön einlullen. Das merke ich nach sieben Jahren in der Branche teilweise auch. Man wird konstant so dermaßen von den Marken verwöhnt, dass man in einer gewissen Art und Weise abstumpft. Wenn man sich nicht immer wieder selbst grounded oder das passende Umfeld hat, das einen vom hohen Ross herunterzerrt, kann einem die ganze Chose auch ganz schnell zu Kopf steigen oder auch verrückt machen. Manche werden dann zickig, andere gelangweilt, die nächsten verlassen die Branche und wieder andere träumen von etwas noch größerem als Markenkooperationen und Einladungen an schöne Orte.
In letzter Zeit ist das vielmals eine eigene Marke.
Eine eigene Marke, davon träumten zuerst Chiara Ferragni, Negin Mirsalehi, Jeffree Star oder Bibi’s Beauty Palace. Ein eigenes Beauty Business samt eingetragener Marke gründeten dann letztes Jahr auch Dagi Bee mit Beetique, Jacyl Hill oder auch Lamiya Slimani mit Lamiya Beauty. Wie die Pilze aus dem Boden sprießen diese Beautyblogger Labels. Noch stärker vertreten ist dieser Trend in der Modeszene, was man an Eigenmarken wie Victoria Louise von Vicky Heiler, Attire The Studio von Megainfluencerin Xenia Adont’s oder auch Djerf Avenue von Superbabe Matilda Djerf sehen kann.
Eins gleich vorweg: ich möchte hier keine der gerade genannten Marken direkt angehen, sondern das waren lediglich Beispiele. Es ist aber so, dass mir viele dieser Marken täglich auf Instagram begegnen und mir diese Frage so einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Und warum? Weil ich einfach nicht drum herum komme mich immer wieder zu fragen:
‚Braucht die Welt diese Marken? Braucht ihr das?‘
Ich habe mir selbst diese Frage gestellt und bin am Ende auf eine klare, aber mehrschichtige Antwort gekommen: ja und nein. Ja, wenn mir die Marke einen wahren Mehrwert liefert und eine Lücke im Sortiment schließt. Ja, wenn in der Produktentwicklung so viel Know-How und Liebe stecken, die das Endergebnis so einzigartig machen, dass sich ein Kauf lohnt und der Kunde dadurch in gewisser Art und Weise profitiert. Positive Beispiele für solche Launches sind für mich Róen Beauty von Make-up Artist und Beautybloggerin Nikki DeRoest, deren komplette Expertise in ihre Produkte geflossen sind und das deutlich am Finish, der Haltbarkeit und der Handhabung der Produkte zu spüren ist. Oder auch die Produkte von Negin Mirsalehi’s Haarpflegemarke Gisou, deren Hauptinhaltsstoff der Honig aus der Imkerei ihres Vater ist und deren Wirkung auf Haare einfach nicht abstreitbar ist. Mein Fazit:
wenn der Influencer das schafft, was große Marken nicht schaffen – also mit selbst angeeignetem Wissen ein besser funktionierendes Produkt für den Endverbraucher zu machen – dann gibt’s von mir ein ganz klares, bestärkendes, motivierendes Ja!
Ein ganz klares Nein gibt’s von mir dagegen für all die Labels, die am Ende schlechte Qualität mit einem Logo versehen und sich durch die Loyalität der eigenen Follower nur bereichern wollen. Gerade in der Beautywelt gab es schon einige negative Fälle wie zum Beispiel die Paletten von Beetique, die von so schlechter Qualität sein sollen, dass man sie eigentlich zu gar nichts verwenden kann, oder auch die Lippenstifte von Jaclyn Hill, die aufgrund eingeschlossener Härchen weltweit zurückgefordert werden mussten. Beides sind für mich Parade-Negativ-Beispiele, die für mich einfach nur eins visualisieren: Profitgier. Aus reinem finanziellen Anreiz werden sinnlose Produkte lanciert, an denen sich Blogger XY einfach nur finanziell bereichern will. Und das macht mich wütend, denn am Ende wird dank großer Followerschaft vielmals einfach nur der eigene Geldbeutel gefüllt, ohne dabei aber wirklich Qualität und Mehrwert zu liefern.
Anscheinend ist der Ruhm diesen Bloggern zu Kopf gestiegen und die Verantwortlichen denken, sie könnten ihren Namen auf jedes x-beliebige Produkt drucken, egal wie ramschig es ist. Frechheit, das macht mich wütend.
Besonders wütend macht mich das alles, wenn man bedenkt, dass wir schonender und nachhaltiger mit unseren Ressourcen umgehen müssen. Dass wir alle darauf achten müssen, nicht sinnlos und unnötig zu konsumieren. Und dass jedes Gramm Plastik, jede Verpackung und jeder Inhaltsstoff heutzutage einfach gut überlegt eingesetzt werden sollte und diese Beautyprodukte oft einfach nur Müll sind, der den eh schon nicht zu bewältigenden Müllberg noch ein Stückchen größer werden lässt – nur weil jemand meint, seinen Namen nun auch auf eine Palette drucken zu müssen, obwohl es genau das gleiche Produkt schon von 10 anderen Marken gibt. Für mich steht fest: ob am Ende Profit oder Selbstverwirklichung der Grund fürs eigene Label sind, ist mir ganz schnuppe. Ich möchte einfach nur Awareness dafür schaffen, dass man sich als Blogger vorab gut überlegt, ob die Menschheit das eigene Produkt wirklich braucht und ob man als Konsument nur blind nachkauft oder ob das Produkt wirklich sogar eine Lücke schließen kann. Wie bie vielen Dingen im Leben lohnt sich ein kurzer Realtitätscheck und vielleicht auch die Einsicht, sein eigenes Ego hinten anzustellen.
Fest steht: die Welt braucht kein 100.tes Dupe eines bestselling Highlighters, den tausendste Versuch das hippe Pinsel Startup zu kopieren oder die 89.te ‚Sleeping Mask‘, die vom Namen her nur durch zwei Buchstaben vom Starprodukt abweicht.