Im Talk mit Anna Ross, Gründerin und Kreativkopf von KESTER BLACK

Schon seit einiger Zeit verfolge ich den durchgestylten Instagram-Account des australischen Lack-Labels KESTER BLACK. Bei einem Blick darauf steht schnell fest: hier hat jemand ein Faible für Farben & Formen und einen ganz eigensinnigen Stil. Die Person dahinter ist die junge Australierin Anna Ross, die eigentlich ‚irgendwas mit Mode‘ studiert hat, seit zwei Jahren aber ganz groß im Nagellack Business unterwegs ist und die Marke Kester Black perfekt verkörpert. Sie war in Berlin im Showroom des grünen Beautyonlineshops SAVUE BEAUTY zu Besuch, wo ich mich mit ihr über ihr Label unterhalten konnte.

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Noch kurz vorab eine Info, die ich euch nicht vorenthalten möchte: Savue Beauty hat, was sonst niemand hat: einen Showroom, der alle online verfügbaren Produkte zum Testen ausstellt. Was eine geniale Idee! Viele (wenn nicht sogar unzählige) Produkte bzw. Marken kennt man einfach noch nicht und will diese oft nicht einfach blind bestellen. Gerade beim Sortiment von SAVUE BEAUTY, die viele Marken exklusiv vertreiben, macht dies Sinn. So kann man sich vor dem Kauf durch das Sortiment riechen und schmieren. Good job, girls! Ach ja, und das Mädel oben auf dem Foto ist übrigens Swantje von Savue Beauty – die erste echte andere ‚Swantje‘, die ich in meinem Leben kennengelernt habe 😉

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SAVUE-showroom

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So, nun aber zu Kester Black bzw. Anna Ross (siehe Foto). Liebe Anna! Ich bin seit einiger zeit großer Fan von deinem Label. Vor allem euer Instagram-Account hat es mir angetan, den mir meine liebe Freundin und Grafikdesignerin Stephanie (thanks hon!) mal empfohlen hat. Seitdem ich euch folge, inspiriert ich mich tagtäglich mit den schönen Bilder, die ihr dort postet. Vielen Dank für das schöne Feedback! Ich verbringe tatsächlich sehr viel Zeit damit ihn zu gestalten. Es dauert Stunden, die Bilder farblich so anzuordnen. Aber es lohnt sich: viele Konsumenten finden meine Marke über Instagram!

Aber auch Onlineshops wie Anthropologie haben uns über unseren Instagram Account gefunden, das ist toll!

Mega! Aber man sieht einfach, dass er mit viel Grips, Zeit und Liebe gestaltet ist. Ich habe mich immer gefragt: wie viele Leute arbeiten wohl an diesem Account? Haha, das bin tatsächlich nur ich! Ich suche mir die Bilder überall zusammen. Ich beziehe zum Beispiel viel Content von Pinterest. Am Ende sortiere ich alle Bilder in einem Programm zu einem großen Ganzen zusammen und plane sie mit einer App zeitlich nacheinander ein. Bei der Menge an Bildern, die wir posten würde ich sonst den Überblick verlieren!

© instagram.com/kesterblack/
© instagram.com/kesterblack/

Cool! Wie sieht es bei Kester Black eigentlich mit Kollektionen aus? Lanciert ihr zum Beispiel eine Frühjahrskollektion oder immer wieder einzelne Farben? Bis letztes Jahr haben wir im Sommer und im Winter jeweils vier neue Farbe lanciert. Dieser Rhythmus ist meinem Background als Modeabsolventin geschuldet. Dieses Jahr jedoch haben wir jeden Monat eine Farbe lanciert, was wir jedoch auch wieder umstellen werden. Ab sofort launchen wir alle zwei Monate zwei Farben.

Dieses Jahr haben wir übrigens mit Pantone kollaboriert, das ist dann natürlich ein anderer Prozess. Hier musste alles dreimal gegengecheckt werden und wir haben super lange gebraucht, die Farben auf den Markt zu bringen. Allein die Abnahme unserer Instagram-Postings zu dieser Zusammenarbeit und den Lacken war eine Mammut-Aufgabe. Und das bei sieben Farben plus die Pantone Farbe des Jahres; du kannst dir also sicherlich vorstellen, wie viel Arbeit dahinter steckt.

Wenn ich mich nicht täusche, liegt immerhin die Produktion bei euch ums Eck, oder?! Dann sind wenigstens die Produktionswege nicht so aufwendig. Ja, genau! Unsere Produktion ist nur wenige Stunden von unserem Hauptsitz entfernt.

Wir produzieren lokal.

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Trageproben: die Farben ‚Paradise Peach‘ & ‚Blossom‘ von Kester Black!

Zurück zu euren tollen Lacken: das Hauptaugenmerk liegt auf möglichst natürlichen, ungiftigen Inhaltsstoffen. Genau, wobei das Problem dabei immer das gleiche ist: Nagellack kann gar nicht bio sein! Viele Firmen bewerben ihre Lacke damit, dass sie ‚organic‘ sind, jedoch stimmt das nicht. Ich arbeite eng mit unserem Chemiker zusammen und bin auch auf vielen Messen wie der Cosmoprof unterwegs, also weiß ich wirklich alles über Nagellack. Viele Leute allerdings nicht, weshalb hier oft Verwirrung herrscht und die Marken das ausnutzen.

Aber zu unseren Nagellacken kann ich sagen: wir haben keinerlei schädliche Inhaltsstoffe in unseren Produkten, die in unsere Nägel eindringen könnten. Die einzigen beiden Dinge, auf die wir nicht verzichten können, sind Lösungsmittel und Kunststoffhärtemittel.

Lösungsmittel ist grundsätzlich natürlich nicht besonders gut, jedoch muss man wissen, dass es beim Auftragen verdampft und somit keine Chance hat, in unsere Haut oder unsere Nägel einzudringen und uns somit wirklich zu schaden. Die Plastikhärtemittel brauchen wir, um die Farbe haltbar zu machen. Sie sind aber nicht giftig, da sie nicht mehr flüssig sind.

Unser Nagellack ist also, auch wenn sich darin umstrittene Inhaltsstoffe finden, nicht giftig. Es ist so schwierig, die Konsumenten diesbezüglich aufzuklären, aber wir verbuchen Erfolge. Im Grunde stellt uns das Gesetz hier schon vor eine riesige Aufgabe: man darf bei Nagellacken nämlich ‚überlabeln‘! Das bedeutet: ich darf mehr Inhaltsstoffe auf das Etikett schreiben, als wirklich im Lack drin sind. Viele schreiben also aus Sicherheitsmaßnahmen mehr Stoffe drauf als wirklich drin sind. das verwirrt natürlich zusätzlich.

Oh man, das hört sich nach einem Hexenwerk an. Aber ich habe auf eurer Website gesehen, dass ihr bzw. Kester Black in Sachen Nachhaltigkeit sowieso große Ziele verfolgt. Habe ich das richtig verstanden: ihr habt extra Fenster vom Boden bis zur Decke einziehen lassen, um Strom für Belichtung zu sparen? Ja, wir legen auf Nachhaltigkeit sehr großen Wert! Da dies ein sehr umfassendes Thema für uns ist, haben wir versucht alle wichtigen Eckdaten auf unserer Website festzuhalten und unsere Überzeugungen dem Endkonsument in Textform zur Verfügung zu stellen.

© instagram.com/kesterblack/
© instagram.com/kesterblack/

Super nice! Eure About-Rubrik habe ich wirklich komplett durchgelesen. Das lohnt sich! In vergangenen Interviews mit naturnahen bzw. umweltbewussten Labels habe ich oft gehört, dass der Einsatz von natürlichen Farbpigmenten eine Einschränkung für den Kreativbereich bedeuten. Kannst du das bestätigen? Ja, das beschränkt uns ebenfalls in unserer kreativen Arbeit, weil wir keine blauen und keine schillernden bzw. schimmernden Farben herstellen können. Farbpigmente sind im Grunde nie schädlich, aber es ist schwierig, weil Nagellacke, sofern sie deckend sein sollen, immer aus weißer Farbe und Klarlack gemischt werden. Das schwierige ist dabei, immer den richtigen Mix aus diesen beiden Komponenten und unseren Farbpigmenten zu finden, sodass der Lack sich am Ende auch entsprechend auftragen lässt.

Okay, aber gibt es auch Farben, die ihr gar nicht umsetzen könnt? Ja, es gibt Nuancen im Metallic-Bereich, die wir nicht umsetzen können. Aber wir kriegen fast alles hin 😉

Wenn ihr Farben lanciert, shootet ihr passend dazu immer die tollsten Kampagnen. Wer ist dafür verantwortlich? Also bei unseren Kampagnen übernehme ich immer die Creative Direction, habe aber Hilfe von Set Stylisten aus Australien. Auch wenn ich immer super kritisch bin und am liebsten alles selbst machen will, am Ende ist es doch immer eine gemeinschaftliche Arbeit. Für eine Fotostrecke haben wir auch mal mit der Grafikkünstlerin Anny Wang zusammengearbeitet, die plastische Flüssigkeitsformen in unsere Kampagnen eingearbeitet hat. Das war grandios, weshalb wir die Zusammenarbeit verlängert haben.

Mit ihr arbeiten wir auch an den Visuals für unsere Gel-Lacke, die wir demnächst lancieren.

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Die neuen Kester Black Töne: ‚Impeachment‘ (in Kollaboration mit Pantone), ‚Raspberry‘, ‚Greenery‘ (ebenfalls in Kollaboration mit Pantone) und ‚The Power Is Female‘ (alle ca. 19 € über Savue Beauty) 

Oh, wie spannend. Ihr lanciert Gels? Ja, eigentlich hätten wir sie schon letztes Jahr auf den Markt bringen müssen. Aber du weißt ja wie so etwas dann immer läuft… Was ich noch zu unseren Kampagnen sagen wollte: die Plastiken sind ein wichtiger Teil unseres Marketings, aber zudem achten wir darauf, dass wir keine Models integrieren. Wir wollen einfach kein Gefühl der Exklusivität schaffen, in dem wir ein bestimmtes Frauenbild abbilden. Gerade in muslimischen Ländern wären Anzeigen mit Händen, Schultern oder unverschleierten Gesichtern sowieso ein Problem.

Zudem zählen viele junge Männer zu unseren Kunden. Deshalb probieren wir immer, die Kampagnen so reduziert wie möglich zu halten.

Ein – wie ich finde – super toller Ansatz, auch wenn es ja eigentlich dem Produkt etwas widerspricht. Nagellack nicht an Händen, sondern nur in der Flasche zu zeigen, ist schon sehr ungewöhnlich. Vielleicht noch einmal zurück zu deiner Range. Es gibt ja ’nur‘ die eine Linie, oder? Genau, wir haben eine Linie. Sie besteht aus 60 Farben, innerhalb derer Nuancen kommen und gehen. So ist unsere Marke für die Stores, die sie verkaufen, einfacher zu handeln, da sie immer wissen, wie viel Lacke sie von uns einplanen können. Wenn man ehrlich ist verliert der Kunde bei zu vielen Farben ja am Ende sowieso den Überblick.

So sehe ich das auch: so viele Farben, wie sie manche Labels anbieten, braucht kein Mensch. Liebe Anna, ich bin weiterhin Fan und sage vielen Dank für das nette Interview und die Zeit, die du dir für mich genommen hast! Danke auch an Savue Beauty für diese tolle Gelegenheit!