Jede Fashion Week Saison auf’s Neue wird gemotzt, dass Berlin ja nur Berlin sei und dass die Mode, die dort gezeigt wird, ja gar nicht mal so viel Bedeutung hätte. Nichtsdestotrotz fahren dann alle halbe Jahr doch alle wieder hin. Denn: die deutschen Designer entwickeln eben doch immer wieder spannende Kollektionen, die alle sehen wollen. Ganz vorne mit dabei: William Fan oder Malaika Raiss, die sich wirklich richtig gemausert haben. Ich war gemeinsam mit Catrice backstage bei den Shows des Berliner Modesalons und zeige euch heute meine liebsten Beautylooks der deutschen Designer.
DESIGNER: ODEEH
BEAUTY-HIGHLIGHT: BRAUN SCHIMMERNDER EYELINER
Wie bereits letzte Saison zeigte das Designerduo von Odeeh im noch kahlen Humboldtforum, das mit viel Beton und ohne großen Chi Chi daherkommt. Eine mega Kulisse, um ihre neuesten Entwürfe zu zeigen. Ich war ehrlicherweise super positiv überrascht, wie tragbar alle Looks waren. Einen Favoriten habe ich mir auch schon herausgesucht: weite Karo-Hose plus Oberteil mit Konfetti-Glitzer-Streifen! Würde ich genauso tragen, auch in Kombination mit dem modernen Make-up, das sich eigentlich nur durch ein einziges Element von einem klassischen Nude-Look differenziert hat.
Leicht schimmernder, brauner Eyeliner, der sich nach außen hin verflüchtigt. Das war das Keypiece des Beautylooks, den Loni Baur mal wieder in Kooperation mit Catrice umgesetzt hat. Mascara gab’s dieses Mal keine auf die Wimpern, viel mehr lag die Perfektion im Lidstrich selbst. „Ich arbeite immer von oben und beginne in der Mitte des Auges auf am Wimpernkranz. Dabei drücke ich mit dem Finger leicht auf das Lid, damit die Wimpern etwas nach oben abstehen. So kann man die Farbe gut zwischen den Wimpern platzieren“, meint Loni. Ein guter Tipp, um die Konsistenz schön close an die Wimpern zu bekommen. Was die Länge des Lidstrichs angeht, rät Loni: „Nach ganz innen arbeite ich nie, das macht das Auge optisch sehr hart. Und nach außen ziehe ich mir die letzte Stelle immer mit dem Finger raus, sodass der Farbrest vom Finger das Ende ausfadet.“ Ja, Mädels, so einfach geht das. Gepaart mit einem unendlich makellosen frischen Teint, den Loni immer mit ihren zig Pinselstrichen kreiert, ergab das einen simplen, aber coolen Look. Und nun weiß ich auch, wie man perfekte Nude-Lippen ohne Lippenstift schminkt: mit dem „Lip Foundation Pencil“ von Catrice.
DESIGNER: MALAIKA RAISS
BEAUTY-HIGHLIGHT: WEIT HOCHGEZOGENER BLUSH
Als treuer Stranger-Things-Addict schlug mein Beautyherz backstage schon ziemlich hoch, als ich das Model mit kurzrasiertem, braunem Haar gespottet hatte. So simple, so gut. Designerin Malaika Raiss, die zu meinem Lieblingen der deutschen Designerszene gehört, zeigte passend zur von pink, rot und hellen Tönen durchzogenen Kollektion einen natürlichen, aber aufregenden Beautylook, der ebenfalls durch ein einziges Produkt besonders wurde: BLUSH! Loni’s Gedanken zum Look? „Bei Malaika Raiss war mir eine neue Form des Blushs wichtig. Wenn man das bis auf die Schläfen hochzieht, ergibt das einen schönen Liftingeffekt.“ Stimmt!
Die rosigen Töne (funktioniert zum Beispiel mit dem „Blush Artist“ von Catrice, ca. 5 €) platzierte Loni wie gewöhnlich auf den Wangen, zog die frischen Nuancen dann aber doch noch bis zu den Schläfen hoch. Gepaart mit leicht struppigen Bodybrows ein super ‚einfacher‘ Look, der aber toll mit der Kollektion harmoniert hat und mir richtig Lust auf wärmere Temperaturen gemacht hat. Ich sehe schon: Slipper, Rock, Bandshirt und nur etwas übertriebener Blush auf den Wangen. Mehr braucht es eigentlich nicht.
Ja, mehr braucht es eigentlich nicht. Bleibt nur noch die Frage, wie die perfekten Boybrows à la Loni sich denn umsetzen lassen. „Es ist immer die Kombination aus mehreren Produkten. Ich arbeite bei ‚Boyish Eyebrows’ so, dass ich mit einem aschigen, puderbasierten Lidschatten zuerst einen natürlichen Schatten kreiere, dann bürste ich mit einem Augenbrauenpinsel die Farbe etwas in die Brauen und ziehe dann mit einem spitzen gleichfarbigen Augenbrauenstift nochmal kleine Härchen nach und fülle Lücken auf. Eventuell gehe ich noch mit einem transparenten Gel drüber.“ Ihr seht schon: diese Seite als Lesezeichen speichern und dann am nächsten freien Samstag ausprobieren, würde definitiv Sinn machen.
Superschön war übrigens auch die Frisur, die die Stylisten von Wella beisteuerten: ein strenger, tief im Nacken sitzender Zopf, der als Highlight zwei eingeschlagene Partien am Hinterkopf trägt. Sweet! Von vorne sieht er aus wie ein gewöhnlicher abgebundener Zopf, erst von hinten erkennt man das Detail. Der Look funktioniert übrigens so: alle Haare nach unten föhnen, zwei Partien in Form eines Hufeisens abtrennen und von oben nach unten einschlagen bzw. fest eindrehen und in einem Zopf abbinden. Die restlichen Haare in einem separaten Zopf darunter abbinden. Sollte der Zopf aufspringen, kann eine offene große Nadel von unten helfen.
DESIGNER: MARINA HOERMANSEDER
BEAUTY-HIGHLIGHT:
GOTHIC OMBRÉ-LIPS
Hossa, der einzige Look, der vollkommen aus der Reihe getanzt ist! Zu Overknees, Lack und Leder kombinierte Marina Hoermanseder eng geflochtene Braids und schwarz-dunkelrote Goth-Lippen, die am Ende definitiv für die krasse Optik des Looks verantwortlich waren. Man stelle sich nur mal vor, wie niedlich die Mädels mit rosa Blush und locker fallenden Löckchen ausgesehen hätten. Ne, ne, das war schon gut so wie es war! Ich mochte die toughen Looks sehr – ganz anders als viele Kolleginnen, denen das alles zu viel war. Das mag aber auch daran liegen, dass ich auch persönlich mal zu einem dunkleren Lippenstift greife und seit jeher Fan von solch aufwendigen Flechtfrisuren bin.
Um solch krasse Lippen aber tragen zu können (auch unter Models), ist eine Sache von immenser Bedeutung: der Teint. Der muss nicht nur frisch, sondern vor allem ebenmäßig sein. Das gelingt euch, in dem ihr euer Gesicht nicht mit einem einfarbigen, flächigen Make-up abdeckt, sondern nur da Foundation & Co. auftragt, wo ihr es nötig habt. Loni arbeitet hier mit kleinen, spitzen Pinseln und einer Concealerpalette, wobei sie mit einem Buffer Pinsel am Ende alles schön verblendet. Gut, das wären schlussendlich dann tausend kleine Pinselstriche, wobei ich gestehe: ich habe mich bereits an dieser Technik versucht, tue mir jedoch mit der Farbabstimmung manchmal schwer, weil ich punktuell nicht immer den richtigen Ton finde. Also habe ich Loni gefragt: wie tastest du dich ran? Wo probierst du aus?
„Ich schaue erstmal nach einer groben Farbfamilie. Hierfür gebe ich einen Ton auf den Hals und schaue erstmal ob die Richtung passt. Wenn ich sehe, dass das stimmig ist, arbeite ich damit unter den Augen. Mir ist wichtig: nie mit einem Ton das ganze Gesicht abdecken, sondern jede Stelle individuell anpassen. Von Fluid Make-ups würde ich ebenfalls abraten, da du hier nicht in der Hand hast, wie die Deckkraft am Ende ist. Foundations verwende ich nur für Beine. Sollte dir Concealer etwas zu deckend sein, dann mische dir etwas Moisturizer rein. So wird alles transparenter.“ Hach jaaaa…..
Die Goth-Lippen wurden übrigens mit einem schwarzen Kajal kreiert, über den mit den Fingern kurz vor knapp noch etwas bordeauxfarbene Lipcream getupft wurde. Am Ende einfach noch die Lippen aufeinander pressen und so die Farbe natürlich miteinander vermischen.
DESIGNER: WILLIAM FAN
BEAUTY-HIGHLIGHT: AKZENTUIERTE
LIDSTRICHE & FAKE LASHES
Die Models von William Fan durften nicht nur die wunderschöne neue Kollektion spazieren tragen, sondern auch die mega Beautylooks. Da gab es einzelne, graphische weiße Lidstriche, nur einseitig aufgeklebte falsche Wimpern, glossige Nude-Lips und natürlich – nicht zu vergessen – eine schön strukturierte, gekordelte Frise, für die Sebastian Professional verantwortlich war.
Inspiration für den Look: eine Frau (wie du und ich), die morgens verpennt und sich mal eben die Haare hochzwirbelt. Na gut, so falle ich nicht morgens aus dem Bett, würde ich aber wirklich gerne! Ich mag den Kontrast von rougher, matter Textur oben und glatter, glänzender Partie unten. Gekordelt und einfach abgebunden. Very pretty!