Glow, Glow, Glow – in den vergangenen Jahren gab es wohl kein größeres Buzzword in der Beautywelt als die bezeichnenden vier Buchstaben G-L-O-W! Egal ob es um spezielle Produkte, Sonderausgaben von Magazinen oder Marketingslogans ging – alles drehte sich nur noch um den perfekten Teint samt perfektionierter Strahlkraft. Inzwischen hat jede noch so kleine Marke dieses Thema aufgeschnappt und ihr Produktportfolio dementsprechend erweitert, um den Glow-Girls das notwendige Handwerk an die Hand zu geben. Mir kommt beim Wort Glow immer die Stelle von Miranda in ‚Der Teufel trägt Prada‘ in den Sinn, als sie die lange Reise des azurblauen Gürtels vom Runway in den Mass Market aufzeigte. So ähnlich ist es dem ‚Glow‘ nämlich auch ergangen, der inzwischen wahrscheinlich auch in den Beautyeditionen der Eigenlinie von Aldi angekommen ist. Was bei solch großen Trendströmungen oft vergessen wird, sind die vielen anderen Entwicklungen, die sich sonst so am Markt auftun. Logisch, die Mikrotrends (ähnlich zu den Mikroinfluencern) haben es schwerer am Markt, weil sie sich in den schnelllebigen Social Media Zeiten vielleicht nicht so quick’n’dirty ausschlachten lassen. Dennoch: sie sind da und werden manchmal einfach vergessen. Grund genug sich die aktuellen Mikrotrends mal genauer anzusehen, die 2017 und 2018 natürlich schon dezent aufgewirbelt wurden, in 2019 aber mit Sicherheit noch für mehr Furore sorgen werden. Ich glaube, dass die folgenden acht Beauty-Mikrotrends nachhaltig sind und uns noch einige Jahre begleiten werden. Vielleicht ist sogar auch ein Trend dabei, der es zu gleichem Ruhm wie der ‚Glow‘ schaffen wird? Who knows!
N°1. CBD, CBD und nochmal CBD – kleine Start-ups ohne Corporate-Auflagen und internationalen Retail-Verpflichtungen nutzen die Gunst der CBD-Stunde
Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ist euch das Schlagwort CBD in den letzten Monaten schon einmal irgendwo in einer Zeitschrift, einem Blog oder einem Youtube-Video über den Weg gelaufen, denn es geistert aktuell wirklich so allgegenwärtig durch die Beautywelt wie kaum ein anderes Buzzword. CBD ist das Kürzel für Cannabinoid, das – anders als erwartet – beim Auftragen des jeweiligen Pflegeprodukts nicht high macht, sondern als sehr leistungsstarkes Antioxidans mit entzündungshemmender Wirkung gilt. Durch diese Wirkungsweiße wird es aktuell sehr gerne in Pflegeprodukten wie Lotions oder Cremes verpackt, die die Haut mit dem super natürlichen Inhaltsstoff glätten und pflegen. Ich habe vor einigen Monaten das Magazin ‚Women & Weed‘ aus den USA gelesen, worin sich ebenfalls einige sehr spannende Geschichten über CBD-Beauty-Startups, neu formulierte Produkte, Initiativen und Projekte befanden. Solltet ihr also die Möglichkeit haben, dieses Magazin in eure Hände zu bekommen – do it! Mega spannend. Vielleicht hat die ein oder andere von Euch ja bereits ein CBD Produkt im Bad stehen?
Labels to watch: Yuyo Botanics, Tulip, Cannabliss, Salaine oder Code of Harmony
N°2. Luxuriöse Hautpflege von kleinen Labels – Mini-Labels mit hohen Preisen gewinnen den Kunden mit innovativen Inhaltsstoffen und nahbaren Geschichten
Veronika hatte es in ihrem Artikel über Gucci Westman’s Conscious Luxury Linie ‚Westman Atelier‘ schon angedeutet: der Wunsch nach hochwertiger, oftmals auch grüner Kosmetik ohne Corporate Connection, dafür aber mit nachvollziehbarer Story ist längst da und wächst auch stetig. Was der Realisierung dieses Begehrens aber oft im Weg steht, ist der hohe Preis, den Global Players für ihre Pflegeprodukte aufrufen. Kunden sind heute bereit, ihr Geld für hochwertige Pflege auszugeben – aber eben nur, wenn die Story und/oder auch das Gesicht hinter der Marke stimmen. Indie Marken, die ihre Produkte mit Extra Benefits versehen (Integration von Stammzellen, selbst angebaute Inhaltsstoffe oder auch besondere Herstellungsverfahren) oder diese aus für den Konsumenten nachvollziehbaren Gründen (Allergische Reaktionen, Hautkrankheiten, etc.) herstellen, sind ganz klar auf dem Vormarsch. Wenn die Geschichte hinter einer Marke oder einem Produkt stimmen, dann werden Kunden ihr Geld auch bei kleinen, aber hochpreisigen Marken ausgeben. Grund hierfür ist meiner Meinung nach nicht nur das wachsende Bewusstsein und die Aufgeklärtheit seitens der Kundschaft, sondern auch der Wunsch nach Nachhaltigkeit und Natürlichkeit und eine Abwendung von großen, unnahbaren Firmen. Hinzu kommt, dass inzwischen jeder Kunde weiß, dass es kein Mikroplastik braucht, um effektive Peelings und Masken herzustellen und auch natürliche Inhaltsstoffe die Haut unfassbar toll pflegen können. Grün, nachhaltig, effektiv und dabei auch luxuriös – ja, das geht und das will auch ein immer größer werdender Teil der Käufer.
Labels to watch: Le Prunier, Circcell, Eighth Day oder De Lilou
N°3. Self-Love – Begeisterung für Wellness, Personal Care Produkte & Toys
Das Thema Selbstliebe, ein spezielles Bewusstsein und besondere Achtsamkeit für den eigenen Körper und eine gezielte Selektion der Produkte, die man ihm zuführt, ist sowohl aus der Food & Liquor Branche als auch aus der Beautywelt nicht mehr wegzudenken. Und so wundert es nicht, dass sich dieses Bewusstsein auch auf das Thema der wahrhaftigen Selbstliebe ausweitet. Egal ob es um Bio-Baumwoll-Tampons, nachhaltige Menstruationscups oder ansprechend designte Sex-Toys geht – hier geht ein Ruck durch die Beautybranche! In Deutschland sind auf diesen Trend bereits Niche Beauty mit ihrer ‚The Love Edit‘-Sparte oder auch Juno and Me, ein Hersteller von Bio-Cotton-Tampons made in Germany, aufgesprungen. Wenn ihr mich fragt, wird sich auch diese Bewegung auch noch weiter ausweiten, da der Konsument immer schlauer wird und nachhaltige, aber dennoch lifestylige Ansätze in seinen Konsumgütern sehen will.
Labels to watch: Organi-Cup, Juno and me, DAME oder Rael
N°4. Beauty Supplements – die Verschmelzung von Beauty & Wellness
Der Trend der Nahrungsergänzungsmittel dockt direkt an den vorherigen Trend der Self-Love an. Zwar nicht im Sinne der Selbstbefriedigung, aber im Sinne der Achtung und vor allem Pflege des eigenen Körpers. Egal ob Tabletten oder Shots mit Hyaluronsäure oder Collagen vollgepackt sind, für verstärktes Haarwachstum oder straffere Haut sorgen oder mit Anti-Acne-Power ausgestattet sind: der Markt für Beauty-Nahrungsergänzungsmittel und ‚Beauty from within‘ boomt, denn vielen ist inzwischen klar: Schönheit von außen hat ihre Grenzen und wenn Ernährung und Stoffwechsel nicht ausbalanciert sind, kann das beste Beautyprodukt keine Wunder vollbringen. Ich selbst teste gerade ein neues Produkt, das genau diesen Trend erfüllt und über das ich Euch natürlich so bald wie möglich informieren werde. Stay tuned!
Labels to watch: HUM, Zilch Acne Care oder Orthomol
N°5. Men’s Grooming
Wer dachte Man Buns und Vollbärte waren nur ein kurzer Trend, der hat sich gewaltig getäuscht. Um es kurz zu machen: sie waren die Grundlage für eine flächendeckende Beautybewegung unter Männern, die langsam aber sicher auch auf den Geschmack von Beauty gekommen sind. Egal ob Bartöle, All-in-One Hautpflege Produkte oder Special Need Produkte – das Thema Men’s Grooming ist aktuell nicht mehr wegzudenken, was sich am beinahe täglichen Launch-Rhythmus neuer Men Beautycare-Linien deutlich bemerkbar macht. Und diese haben Platz, denn der Männer-Beautymarkt ist bei weitem nicht so gesättigt wie der der Frauen.
Labels to watch: 18.21 Man Made, Big Boy oder Boy de Chanel
N°6. Color Cosmetic Heroes
Die goldenen Zeiten der fünf großen Beautygiganten sind angezählt (ähnlich wie die der Verlage, aber das ist ein anderes Thema). In den letzten Jahren war schon ganz deutlich zu spüren, dass eine große Nachfrage für kleine Labels, Start-Ups oder auch Nischen- oder DIY-Kosmetik vorhanden ist. Noch deutlicher wird es, wenn aus Start-ups in kürzester Zeit Heroes wie Glossier, Milk Make-up oder Zoeva werden – und auch hier ist noch lange kein Ende in Sicht. Ich merke den unstillbaren Durst nach Nische, Mini-Label und Non-Corporate-Denkweise immer wieder ganz deutlich daran, dass viele kleine Labels, die mir gerade frisch über meinen Bildschirm flattern, für einige von Euch schon alte Hasen sind oder Konsumenten wahnsinnige Umwege auf sich nehmen, um an Produkte dieser Marken zu kommen. Gerade im Bereich der Color Cosmetics, also der dekorativen Beauty, findet ein ganz klares Umdenken statt, das es diesen Labels ermöglicht in kürzester Zeit groß und erfolgreich zu werden und ihre Vision von Beauty in die Welt zu tragen.
Labels to watch: RealHer, Au Naturale, Ere Perez, Nui Berlin oder GlamCor
N°7. Experimential Manufacturing – andersartige, einzigartige Produktionsverfahren sorgen für USPs
Besondere, lokale Inhaltsstoffe, Produkte, die in Küchen beautybegeisterter Frauen oder Männer per Hand hergestellt werden, oder auch besondere Extrahierungsprozesse, die Texturen das gewisse Extra geben – Marken, die sich solche USPs verschaffen, sind auf dem aufsteigenden Ast. Natürlich gab es diese besondere Art von Produkten schon immer, nur bekommen sie heute dank Social Media und einem veränderten Konsumbewusstsein schlichtweg mehr Aufmerksamkeit. Hinzu kommt aber auch noch, dass preiswerter weltweiter Versand und vereinfachte Zollabfertigungen auch ermöglichen, dass hausgemachte Produkte und Local Heroes ihren Weg zu Konsumenten am anderen Ende der Welt finden.
Labels to watch: O’o Hawaii oder Aeos Energized Organics
N°8. Smarter Staples – Kombi-Produkte mit innovativen, aktiven High-End Inhaltsstoffen zu besseren Preisen
Der Konsument ist so gut wie satt, der Markt ebenfalls und am Ende sucht jeder nach dem einen Produkt, das möglichst viel kann und für einen vertretbaren Preis den bestmöglichen Benefit beinhaltet. Die Folge ist, dass Produkte schlauer bzw. effizienter werden und verstärkt mehrere Eigenschaften in sich vereinen werden. So geht der Trend hin zu Multi-Tasking Staples wie Reinigungsprodukte, die nicht mehr nur säubern, sondern gleichzeitig auch maximale Feuchtigkeit spenden. Tonern, die nicht nur den pH-Wert ausgleichen, sondern auch die Wirkstoff-Power eines Serums beinhalten. Oder auch Mascaras, die nicht nur Wimpern schwarz färben, sondern auch ein Wachstumsserum integriert haben. Auf der anderen Seite steht der Trend des cleveren Spezialisten. Sprich der Firmen, die sich auf ein einziges Produktsegment (z. B. Öle) konzentrieren und wie Nala Essentials nur noch aluminiumfreie Deo-Sticks herstellen. Am Ende gewinnen also die Multi-Tasker und/oder Spezialisten das Vertrauen der Konsumenten. Nur Mainstream funktioniert anscheinend nicht mehr…
Labels to watch: Honeybelle, Gallinée, Smartpits, Nala Essentials oder Black Chicken Remedies
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Was für ein hilfreicher Artikel zum Thema kosmetikbehandlung! Das ist alles echt gut zu wissen. Die Informationen werde ich mir zu Herzen nehmen für die Zukunft.
Wimpern mit Wachstumsserum zu kombinieren, oder überhaupt Farbe mit Pflege ist für mich der beste Ansatz überhaupt!
Andererseits: CBD? Echt jetzt? Hanföl ist wegen der Inhaltsstoffe (Vitamine, ungesättigte Fettsäuren usw.), und nicht wegen dem "Hanf-"/"Marihuana-Coolness"-Image lässig. Aber genau auf diesen "legalize it"-Waggon scheinen die Brands jetzt aufhüpfen zu wollen, kommt mir vor. Das regt mich auf! Ich reg' mich so schon über die Shops auf, die wie die Schwammerl aus dem Boden schießen... und jetzt wirbt die Kosmetikindustrie auch noch damit? Ehrlich, mich nervt dieses Thema schon so zu Tode! Drogen waren nie cool, sind nie super und werden immer das hinterletzte bleiben! (Kann aber auch sein, dass das meine höchstpersönliche Scheuklappen-Ansichten sind, weil ich täglich sehr viel in Berührung mit den Negativaspekten des Themas Marihuana-/Drogenabhängigkeit komme. Just fyi.)