Highlighter, Eyeliner & Brows ON FLEEK! Eine Style-Transformation zum INSTA-BAE

Eyebrows on fleek? Highlighter so penetrant, dass er fast schon blendet? Formulierungen wie ‚Slay, bitch‘? Zusammenaddiert ergeben diese Elemente das klassische, angesagt Insta-Bae. Dies wiederum ist Vorbild für hunderttausende Mädels (und erwachsene Frauen!), die natürlich nachahmen, am Ende aber leider aussehen wie Lemminge. Individualität? Nix da. Bereits vor ein paar Wochen hatten wir in unserem #boring Artikel darüber philosophiert, dass uns die gegenwärtige Beautytrend-Situation gehörig langweilt. Auf der Suche nach frischer Inspiration kam dann die Frage auf: Wie sähe ich eigentlich aus, wenn ich mich zu genau solch einem uniformierten Beauty-Klon umstyle? Und wie fühlt sich das an? Die Antwort gibt es heute. Ich weiß ja nicht, wie’s euch geht, aber mein Highlighter, Eyeliner & Brows sind sowas von on fleek, Baes! I SLAY, BITCHES!

Dieses Thema ist wahrscheinlich das einzige, für das ich keinerlei Recherche anstellen musste. Tagtäglich laufen mir auf Insta und in München zig, wenn nicht sogar hunderte Mädels über den Weg, die den von uns angeprangerten Beautytrend par excellence tragen. #Inspo habe ich also zur Genüge und die Hauptbestandteile des Looks sind relativ schnell ausgemacht. Lasst mich euch erzählen, wie ich vorgegangen bin:

HAARE

Das i-Tüpfelchen des klassischen Insta-Baes bildet ein High Ponytail, also ein sehr hoch angesetzter Pferdeschwanz. Aber stop, hierbei handelt es sich natürlich nicht um einen stink normalen Zopf. Im Idealfall bounct er noch so richtig schön und umspielt kess das Gesicht. Locken und Volumen müssen her! Das klappt am besten, wenn ihr die Haare mit einem Lockenstab dezent lockt (‚Lovin‘ them natural curls‘) und anschließend mit einem dicken, festen Haargummi so richtig schön tight zusammenfasst. Wer jetzt denkt ‚fertig!‘ liegt falsch, denn jetzt kommt der wichtigste Part: das Insta-Face-Lifting. Trennt den Zopf in zwei Teile und zieht sie auseinader. So werden nochmal alle Haarsträhnen schön festgezurrt und die Gesichtshaut wird dezent nach hinten gespannt. Lifting? Läuft. Perfekt wird der Look, wenn ihr noch eine kleine Haarsträhne um den Haargummi packt.

MAKE-UP

Tja, was soll ich sagen: Ich hatte noch nie so viele Produkte gleichzeitig in meinem Gesicht. Natürlich habe ich – wie könnte es anders sein – mit einer Glow Base begonnen (‚that glow though!“). Darüber trage ich eine leicht mattierende Foundation, Concealer und Abdeckstift auf. Das Motto lautet: the more the better.

Ist der Teint erst einmal #flawless, kontouriert es sich ganz ungeniert. Flüssig-, Puder- und Cremebronzer in perfekt ausgeklügelter Kombination sind notwendig, um meinem inzwischen glatt gezogenen, porenlosen Gesicht die Wangenknochen zurückzugeben, die bis vor 5 Minuten auch eigentlich noch da waren. Egal, jetzt sind sie weg und ich kontouriere was das Zeug hält. Am Ende habe ich das Gefühl, dass mir – sollte mir jemand gegen den Hinterkopf klopfen – eine Make-up Maske aus dem Gesicht fallen würde. Aber wenigstens habe ich nun den klassischen bronzy Look als wäre ich gerade erst vom Coachella heimgedüst. Und den wollte ich ja auch haben.

Gut. Nachdem ich nun circa 30 Minuten damit verbracht habe alle verschiedenen Texturen mit drei Pinseln miteinander zu verblenden, mache ich mich an Highlighter. Und hier meine ich Plural. Also eher HighlighterS. Ich habe mich für eine Kombination aus cremigem und stark pigmentiertem Puder-Highlighter entschieden. Läuft, sag ich euch. Das cremige Produkt habe ich mit den Fingern auf die Wangenknochen getupft, das pudrigen Pendant mit einem Stippling Brush darüber gestäubt. Am Ende heißt es: schichten, schichten, schichten. Grenzen gibt es hier nämlich fast keine, würde ich mal behaupten.

Inzwischen wäre ich vong Timing her eigentlich schon längst mit meinem gesamten Look fertig. Nun gut, aber jetzt kommen halt erst die Augen. Die Lider tauche ich heftigst in Lidschattenprimer. Gute Vorarbeit ist hier unabdingbar, denn meine Lider müssen so circa 10 Produkte tragen. Ohne eine anständige Base geht also nix. Ist die Schicht einmal durchgetrocknet, packe ich das gesamte Lid in dunkleroten und orangefarbenen Lidschatten. Kylie Jenner Vibes for real. In die Lidfalte kommt noch ein softer Grauton. Alles schön verbuffert und der Lidschattenpart ist erstmal durch.

Nun kommt Eyeliner! Jede. Menge. Schwarzer. Eyeliner. Diesen ziehe ich am gesamten Wimpernkranz entlang. Denn: ein anständiger Wing muss her! Also ziehe und ziehe ich die schwarze Linie, bis ich das Gefühl habe, es reicht. Da hier später noch falsche Wimpern drüber kommen, lohnt es sich mit dem Liner auch zwischen die einzelnen Wimpernhärchen zu malen. So entsteht eine schöne dicke Linie. Kurz trocknen lassen, fertig sind die Wings.

Und nun wird getuscht. Und zwar nicht einmal. Nicht zweimal. Jap, dreimal! Wimpern so schwer als gäb’s kein Morgen mehr, so soll das sein. Ich tusche also drei Schichten auf meine Wimpern, die sich schon jetzt anfühlen, als würden sie ersticken. Meine Haut fühlt sich ähnlich an. Aber gut, das Projekt wird nun durchgezogen.

Meine Lippen stemple ich ordentlich mit meiner verwendeten Foundation ab. So schaffe ich eine gute Grundlage, um gleich meinen matten Lipstick aufzutragen. Einmal alles mit Lipliner umrandet, Lippenstift drauf und fertig is die Chose. In punkto Lipliner habe ich einfach etwas über die Lippen gemalt. Gut getrickst ist die halbe Miete, denn so kreiere ich mir einfach selbst #plumpedlips. Der Gang zum Beautydoc, der mit Hyaluron die Lippen aufplustert, war mir das Projekt dann doch nicht wert. Egal, jetzt hab ich ja schöne #mattelips und das ist auch gut so.

Von meiner Seite aus wär’s das nun. Aber ich brauche unbedingt noch falsche Wimpern. Vollständigkeitshalber.

Ich gehe also an einen Benefit Counter, lasse mir eben Fake Lashes aufkleben und ehrlich gesagt bin ich fertig mit der Welt. Die Last auf meinen Lidern? Gewaltig. Ich komme an einen Punkt, an dem ich mich ernsthaft frage, wie die Mädels es a) schaffen, jeden Tag so viel Kram durch die Gegend zu schleppen und b) hinbekommen, jeden Morgen um 4 Uhr aufzustehen, um das ganze Prozedere zu wiederholen.

Na gut, aber der Look ist fast fertig. Ich schnappe mir noch eben ein Fake-Septum und wurschtel es mir an die Nase. Dazu packe ich mir einen Leder-Joker um den Hals, werf mir ’ne Bomberjacke über, reisse ein, zwei Löcher in meine Jeans und schlupfe in weiße Adidas Superstars.

Das Insta-Bae ist fertig!

So, und wie fühlt es sich an ein Bae zu sein? Nicht gut, sage ich euch. Ich fühle mich uniformiert und bin peinlich berührt. Ich laufe durch die Stadt und begegne jungen Mädels, die genau so aussehen wie ich. Kein Witz! Unsere Blicke kreuzen sich, wir nicken uns zu, als wär klar, dass wir zur gleichen Sekte gehören. Sie ziehen sich den Zopf nach (tight, tight muss er sein!), gackern und sind an der nächsten Häuserecke verschwunden. Ich steige in die U-Bahn, begegne noch mehr Lemmingen und verspüre das große Bedürfnis mich abzuschminken. Aber: ich halte durch. Zu groß war der Aufwand, da kann ich das Zeug nicht gleich wieder herunterkratzen.

Ich gehe zur Arbeit und werde von meiner Kollegin Sarah zehn Minuten lang ausgelacht. Meine andere Office-Mitbewohnerin schaut mich ungläubig an und weiß gar nicht was sie sagen soll. Sprachlos, das bin ich auch, wenn ich mich im Spiegel sehe. Und ich frage mich immer wieder, wie Frauen sich so viel Beautyprodukte ins Gesicht klatschen können, wobei sie am Ende doch aussehen wie so viele andere. Ist das wirklich das Schönheitsideal, was sie verfolgen? Oder wissen sie es nur nicht besser? Letzteres kann ich mir einfach nicht vorstellen, weil man für einen solchen Look ja dann doch jede Menge Beautystuff und Know-How benötigt.

Und ich frage mich auch: kann es wirklich sein, dass Frauen einen Look anstreben, der alle gleich aussehen lässt? Irgendwie kapier ich es nicht. Dieses Ideal frisst so viel Zeit, um es zu kreieren, so viel Geld, um all das Make-up zu shoppen, so viel Zeit, um sich wieder abzuschminken. Und im Sommer? Solch ein Look trägt sich doch nicht angenehm. Allein die Vorstellung von 30° C, Sonnenschein und den zahlreichen Schichten, die sich auf meiner Haut zu flüssigem beigefarbenem Saft vermischen, der mir dann auf die weiße Klamotte tropft. Einzeln getragen sind die Elemente dieses Looks ja fein, aber in total?! I don’t get it! Kann mir das vielleicht jemand erklären?

*Achtung: in diesem Text steckt Ironie.